| # taz.de -- Paläste in Genua: Wo einst die Könige abstiegen | |
| > Die Stadt Genua öffnet ihre barocken Adelsitze für das Volk. Die | |
| > Prachtpaläste wurden 2006 von der Unesco in die Liste des Weltkulturerbes | |
| > aufgenommen. | |
| Bild: Palacio San Giorgio in Genua. | |
| Der Bürgermeister von Genua, Marco Doria, ist ein Nachfahre jenes Admirals | |
| Andrea Doria, der im 16. Jahrhundert auszog, um die Stadt gegen die Piraten | |
| zu verteidigen. Vor zwei Jahren wurde er als Kandidat der ökologischen | |
| Linken zum Bürgermeister gewählt. Aber das Regieren ist nicht leicht. Am | |
| Stadtrand stehen hohe Wohnsilos. Die Gemeindekassen sind leer. Aber dafür | |
| stehen in Genua barocke Paläste, die zu den schönsten Europas gehören. | |
| Sie werden jetzt von Doria und seiner Verwaltung jedes Jahr für ein paar | |
| Tage zur Besichtigung freigegeben. Das bringt zwar kein Geld, aber | |
| Touristen in die Stadt, die oft nur als Ferienhafen wahrgenommen wird. Die | |
| barocken Palazzi sind Teil der glorreichen Vergangenheit der Stadt. Genua | |
| war bis 1815 eine unabhängige Seerepublik. | |
| Die Stadt wurde von reichen Aristokratenfamilien regiert, zu den | |
| mächtigsten gehörten die Doria, die Spinola, die De Ferrari und die | |
| Pallavicino. Da es in der Republik keinen König gab, gab es auch keinen | |
| Königspalast, um hochherrschaftliche Reisende unterzubringen. | |
| Deshalb wurden Prinzen, Kardinäle und Diplomaten anderer Länder in den | |
| Palästen der Patrizier einquartiert. Diese noble Pflicht, über die nicht | |
| immer alle Gastgeber erfreut waren, aber auch die Kategorie der Häuser, | |
| wurden auf gerolltem Pergament festgeschrieben. Diese gaben den Häusern den | |
| Namen „Palazzi dei Rolli“. | |
| Die „Rolli“, wie die Genueser ihre Prachtpaläste nennen, wurden 2006 von | |
| der Unesco in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Denn sie stellen | |
| das erste Beispiel für ein Projekt städtischer Entwicklung in Europa dar. | |
| Die Paläste wurden im 16. und 17. Jahrhundert als einheitliche Struktur und | |
| nach den Plänen des Stadtparlaments gebaut. Die Besucher werden durch | |
| Tanzsäle, Schlafzimmer und Großküchen geführt. | |
| Bei den ersten „Rolli Days“ waren nicht nur Touristen unterwegs, sondern | |
| auch viele Genueser, die wissen wollten, wie es hinter den Fassaden | |
| aussieht, an denen sie so oft vorbeilaufen. Die nächsten Rolli Days finden | |
| am 20./21. September statt. | |
| 30 Aug 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Michaela Namuth | |
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