# taz.de -- Forschung über Kängurus: Kurzschnauzer hüpften nicht | |
> Wie sich die Kängurus fortbewegen, scheint klar: Sie hüpfen. Doch das ist | |
> nicht immer so gewesen. Eine frühere Art lief offenbar auf den | |
> Hinterbeinen. | |
Bild: Süß, die drei im Stuttgarter Zoo. | |
PROVIDENCE dpa | Frühere Riesenkängurus konnten einer Studie zufolge | |
höchstwahrscheinlich nicht hüpfen. Sie liefen stattdessen wohl meist | |
aufrecht auf ihren Hinterbeinen, berichten Forscher im Fachjournal PLOS | |
ONE. Das Team um Christine Janis von der Brown Universität in Providence | |
hatte die Knochen der Ur-Kängurus mit denen heutiger Nachfahren verglichen. | |
Die seit mindestens 30.000 Jahren ausgestorbenen Riesenkängurus sind eng | |
verwandt mit den heutigen Beuteltieren, hatten aber deutlich kürzere | |
Schnauzen. Sie erreichten zudem wesentlich beeindruckendere Ausmaße: Die | |
größte bekannte Art Procoptodon goliah kam mit geschätzt etwa 240 Kilogramm | |
auf das dreifache Gewicht heutiger großer Känguru-Arten. | |
Schon länger hatten sich Forscher gefragt, ob ein solches Tier die typische | |
Känguru-Fortbewegung genutzt haben könnte: ein schnelles Hüpfen auf den | |
starken Hinterbeinen und den speziellen „Fünffüßlergang“ mit allen Beinen | |
und der Hilfe des Schwanzes. | |
Die anatomischen Vergleiche sprächen dagegen, erklären die Forscher nun. | |
Den Riesenkängurus fehlten Skelett-Eigenheiten etwa im Bereich der Hüfte, | |
die Kängurus das Hüpfen erleichtern. Starke Gelenke und Beinknochen | |
zeigten, dass die ausgestorbenen Riesen ihr Gewicht auf den Hinterbeinen | |
tragen konnten. Die Berechnungen ergaben, dass auch ein einzelnes | |
Hinterbein dazu in der Lage war. | |
Nach der Analyse von insgesamt 35 Merkmalen schlossen die Forscher, dass | |
die Kurzschnauzen-Kängurus auf ihren Hinterbeinen liefen. Der Schwanz | |
spielte vermutlich im Gegensatz zu heutigen Arten keine spezielle Rolle, | |
darauf deuteten Unterschiede in der Beweglichkeit der Schwanzwirbel hin. | |
Bei heutigen Kängurus sorgt der kräftige Schwanz nicht nur für Balance und | |
Schwung beim Hüpfen, bei langsamer Fortbewegung dient er zudem als | |
vollwertiges Bein. Der Schwanz ermögliche einen einzigartigen fünfbeinigen | |
Gang, berichteten Forscher vor einigen Monaten in den „Biology Letters“ der | |
britischen Royal Society. Demnach übt der Schwanz bei der Vorwärtsbewegung | |
sogar so viel Kraft aus wie alle Beine zusammen. | |
16 Oct 2014 | |
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