# taz.de -- Handelskammer: Handelskrieg am Adolphsplatz | |
> Die Grünen fordern weit gehende Transparenz im Finanzgebaren der Kammer. | |
> Die Führungskräfte sollen ihre Einkünfte offenlegen. Die wollen aber | |
> nicht. | |
Bild: Hat Stress mit den Grünen: Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jö… | |
HAMBURG taz | Das sei „alles vollkommen undurchsichtig da drüben“, sagt der | |
Parlamentarische Geschäftsführer der grünen Bürgerschaftsfraktion, Anjes | |
Tjarks, und nickt Richtung Fenster. Aus dem Konferenzraum der Grünen im | |
Rathaus hat man über den Innenhof hinweg einen direkten Blick auf die | |
angrenzende Handelskammer am Adolphsplatz, doch was hinter deren schmucken | |
Mauern vor sich geht, findet Tjarks „total intransparent“. Deshalb hat er | |
für die morgige Bürgerschaftssitzung einen Antrag vorgelegt, der einer | |
Kriegserklärung an die Kammer nahe kommt. | |
Diese soll mit einer neuen gesetzlichen Regelung gezwungen werden, die | |
Gehälter ihres Hauptgeschäftsführers und seiner Stellvertreter sowie deren | |
sonstige Vergütungen vollständig offenzulegen. Dieselbe Forderung hatte | |
schon die oppositionelle Liste „Die Kammer sind Wir“ erhoben, die mit fast | |
20 Prozent der Stimmen ins Kammerplenum eingezogen ist. | |
Die Grünen wollen zudem die Arbeitsverträge der Geschäftsführer auf sechs | |
Jahre befristen, mit der Möglichkeit der Verlängerung. „Die Handelskammer | |
legt ein vollkommen inakzeptables Finanzgebaren an den Tag“, sagt Tjarks, | |
„das darf so nicht weitergehen.“ | |
Soll es aber, wenn es nach der Kammer geht. Die empört sich in einem | |
Schreiben an den grünen Fraktionsvorsitzenden Jens Kerstan, das der taz | |
vorliegt, über diesen parlamentarischen Vorstoß. Dieser sei als | |
„unbegründeter und unzulässiger Eingriff in die Selbstverwaltungskompetenz | |
unserer Handelskammer zurückzuweisen“, schreiben Kammerpräses Fritz Horst | |
Melsheimer und Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz. Den Vorwurf | |
der Intransparenz weisen die beiden „mit aller Entschiedenheit zurück“. | |
Die Grünen beziehen sich auf die Transparenzregeln für die Wirtschaft. | |
Danach müssen börsennotierte Unternehmen die Vergütungen ihrer | |
Vorstandsmitglieder offenlegen. Auch die Bezüge der Vorstände und | |
Geschäftsführer der Hamburger öffentlichen Unternehmen werden | |
veröffentlicht. Daraus wurde ersichtlich, dass zwölf Hamburger Top-Manager | |
im Jahr 2012 mehr verdienten als der Bürgermeister. | |
An diesen Transparenzregeln müsse sich auch die Kammer als Körperschaft | |
öffentlichen Rechts messen lassen, findet Tjarks. Diese aber veröffentlicht | |
lediglich den Finanzrahmen: 2012 haben demnach 14 Führungskräfte zusammen | |
2.080.255 Euro erhalten, im Schnitt also rund 150.000 Euro pro Kopf. Dies | |
sei im Einklang mit dem Handelsgesetzbuch, schreiben Melsheimer und | |
Schmidt-Trenz. | |
Zudem sei der Versuch, in der Bürgerschaft eine gesetzliche Regelung dieser | |
Fragen zu erreichen, gar nicht statthaft, monieren die beiden: „Wir | |
bestreiten die entsprechende Regelungskompetenz des Landesgesetzgebers“, | |
stellen der Präses und sein Hauptgeschäftsführer klar. Diese liege entweder | |
beim Bund oder unterstehe „der Selbstverwaltung der Handelskammer“. Das | |
Land Hamburg habe lediglich die Rechtsaufsicht inne. | |
Die aber liegt bei der Behörde des parteilosen Wirtschaftssenators Frank | |
Horch. Und der war vor seiner Zeit im Hamburger Senat von Mai 2008 bis | |
Januar 2011 – Präses der Handelskammer. | |
25 Feb 2014 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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