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# taz.de -- Unbeschwerte Grundschule: Unbenotet turnt besser
> Ein Bündnis will Noten in der Grundschule abschaffen und unterstützt
> damit die Bildungsministerin.
Bild: Zeugnisvergabe: Ob die Freude ohne Noten genau so groß ist?
KIEL taz | Im Turnunterricht scheitert Anton beim Seilspringen, im Zeugnis
steht am Ende eine Fünf. „Davon turnt er nicht besser, er lernt nur, Sport
zu vermeiden“, sagt Gudrun Schröder. Wie ihrem Enkel gehe es vielen
Kindern: „Sie wollen lernen, sie wollen etwas leisten – aber ohne Noten
geht das besser.“ Dafür treten Schröders Grundschulverband, die „Aktion
Humane Schule Schleswig-Holstein“ und das „Aktionsbündnis Gemeinsam für
humane Schule“ ein.
Die drei kleinen Vereine wollen der Kieler Bildungsministerin Waltraud
Wende (parteilos) den Rücken stärken. Die hatte im Februar vorgeschlagen,
dass bis Klasse acht ausführliche Berichte die Noten ersetzen. Lob gab es
von der Gewerkschaft für Wissenschaft und Erziehung (GEW). Die Opposition
im Landtag sprach sich dagegen aus, ebenso wie der Philologenverband, der
vor einer „Entprofessionalisierung der Schule“ warnte.
„Beim Thema Noten fühlen sich alle Erwachsenen als Experten, weil sie
früher selbst Noten bekommen haben“, sagte Schröder. Es sei wichtig, in die
hoch emotionale Diskussion „mehr Informationen zu bringen“. Noten dienten
dazu, Kinder „nach ihrer Verwertbarkeit für die Gesellschaft einzuteilen“.
Dies sei aber bei einer inklusiven Schule, in der Kinder mit Lernstörungen
und Behinderungen gleichberechtigt mit auf den Bänken sitzen, nicht
möglich. Angelika Klaska von der Aktion Humane Schule ergänzte: „Die Note
gibt dem Kind keine Rückmeldung, was es besser machen soll.“
Stimmt gar nicht, sagt Heike Franzen (CDU): „Kein Lehrer verteilt Noten
ohne ergänzende Erläuterungen.“ Aber erst die Note gebe Kindern und Eltern
eine klare Rückmeldung. „Wir helfen Kindern nicht, wenn wir ihnen den
Vergleich mit anderen ersparen“, sagte Franzen. „Spätestens wenn ihre
Bewerbung abgelehnt wird, müssen sie sich damit auseinandersetzen.“
Die Grünen im Landtag treten dafür ein, dass die Schulen selbst bestimmen,
ob sie Noten vergeben, Berichtszeugnisse schreiben oder „Kompetenzraster“
ausfüllen – dabei wird für ein Fach wie Deutsch in Kategorien wie
Rechtschreibung, Grammatik oder Wortschatz aufgeteilt.
Heute erhalten Schüler in Schleswig-Holstein in den ersten beiden
Grundschuljahren keine Noten. Im dritten Jahr dürfen, im vierten Jahr
müssen Noten gegeben werden. Besucht ein Kind danach eine
Gemeinschaftsschule, gibt es dort teilweise wieder Berichtszeugnisse. „Dies
führt dazu, dass viele Kinder nur in der 4. Klasse ein Zeugnis mit
klassischen Schulnoten bekommen“, sagte Anke Erdmann (Grüne). Wendes
Vorschlag diene dazu, diesen Bruch zu vermeiden.
Das Bildungsbündnis will weitergehen und Noten verbindlich abschaffen. Und
es fordert mehr Stellen, um inklusiv unterrichten zu können. Dies gelte es
ernst zu nehmen, so Sven Krumbeck (Piraten): „Das Bündnis sollte nicht als
Claqueur für die Ministerin wahrgenommen werden.“
14 Mar 2014
## AUTOREN
Esther Geisslinger
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