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# taz.de -- Vorrunden WM-Bilanz (3/4): Die Ballonseide ist verschwunden
> Trainer mit Bauch rund wie ein Fußball und Jogginganzug sterben aus.
> Durchgesetzt hat sich der Typus Kreditsachbearbeiter. Wie schade.
Bild: Ein Trainer wie aus einer anderen, besseren Welt: Frank Pagelsdorf.
Der Trainer des Jahres 2014 ist ein gut ausgebildeter Fußballlehrer und so
sieht er auch aus. Er könnte genauso gut ein durchtrainierter Dermatologe
sein, ein schlanker Kreditsachbearbeiter, ein jung gebliebener
Ministerialreferent oder ein sich bewusst ernährender Hochschullehrer.
Professoren sehen nämlich auch nicht mehr aus wie früher: Die rauchen nicht
mehr, sind nicht mehr dick und tragen keinen schlecht sitzenden Anzug mehr.
Doch es gibt sie noch, die guten alten Trainer, die bulligen Kerle, die
einem ihre Pranke auf die Schulter kloppen, die Welt in einem Satz erklären
und eigentlich in Ballonseide stecken sollten. Sie sind aber ein
Auslaufmodell. Die bulligsten unter ihnen mussten das Turnier leider schon
verlassen: die Roy Hodgsons und Vicente del Bosques. Und wie lange die
anderen Dicken noch im Turnier bleiben, der feiste Luiz Felipe Scolari, der
tänzelnde Miguel Herrera oder der zum Abklatschen neigende Louis van Gaal,
das weiß keiner.
Die Zukunft gehört den Schlanken. Leider. Es sind die mit den immer
gleichen Sorgen-, Ärger-, Gratulier- und Jubelgesten. Sie heißen Jogi
Klinsmann und Jürgen Tabarez, Jorge Luis Löw und Oscar Hitzfeld, Didier
Wilmots und Oscar Deschamps. Sie reden wie Staatssekretäre, werden
ausgestattet von Strenesse und wenn ihnen die Fifa einen Fragebogen
zuschicken würde, könnten sie den auch auf Englisch beantworten.
Das ist das Ende der Fußballwelt, wie wir sie kennen.
Fast jedenfalls. Denn bekanntlich ist der Ball so rund wie das Gesicht von
Scolari und der Bauch von Herrera. Wenn die im Trainingsanzug zum
Achtelfinale kämen, wenn sie dann auch noch außerhalb der Coachingzone
rumspuckten und wenn sie sich sogar dem Vierten Offiziellen mal anders als
händeschüttelnd und höflich näherten – hach, dann wäre der Fußball doch
noch nicht verloren.
28 Jun 2014
## AUTOREN
Martin Krauss
## TAGS
WM 2014
Trainer
Jogi Löw
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