| # taz.de -- Kolumne Sachverstand: Hot Water Challenge | |
| > Wer allein wohnt, muss sich eben mit der Einrichtung unterhalten. Und die | |
| > hat einiges zu erzählen. Heute: der Wasserkocher. | |
| Bild: Zu heiß gebadet? | |
| „Das war’s dann wohl mit dem Sommer“, sagt der Wasserkocher. Ich stehe mit | |
| der leeren Wärmflasche in der Küche und beobachte fröstelnd den Himmel, an | |
| dem die Wolken schneller ziehen als Helmut Schmidt an seiner Zigarette. | |
| „Wir haben grad mal August“, sage ich. „Da kommt noch was.“ | |
| „Pfffff“, macht der Wasserkocher, was eine Antwort sein könnte oder seine | |
| Reaktion auf die Stromzufuhr. Ich nehme ihn vom Aufheizsockel und mache | |
| Anstalten, die Wärmflasche zu befüllen. | |
| „Nicht da rein“, ruft der Wasserkocher. | |
| „Wohin sonst?“, frage ich. | |
| „Du musst dir das Wasser über den Kopf kippen!“ | |
| „Du hast wohl zu heiß gebadet“, sage ich. | |
| „Auch“, sagt der Wasserkocher. „Aber das tut nichts zur Sache.“ | |
| „Würdest du mir dann bitte erklären, was das soll?“, frage ich. | |
| „Du bist nominiert“, sagt der Wasserkocher. „Hashtag Hot Water Challenge! | |
| Damit unterstützt du den Kampf gegen die Nervkrankheit ADHS. Spenden | |
| sammeln für einen guten Zweck und so.“ | |
| „Irgendwo hab ich das schon mal gelesen“, murmele ich. | |
| „Ja ja“, sagt der Wasserkocher. „Du musst jedenfalls mitmachen. Ich ertra… | |
| die da nicht mehr.“ Er deutet auf die Winkekatze, die auf dem Fensterbrett | |
| steht. | |
| „Warum?“, frage ich. | |
| „Sie winkt.“ | |
| „Das liegt vermutlich in ihrer Natur“, sage ich. | |
| „Wenn ich Natur will, geh ich raus“, sagt der Wasserkocher. „Wir leben hi… | |
| in geordneten Verhältnissen. Die Katze braucht Geld für Ritalin. Das ist | |
| doch nicht so schwer zu verstehen.“ | |
| „Geht so“, sage ich. „Was zum Beispiel hat kochendes Wasser mit ADHS zu | |
| tun?“ | |
| „Gar nichts“, sagt der Wasserkocher. „Ist aber ja auch völlig egal. Ein | |
| Video, in dem du etwas maximal Dämliches machst – das gibt Klicks ohne | |
| Ende!“ | |
| „Toll“, sage ich. | |
| Der Wasserkocher klappert ungeduldig mit dem Deckel. „Also, was ist jetzt?“ | |
| „Danke, ich verzichte. Da würde ich mir eher Eiswasser über den Kopf | |
| schütten.“ | |
| „Püh“, macht der Wasserkocher. „Auf was für Ideen du manchmal kommst.“ | |
| 29 Aug 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Franziska Seyboldt | |
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