# taz.de -- Barenboims Akademie: Ein Haus der Hoffnung | |
> In Mitte entsteht die Barenboim-Said Akademie, an der Stipendiaten aus | |
> Israel und dem Nahen Osten ab Herbst 2016 gemeinsam musizieren sollen. | |
Bild: Noch ist die Barenboim-Said Akademie nur ein Guckkasten-Modell | |
Noch kann man es sich kaum vorstellen: Hier, in dem seit Jahren leer | |
stehenden ehemaligen Magazin der Staatsoper Unter den Linden, in dem früher | |
Kulissen gelagert wurden und wo sprichwörtlich der Putz von der Decke | |
fällt, soll in nur zwei Jahren Bauzeit eine schick eingerichtete | |
Musikakademie entstehen. Die Barenboim-Said Akademie soll 21 Proberäume | |
haben, Büros, ein öffentliches Foyer mit Café und einen Konzertsaal mit | |
mehr als 600 Plätzen. | |
Der rostige Stahl, der alte Beton – all das soll raus aus dem unter | |
Denkmalschutz stehenden Industriegebäude, das größtenteils entkernt wird. | |
Für etwas mehr als 33 Millionen Euro hat Berlin nun eine Großbaustelle | |
mehr, gleich neben dem Stadtschloss und der Staatsoper Unter den Linden | |
selbst, die schon seit Jahren kostspielig saniert wird. Falls alles nach | |
Plan läuft, was in Berlin bei Großprojekten bekanntlich selten der Fall | |
ist, soll die tatsächlich ziemlich einzigartige Akademie im Herbst 2016 | |
ihren Betrieb aufnehmen. | |
Michael Naumann, einst Staatsminister für Kultur und Medien und jetzt | |
Geschäftsführer der Barenboim-Said Akademie, gibt sich zuversichtlich. Die | |
Betriebskosten, sagte er bei der Präsentation des Projekts zusammen mit | |
Daniel Barenboim und Kulturstaatsministerin Monika Grütters am Dienstag, | |
seien für die ersten Jahre der Akademie „halbwegs gedeckt“. | |
Bis zu 90 Stipendiaten aus Israel und den arabischen Ländern im Nahen Osten | |
sollen in der Akademie eine zweijährige Musikausbildung genießen können. | |
Sie sollen musizieren, sich vor allem aber austauschen und lernen, sich | |
gegenseitig zu verstehen und zu respektieren. | |
Ganz so, wie es auch bei Barenboims 1999 gegründetem West-Eastern Divan | |
Orchestra der Fall ist, das seit seiner Gründung weltweit Aufsehen erregt, | |
weil hier Israelis und Palästinenser gemeinsam musizieren und damit die | |
Utopie eines besseren Miteinanders im Nahen Osten symbolisieren. „Die | |
Akademie“, sagt dann auch Daniel Barenboim, selbst Jude und seit vielen | |
Jahren Generalmusikdirektor der Staatsoper in Berlin, sei „die | |
Weiterführung der Idee des Orchesters“. | |
Barenboim hat sein einzigartiges Orchester damals mit seinem inzwischen | |
verstorbenen Freund, dem palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward | |
W. Said gegründet, wodurch sich nun der Name der Barenboim-Said Akademie | |
erklärt. Für Berlin und Deutschland hat eine solche Begegnungsstätte in | |
unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor eine hochsymbolische Bedeutung: | |
Mit der Verwirklichung einer außergewöhnlichen Idee will man zeigen, dass | |
einem die Lösung des Nahostkonflikts auch weiterhin am Herzen liegt. | |
Natürlich weiß aber auch Barenboim selbst – so hat er sich dazu auch immer | |
wieder geäußert –, dass er mit Musik die Probleme im Nahen Osten nicht zu | |
lösen vermag. Dementsprechend will er seine Akademie auch nicht als mehr | |
als „ein Haus der Hoffnung auf Vernunft und Harmonie“ verstanden wissen – | |
was ja auch schon eine ganze Menge ist. | |
6 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Andreas Hartmann | |
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