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# taz.de -- Handball-Bundesliga: Kiels Niederlage freut die Konkurrenz
> Nach dem 34:30-Sieg über den THW Kiel steht die SG Flensburg-Handewitt an
> der Tabellenspitze der Handball-Bundesliga.
Bild: Flensburger Sturmlauf: Kiels Patrick Wiencek (links) blockt Steffen Weinh…
FLENSBURG taz | Eine halbe Stunde war das Spiel schon vorbei, als Anders
Eggert den Autogrammjägern entflohen war und in die Kabine der SG
Flensburg-Handewitt eilte. Neun Tore hatte er im Spitzenspiel der
Handball-Bundesliga gegen den THW Kiel erzielt. „Es ging fast alles“, sagte
der Linksaußen der SG.
„Das war ja fast optimal, vor allem in der ersten Halbzeit“, freute sich
auch Flensburgs Trainer Ljubomir Vranjes. So siegte die SG mit
34:30-(20:13-)Toren gegen den Rekordmeister, die 6.300 Fans in der Halle
feierten das Team noch lange.
Die gesamte Liga dürfte das Resultat mit Zufriedenheit zur Kenntnis
genommen haben. Denn mit dem Sieg der Flensburger, die mit 25:5-Punkten den
Kielern (24:4) die Tabellenführung abjagten, rückt die Spitzengruppe eng
zusammen. Sogar bei den Rhein Neckar-Löwen (21:7), nach Minuspunkten der
Tabellenfünfte, dürften nun wieder Meisterschaftsambitionen aufflammen, wie
auch beim HSV Handball (18:6).
„Wunderbar, dass wir die Liga wieder spannend machen konnten“, sagte
Nationalspieler Holger Glandorf. „Wir waren die ganze Zeit heiß, es war
großartig.“ Der überragende Mann allerdings war SG-Torhüter Mattias
Andersson. „Siege gegen Kiel schmecken besonders“, sagte er.
Dabei waren die Kieler cool in das 76. Landesderby gestartet. Kapitän Filip
Jicha & Co. demonstrierten Selbstbewusstsein, spulten ihre Angriffssysteme
gegen die 6:0-Deckung der Flensburger maschinenhaft ab. Und wer weiß, wenn
Kiels Patrick Wiencek in der zwölften Minute seinen Tempogegenstoß zur
5:7-Führung verwandelt hätte, dann wäre dieses Spiel womöglich völlig
anders gelaufen. Aber Mattias Andersson, der schwedische Keeper, riss sein
Knie rechtzeitig hoch und leitete einen Schnellangriff ein, den Spielmacher
Thomas Mogensen verwertete.
Das war das Fanal für die über 6.000 Fans, die nun immer wieder aufstanden
und die SG zu einem Lauf antrieben. Immer wieder verzweifelten die „Zebras“
nun an Andersson, der in der ersten Hälfte schon auf zehn Paraden kam und
damit die THW-Keeper Johan Sjöstrand und Andreas Palicka klar ausstach.
Allerdings trieb die SG-Defensive, die zunehmend aggressiver agierte, die
Kieler auch zu Verzweiflungswürfen. „Wir haben zurecht verloren“,
anerkannte Jicha, der allerdings mit den Pfiffen der Schiedsrichter
haderte.
## Extrem clever
Auch eine Auszeit, die THW-Coach Alfred Gislason beim Stand von 12:8 (18.)
nahm, unterbrach diesen Lauf nicht mehr. Die SG spielte weiterhin extrem
clever. SG-Coach Vranjes hatte offenbar angeordnet, den THW auch mit dem
erweiterten Tempogegenstoß unter Druck zu setzen – hier zeichnete sich vor
allem Rückraum-Linkshänder Steffen Weinhold aus, der seit Wochen in
bestechender Form spielt. Als er einen Ball aus einem weiteren
Tempogegenstoß in die Maschen drosch, führte die SG erstmals mit sieben
Treffern (20:13, 29.). In der zweiten Hälfte hatte die SG erstaunlich wenig
Mühe, den Vorsprung zu verwalten.
Die Flensburger, die in der Bundesliga seit zwei Jahren ungeschlagen sind,
bauten ihre Serie mit dem Sieg auf 19:1-Punkte aus. Die Nordlichter
dürften, wenn sie von Verletzungen verschont bleiben, sich als ernsthafter
Konkurrent für den Rekordmeister erweisen. Das Vranjes-Team ist
spieltaktisch derzeit das Nonplusultra in der Handball-Bundesliga.
Eigentlich sind die Profis im Rückraum Gegnern wie dem THW, dem HSV oder
auch den Füchsen Berlin rein physisch unterlegen. Aber mit ihrem
ausgezeichneten Timing und einem krassen Tempo kann diese Offensive, in der
Weinhold noch heraussticht, jede Defensive auseinanderspielen. Die Liga,
die ein Jahrzehnt vom THW Kiel dominiert wurde, scheint so offen wie schon
lange nicht mehr.
24 Nov 2013
## AUTOREN
Erik Eggers
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