# taz.de -- Unterkunft für Flüchtlinge in Berlin: Container am Rande der Stadt | |
> Sozialsenator Mario Czaja (CDU) stellt die Standorte für die temporären | |
> Unterkünfte für Flüchtlinge vor: Sie liegen allesamt in der Peripherie. | |
Bild: Mario Czaja bei der Vorstellung der Standorte | |
Im Pankower Stadtteil Buch, kurz hinter dem Berliner Ring. Im nördlichsten | |
Lichtenberg, gleich beim Naturschutzgebiet „Falkenberger Rieselfelder“. Am | |
Rand von Lichterfelde, einen knappen Kilometer von der Stadtgrenze | |
entfernt. Außerdem Marzahn, Köpenick und nochmal Lichterfelde: Die | |
Standorte für die Containerdörfer, in denen ab Dezember neu in Berlin | |
ankommende Flüchtlinge untergebracht werden sollen, sind alles andere als | |
zentral gelegen. Sozialsenator Mario Czaja (CDU) ist von der Auswahl | |
dennoch überzeugt: „Alle Grundstücke sind an den öffentlichen Nahverkehr | |
angeschlossen, sie haben einen Schule, Einkaufsmöglichkeiten und | |
medizinische Versorgung in der Nachbarschaft“, sagte er am Montag bei der | |
Vorstellung der Auswahl im Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso). | |
Ende Juli hatte Czaja beschlossen, eine „Taskforce Notunterbringung“ im | |
Lageso einzurichten, um die Errichtung von Containerdörfern mit insgesamt | |
2.200 Plätzen voranzubringen. „Die Taskforce hat in den vergangenen Wochen | |
eine riesige Aufgabe gestemmt“, so der Senator. Insgesamt seien 20 | |
Grundstücke geprüft worden, entschieden hat man sich nun für sechs Areale | |
im Besitz des Liegenschaftsfonds oder landeseigener Unternehmen. Neben der | |
Infrastruktur sei die gerechte Verteilung auf die Bezirke ein weiteres | |
Kriterium bei der Auswahl gewesen. So sind mit Pankow, Marzahn-Hellersdorf | |
und Steglitz-Zehlendorf Bezirke ausgewählt worden, in denen sich bisher | |
vergleichsweise wenige Flüchtlingsunterkünfte finden. Nur beim Standort in | |
Lichtenberg habe man dieses Kriterium nicht beachtet, weil sonst viel für | |
das Grundstück im Hausvaterweg gesprochen habe. | |
Betrieben werden die Containerdörfer überwiegend von gemeinnützigen Trägern | |
wie der Arbeiterwohlfahrt, der Diakonie oder dem Evangelischen Jugend- und | |
Fürsorgewerk. Die Firma Prisod, die den Zuschlag für die Unterkunft in der | |
Marzahner Schönagelstraße bekommen hat, ist der einzige private Betreiber. | |
Bauherr ist das Lageso selbst, das für diese Aufgabe Unterstützung aus | |
anderen Senatsverwaltungen erhalten soll. Insgesamt wurden dem Lageso 42,7 | |
Millionen Euro für den Kauf und Bau der Containerdörfer zugesichert. Die | |
Stadtteilzentren in den ausgewählten Ortsteilen erhalten außerdem 30.000 | |
Euro pro Quartal, um „Aufklärungsbedarf in der Nachbarschaft abzudecken“ | |
und ehrenamtliches Engagement zu koordinieren, wie es aus der | |
Senatsverwaltung heißt. | |
Am Freitagabend habe man die Verträge mit dem Liegenschaftsfonds | |
unterzeichnet und am Montagvormittag die Bezirksbürgermeister informiert, | |
teilte Czajas Sprecherin mit. Die Container seien zunächst für zwei Jahre | |
genehmigt, ihre Lebensdauer betrage aber mindestens zehn Jahre. Auch | |
könnten weitere Standorte hinzukommen: Vier vom Liegenschaftsfonds | |
angebotene Grundstücke behalte man in der Hinterhand, falls der Bedarf | |
weiter steigen sollte. | |
Kritik an den Plänen gibt es unter anderem von Linken und Piraten: | |
„Containerdörfer grenzen Flüchtlinge aus und haben eine stigmatisierende | |
Außenwirkung“, sagte der Piraten-Abgeordnete Fabio Reinhardt. „Wir haben | |
nicht zu viele Flüchtlinge – wir haben einen untätigen Senat“, so die | |
Kritik von Elke Breitenbach und Hakan Taş (Linke). Der Senat habe es | |
verpasst, sich angemessen auf die steigenden Zahlen vorzubereiten und müsse | |
deshalb nun auf Notlösungen wie die Containerdörfer zurück greifen. | |
Stattdessen solle sich die Landesregierung mehr für die Unterbringung in | |
Wohnungen einsetzen. | |
20 Oct 2014 | |
## AUTOREN | |
Malene Gürgen | |
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