# taz.de -- Demo gegen ausländerrechtliche Beschränkungen: Leben in Wartestel… | |
> Syrische Flüchtlinge demonstrierten in Neumünster für schnellere | |
> Entscheidungen. Sie hoffen auf die Erlaubnis, zu arbeiten und Verwandte | |
> nachzuholen. | |
Bild: "Schlafen, essen, warten": Flüchtlingsprotest in Neumünster. | |
NEUMÜNSTER taz | Fast drei Jahre ist er in Deutschland, jetzt hofft er auf | |
einen Ausbildungsplatz als Fußbodenleger. Der Meister würde ihn nehmen, | |
aber immer noch ist Sifan Nasers Status nicht klar: Der 23-jährige | |
Flüchtling wartet auf einen Entscheid in seinem Asylverfahren, bis dahin | |
lebt er in Wartestellung. | |
Wie dem Iraker geht es zurzeit vielen Flüchtlingen: Angesichts der Menge | |
von Menschen, die aus den Kriegsgebieten fliehen, kommen die Behörden nicht | |
mit der Bearbeitung der Fälle nach. Das trifft vor allem diejenigen hart, | |
die auf ein Bleiberecht hoffen dürfen. Eine Gruppe von fast 50 syrischen | |
Männern protestierte zwei Tage lang in Neumünster für schnellere Verfahren. | |
Gestern endete die unangemeldete Demonstration friedlich. Die Gruppe hat | |
viel Zuspruch von Politik und Bevölkerung erhalten. | |
„Wir haben auf der Straße geschlafen und richtig Aktion gemacht“, sagt ein | |
Flüchtling, der aus Lütjenburg bei Kiel angereist war und seit neun Monaten | |
auf den Weitergang seines Verfahrens wartet. „Wenn sich nicht bald etwas | |
tut, sind wir wieder hier.“ | |
Aber der Protest hat Wirkung gezeigt und auch die Verantwortlichen | |
alarmiert. Ralph Müller-Beck, Staatssekretär im Kieler Innenministerium, | |
machte auf seiner Fahrt nach Berlin – wo eine Konferenz zur Lage der | |
syrischen Flüchtlinge stattfand – in Neumünster Halt und sprach mit den | |
Männern, die mit Plakaten auf der Straße vor der Sammelunterkunft des | |
Landes standen. Sie waren aus allen Teilen Schleswig-Holsteins angereist. | |
Organisatorisch ist für die Verfahren das Bundesamt für Migration und | |
Flüchtlinge zuständig. „Aber wir sind alle in der Verantwortung“, sagte | |
Müller-Beck. Wichtig sei, dass die Behörden ausreichend Personal hätten, um | |
die Anträge abzuwickeln. Hier seien inzwischen „Vorarbeiten“ geleistet, so | |
der Staatssekretär: „Jetzt läuft einiges an.“ | |
Allerdings sind die Zahlen angesichts der Millionen Flüchtlinge gering. So | |
hat sich Schleswig-Holstein für ein Verfahren eingesetzt, um Menschen aus | |
Syrien unabhängig vom Bundes-Kontingent ins Land holen zu können. Rund 265 | |
Menschen seien auf diesem Weg eingereist. Die meisten Flüchtlinge aber | |
kommen auf anderen Wegen. | |
Rund 1.400 Männer, Frauen und Kinder allein aus Syrien leben zurzeit in | |
Schleswig-Holstein. Wenn ihr Aufnahmeverfahren einen halbwegs sicheren | |
Status garantiert, dürfen sie arbeiten und haben dann auch die Möglichkeit, | |
Verwandte nachzuholen. Eben das ist für viele der 50 Demonstranten wichtig: | |
Als Geduldeter bleibt nur „schlafen, essen, warten, jeden Tag wieder“, sagt | |
einer der Männer. Die Aufnahme in Schleswig-Holstein sei toll, die Menschen | |
nett: „Ausländerfeindlichkeit haben wir nicht erlebt.“ | |
Aber sie sorgen sich um ihre Angehörigen, die noch in den Kriegsgebieten | |
geblieben sind. „Es ist gut, dass die Betroffenen selbst auf ihre Lage | |
aufmerksam machen“, sagt Luise Amtsberg. Die schleswig-holsteinische | |
Bundestagsabgeordnete der Grünen hält die Lage im Norden für | |
vergleichsweise gut, dennoch seien die Probleme grundsätzlich ähnlich wie | |
im Rest der Republik. Die Beschleunigung der Verfahren dürfe aber nicht | |
dazu führen, dass Fälle nicht mehr genau geprüft werden. | |
28 Oct 2014 | |
## AUTOREN | |
Esther Geisslinger | |
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