Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Arbeitsrecht: Krieg in der Brauerei
> Das Arbeitsgericht hat eine Klage des Beck’s-Betriebsratsvorsitzenden
> abgewiesen. Er ist sich sicher: Inbev will ihn und die Belegschaft
> einschüchtern
Bild: Norddeutsches Bier auf dem Weg nach München: Dort kann Beck's billiger b…
Für Jens Bujok, Betriebsratsvorsitzender der Brauerei Beck’s, ist der Fall
klar: Die drei Abmahnungen, die er im Herbst 2012 von seinem Arbeitgeber
Inbev erhalten hat, waren eine „Drohgebärde des Arbeitgebers“. Für Inbev
indes handelte es sich um eine „arbeitsrechtliche Auseinandersetzung
zwischen Arbeitgeber und einem Mitarbeiter“. Gestern wurde der Fall vorm
Arbeitsgericht Bremen verhandelt – und Bujoks Klage abgewiesen.
Sowohl Bujok als auch Dieter Nickel, Geschäftsführer der Gewerkschaft NGG,
sind sich dennoch sicher: „Konsequente Interessenvertretung ist im Konzern
nicht erwünscht“ – nur deshalb habe Bujok vor gut einem Jahr gleich drei
Abmahnungen an einem Tag erhalten. Zwei davon bezogen sich auf sogenannte
„Vario-Tage“, also flexibel einsetzbare freie Tage: „Bislang musste ich d…
nicht beantragen, sondern nur in ein Formblatt eintragen“, sagt Bujok.
Kollegen an anderen Standorten, sagt er, würden die Vario-Tage bis heute so
handhaben wie er, bekämen deswegen aber keinen Ärger. Die dritte Abmahnung
betraf eine Fahrt nach Berlin zum Arbeitsgericht, und hier räumt Bujok ein,
dass er sich dafür möglicherweise formal nicht ganz korrekt abgemeldet
habe: „Aber deswegen abzumahnen, ist trotzdem lächerlich.“
Seine Erklärung: „Wir segeln beim Betriebsrat Bremen hart am Wind.“ Das
Verhältnis zwischen Betriebsrat und Inbev, sagt auch Nickel, sei nicht das
beste, die 1.400 Mitarbeiter starke Belegschaft in Bremen sei „recht
aufmüpfig“. 2012 habe es Tarifauseinandersetzungen mit Warnstreiks gegeben,
„und die Abmahnungen sollten ganz sicher ein Warnschuss für alle sein“.
Dabei sei die Gewerkschaft Inbev von 2011 bis heute sogar entgegengekommen:
„Seitdem bieten wir Lohnzurückhaltung an, damit die Arbeitsplätze in Bremen
sicher bleiben.“ Aber darauf habe sich die Geschäftsleitung nicht
eingelassen, und auch Teilzeit-Anträge von MitarbeiterInnen seien abgelehnt
worden. „Unverständlich angesichts der Tatsache, dass nun 151 Stellen in
Bremen abgebaut werden sollen“, so Nickel. Gerade angesichts dessen, sagt
Bujok, sei er sich sicher: „Die Belegschaft wird sich von Warnschüssen
nicht einschüchtern, sondern eher provozieren lassen.“
Die Abmahnungen, sagt hingegen Inbev-Sprecher Oliver Bartelt, hätten nichts
mit Bujok als Betriebsratsvorsitzendem zu tun gehabt, „sondern mit einem
Mitarbeiter, der aus Unternehmenssicht seine Rolle als Betriebsrat so
auslegt, als würden die normalen Dinge im Arbeitsleben für ihn nicht
gelten“. Andere Angestellte müssten sich schließlich auch ordnungsgemäß a…
und abmelden. Konsequenzen hätten die Abmahnungen für Bujok nicht, „da es
seither eine Verhaltensbesserung gegeben hat“.
Über das Verhältnis zur NGG und zum Betriebsrat sagt Bartelt: „Es gab immer
nur Ansagen, dass es Tariferhöhungen geben muss.“ Und durch die hohen
Tarifabschlüsse in Bremen müssten nun Braumengen verlagert und Mitarbeiter
entlassen werden: „In München können wir billiger produzieren.“ Die
Prognosen des Konzerns habe der Betriebsrat stets ignoriert.
Der, so Bujok, sei zu keinem Zeitpunkt vorab über die geplanten
Entlassungen informiert worden. Und Nickel sagt: „Momentan wird über
Produktions- und Personalplanung für 2014 verhandelt – und bei dem knappen
Personalbedarf, den Inbev ansetzt, ist der Einsatz von Leiharbeitern
vorprogrammiert.“
5 Dec 2013
## AUTOREN
Simone Schnase
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.