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# taz.de -- Volksentscheid Tempelhofer Feld: Wie es ihnen gefeld
> Nach der Klatsche für die Senatspläne auf dem Tempelhofer Feld betonen
> Opposition und Initiative die Rolle der Berliner bei künftigen
> Großprojekten.
Bild: Das nächste Areal, um das gerungen werden darf
Der Tag nach dem Volksentscheid über das Tempelhofer Feld begann mit einem
seltenen Eingeständnis des Regierenden Bürgermeisters: „Das ist in der Tat
eine Niederlage, und sie ist auch deutlich“, sagte Klaus Wowereit, der in
dieser Legislatur schon einige Rückschläge verkraften mussten, am Morgen im
rbb. Am Sonntag hatten sich beim Volksentscheid knapp zwei Drittel der
Berliner gegen eine Randbebauung des Feldes mit Wohnungen ausgesprochen.
Das nötige Quorum, wonach mindestens ein Viertel aller
Abstimmungsberechtigten dem Gesetzentwurf zustimmen müssen, wurde deutlich
überschritten (siehe Grafik).
„Jetzt muss verhandelt werden, wie die beschlossene Nichtbebauung umgesetzt
wird“, sagte Kerstin Meyer vom Presseteam der Initiative 100 % Tempelhofer
Feld. An diesem Prozess der Weiterentwicklung des Feldes, bei dem die
Bürger im Zentrum stehen sollen, werde sich die Initiative natürlich
beteiligen. Dabei soll herausgearbeitet werden, was „auf dem Feld möglich
ist“ – unter besonderer Berücksichtigung des Naturschutzes, wie es das vom
Volk nun beschlossene Gesetz vorsieht.
Eigentlich hatten die Grünen angekündigt, auch nach einem Sieg der
Initiative schnell eine neue Diskussion über eine Bebauung des Feldes vom
Zaun brechen zu wollen. Parteichefin Bettina Jarasch auf dem Parteitag Ende
März: „Am 26. Mai werden wir dastehen und die Debatte neu beginnen!“ Davon
war am Montag keine Rede mehr – zu deutlich war wohl der Erfolg der
Bebauungsgegner ausgefallen.
Stattdessen schlug Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek vor, über das
bestehende Flughafengebäude nachzudenken. Als Erstes müsse es saniert
werden und eine vernünftige Nachnutzung erhalten. „Warum machen wir nicht
aus dem Flughafen Tempelhof einen ,Kulturhafen Tempelhof‘?“, fragte Kapek
und schwärmte von einem multifunktionalen Gebäude, das neben der Zentral-
und Landesbibliothek (ZLB) auch Raum für Museen, Events und
Kreativwirtschaft biete. Ein „Planungsrat“ solle gebildet werden, um alles
Weitere mit den BürgerInnen zu koordinieren. Für die ZLB hatte der Senat
einen Neubau auf dem Tempelhofer Feld vorgesehen, der nun nicht mehr
umgesetzt werden kann (siehe Text unten).
Zugleich verschärften die Grünen ihre Kritik am Regierende Bürgermeister.
Wowereit habe die verdiente Quittung für seinen Umgang mit Großprojekten
erhalten, so die andere Fraktionschef Ramona Pop. „Dass er nicht mehr der
Richtige ist, haben wir ja schon bei unserem Misstrauensvotum im
vergangenen Jahr gesagt. Die BürgerInnen scheinen unsere Sicht jetzt zu
teilen.“
Die Piraten forderten ein generelles Umdenken in der
Stadtentwicklungspolitik. „Der Volksentscheid muss eine Lehre sein.
Masterpläne von oben sind in Berlin unerwünscht“, sagte Heiko Herberg,
parlamentarischer Geschäftsführer der Piraten-Fraktion. Denn mit dem
Spreepark „erwarte die Stadt schon die nächste Debatte über ein
nachhaltiges Nutzungskonzept“. Der seit über zehn Jahren stillgelegte
Vergnügungspark im Plänterwald ist seit Kurzem wieder Eigentum des Landes.
Ähnlich äußerte sich die Linkspartei: „Der Erfolg der Gesetzesinitiative
ist ein Sieg für die städtebauliche Vernunft, er ist eine Aufforderung zu
einem ökologisch und sozial nachhaltigen Umgang mit den öffentlichen
Flächen der Stadt“, sagte Landeschef Klaus Lederer. Er forderte eine „neue
politische Kultur“.
26 May 2014
## AUTOREN
Claudius Prösser
Bert Schulz
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