# taz.de -- Contra Abriss: Geschichte geht weiter | |
> So eine Schande! Als schäme sich die Stadt ihrer Nachkriegsgeschichte, | |
> will Hamburg deren bauliche Zeugen lukrativ beseitigen. | |
Bild: Es ist nicht alles nur negativ an den City-Hochhäusern! | |
HAMBURG taz | Hässlich seien sie, schandfleckig, nicht mehr zeitgemäß und | |
deswegen gehören die Hochhäushäuser aus den 1950er-Jahren am Klosterwall | |
abgerissen. So [1][//www.taz.de/Pro-Abriss/!143102/:argumentieren] die, die | |
jene vier elfstöckigen Gebäude des Architekten Rudolf Klophaus verschwinden | |
sehen wollen. Allen voran die Finanzbehörde, die gerade den Abriss | |
empfohlen hat. | |
Aber nicht Ästhetik ist hier die treibende Kraft, sondern Profit: Mit einer | |
Abrissgenehmigung lässt sich für das Grundstück, das zum Verkauf | |
ausgeschrieben werden soll, ein hoher Preis erzielen. Höher als die gut 30 | |
Millionen Euro, die ein Investor 2012 zu zahlen bereit war. Oder wie es im | |
Drucksachenentwurf der Finanzbehörde heißt: „Aufgrund der derzeit günstigen | |
Finanzmarktsituation ist für diese Variante nunmehr von einem höheren Erlös | |
auszugehen, der die Gebote für eine Sanierungsvariante um einen geschätzten | |
zweistelligen Millionenbetrag übersteigen wird.“ | |
Dass die Häuser „nicht mehr zeitgemäß“ seien, wie es etwa der SPD-Mann D… | |
Kienscherf im Abendblatt formuliert, ist kein Argument. Sind traditionelle | |
Blockrandbebauung und dunkler Klinker „im direkten Zusammenhang mit der | |
potenziellen Welterbestätte Ensemble Kontorhausviertel“, wie es in der | |
ersten Ausschreibung für das Grundstück 2012 als Vorgabe für einen Neubau | |
formuliert war, zeitgemäß? Wohl eher reaktionär. | |
Der Denkmalschutz, unter dem das Ensemble steht, soll doch gerade davor | |
bewahren, alles abzureißen, was den politischen Akteuren gerade nicht | |
gefällt oder dem höheren Verkaufswert im Wege steht. | |
Diese vier Gebäude nahe des Hauptbahnhofes waren die ersten Hochhäuser, die | |
nach dem Zweiten Weltkrieg in Hamburg gebaut wurden. Legte man den von | |
Klophaus verwendeten hellen Kunststein unter der in den 70ern angebrachten | |
grauen Fassade wieder frei, wäre die Leichtigkeit dieser wuchtigen Gebäude | |
wieder sichtbar. Denn bei ihrer ganzen Größe versperren sie weder Weg noch | |
Sichtachsen, sie sind durchlässig und brauchen eine sachverständige | |
Sanierung, die das wieder herausarbeitet. | |
Es gibt keinen vernünftigen Grund, aus dem nur ein Abriss in Frage kommen | |
soll. Außer man findet es vernünftig, dass die Stadt allein finanzielle | |
Interessen vertritt. Und es gibt schon gleich gar keinen vernünftigen | |
Grund, warum der Klinkerexpressionismus des frühen 20. Jahrhunderts, aus | |
dem das Kontorhausviertel stammt, schützenswerter sein soll als die | |
Nachkriegsarchitektur der 50er-Jahre. | |
Jenseits ihrer historischen Bedeutung bieten die vier Gebäude auch ganz | |
einfach viel Platz. Mit politischem Willen und entsprechendem Investor | |
könnte hier eine Menge Wohnraum mitten in der Stadt entstehen. | |
Mietwohnungen bringen natürlich nicht die erhofften Summen ein, könnten | |
jedoch für die immer wieder geforderte Belebung der Innenstadt sorgen. | |
Das letzte Wort hat der Senat und es wäre wirklich schade, ließe er sich | |
nur vom Geld leiten. Denn mit den Hochhäusern verschwände ein Stück | |
Stadtgeschichte. | |
25 Jul 2014 | |
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## AUTOREN | |
Ilka Kreutzträger | |
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