# taz.de -- Werder Bremen rauscht in den Tabellenkeller: Die Leiden des SV Werd… | |
> Werder Bremen verliert gegen den VfL Wolfsburg 1:2 und gehört nach sechs | |
> Spielen ohne Sieg zu den Kellerkindern der Liga. | |
Bild: Das war nicht gut: Bremens Assani Lukimya, Cedrick Makiadi, Franco di San… | |
BREMEN taz | Seine Versuche, den Mangel des SV Werder Bremen in schöne | |
Worte zu kleiden, klingen leicht naiv. Im Angriff: „sehr griffig“. Das | |
Pressing: „sehr ordentlich“. Die Moral: „wirklich bewundernswert“. „W… | |
haben nie aufgesteckt“, sagte Robin Dutt und klang so optimistisch, als | |
habe seine Mannschaft gerade den Weg in die Spitzengruppe der | |
Fußball-Bundesliga geschafft. Tatsächlich gehört Werder nach sechs | |
Spieltagen ohne Sieg zu den Kellerkindern der Liga. Auch nach der | |
1:2(1:1)-Niederlage beim VfL Wolfsburg gilt: In der Hackordnung der stets | |
bemühten und am Ende doch erfolglosen Teams nehmen die Bremer derzeit eine | |
Spitzenposition ein. | |
Bei der Aufarbeitung der Misere eines Vereins, der sich einen Sparzwang | |
ohne hochkarätige Neuzugänge verordnet hat, werden höchst unterschiedliche | |
Töne angeschlagen. Dutt versuchte, aus dem Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 | |
(37. Minute) durch Marnon Busch und die knappe Niederlage ein Höchstmaß an | |
Zuversicht zu schöpfen. Er redet ein Team stark, das den Wolfsburger | |
Treffern von Ricardo Rodriguez (15.) und Ivica Olic (57.) nur ein | |
bescheidenes Aufbäumen entgegengesetzt hatte. | |
Werder etabliert sich in einer Krisenregion der Bundesliga und sucht | |
verzweifelt nach anderen Teams, deren Zustand ähnlich alarmierend ist. „Es | |
gibt ein paar Mannschaften auf unserer Augenhöhe“, findet Dutt. Während er | |
weiter den Gute-Laune-Onkel gab, klang die Analyse von Thomas Eichin | |
deutlich selbstkritischer. „Wir müssen auch mal etwas mitnehmen. Wir müssen | |
es mal schaffen, keine Fehler zu machen“, sagte der Geschäftsführer der | |
Bremer und sah dabei bitterernst bis böse aus. | |
Es klingt fast wie Mitleid. Woche für Woche betonen die mit Punkten | |
beschenkten Gegner, dass Werder Bremen eigentlich ganz ordentlichen Fußball | |
spiele. Doch mit Blick auf die Tabelle stellt sich allmählich die Frage, | |
wie viele Konkurrenten das stark verjüngte und damit nur bedingt | |
verbesserte Team wirklich hinter sich lassen könnte. Es gibt | |
Entwicklungsschritte wie zum Beispiel im Fall von Rechtsverteidiger Busch, | |
der seinen ersten Saisontreffer ausgiebig feierte. Aber der 19-Jährige, aus | |
dem eigenen Nachwuchs aufgerückt, hatte vor dem 0:1 eben auch einen | |
Ballverlust zu verantworten, aus dem ein folgenschwerer Konter entstanden | |
war. | |
29.117 Zuschauer staunten darüber, wie schnell die Wolfsburger Kevin de | |
Bruyne als Passgeber und sein Kollege Rodriguez von Abwehr auf Angriff | |
umschalten konnten. Auf dem Weg zu seinem Treffer hatte Rodriguez den | |
Bremer Rivalen Izet Hajrovic so leichtfüßig abgehängt, als hätte dieser | |
eine Bleiweste mit sich herumgeschleppt. In Szenen wie diesen zeigt sich, | |
dass es der Mehrheit der Werder-Profis an individueller Klasse fehlt. | |
Geschäftsführer Eichin bestreitet das aus guten Gründen. Er möchte keinem | |
vor das Schienbein treten, kann aber nicht so penetrant beschönigen wie | |
Dutt. | |
Es bleibt fraglich, ob Werder Bremen nach sechs Spieltagen schon eine Krise | |
bescheinigt werden muss oder ob die bisher gezeigten Leistungen vielleicht | |
sogar einen realistischen Hinweis auf ein düsteres Szenario geben. Die | |
Statistik verrät, dass die Hanseaten den schlechtesten Saisonstart seit 44 | |
Jahren hingelegt haben. Ihre Hauptdarsteller laufen viel, kämpfen auch, | |
bleiben aber vor allem in der Offensive zu harmlos. „Wir haben uns als | |
Mannschaft verbessert. Aber die anderen eben auch“, befürchtet | |
Geschäftsführer Eichin und verlangt, dass im bevorstehenden Heimspiel gegen | |
den SC Freiburg ein Sieg gelingt. | |
Ein Erfolg sei dringend und zwingend notwendig. Ob eine solche Forderung | |
der Mannschaft den Ernst der Lage verdeutlichen soll oder sogar als klarer | |
Auftrag an den Trainer verstanden werden muss, bleibt diskutabel. Die | |
Spieler sind jedenfalls von der Version ihres Trainers überzeugt, dass sie | |
eigentlich gut spielen, während immer andere den Lorbeer einheimsen. | |
„Wolfsburgs weiß wahrscheinlich selber nicht, warum sie gewonnen haben“, | |
meinte Werder-Kapitän Sebastian Prödl. | |
29 Sep 2014 | |
## AUTOREN | |
Christian Otto | |
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