| # taz.de -- Mauerfall-Gedenken: Neue Maueropfer in Sicht? | |
| > EVENT II: Öko-Aktivisten beklagen, durch die Aktion Lichtgrenze würde die | |
| > Umwelt mit Plastikmüll belastet. | |
| Bild: Lichtgrenze, immer noch verhüllt. | |
| Fordert die Berliner Mauer in diesem Jahr wieder Tote? Im Vorfeld der | |
| Aktion „Lichtgrenze“ gibt es auch Kritik an den fatalen Folgen, die die | |
| Performance für die Umwelt haben könnte. | |
| Die Berliner Künstlerin Claudia Wegworth hat Politiker und Verbände | |
| angeschrieben – mit dem Appell, gegen die „Lichtgrenze“ einzuschreiten. | |
| Ihre Befürchtung: „Die Ballons werden Hunderte Kilometer durch die Luft | |
| getragen und fallen als Plastikmüll in die Landschaft oder ins Meer, wo sie | |
| zur tödlichen Gefahr für Vögel und andere Tiere werden können.“ | |
| Antwort hat Wegworth unter anderem vom World Wildlife Fund (WWF) sowie den | |
| Grünen bekommen. WWF-Sprecher Jörn Ehlers findet es „keine besonders | |
| schlaue Idee“, die Ballons auf die Reise zu schicken, und rechnet: „Bei | |
| 8.000 Ballons und geschätzten 100 Gramm pro Exemplar bedeutet das ungefähr | |
| eine Tonne unnützen Mülls in der Landschaft.“ Er verstehe allerdings, dass | |
| die Aktion so kurzfristig nicht mehr zu ändern sei. | |
| Grünen-Landeschef Daniel Wesener antwortete Wegworth, seine Partei habe im | |
| Vorfeld nicht nur den entstehenden Müll kritisiert, sondern auch das | |
| „intransparente Vergabeverfahren“ ohne offene Ausschreibung. Bedauerlich | |
| sei zudem, dass das Material für die „Lichtgrenze“ in einer | |
| Behindertenwerkstatt in Brandenburg gefertigt worden sei, deren | |
| Beschäftigten keinen Mindestlohn erhielten. Darauf habe die Partei | |
| hingewiesen – „leider ohne Gehör zu finden“. Die grünen Berliner | |
| Bundestagsabgeordneten Renate Künast und Özcan Mutlu sind allerdings | |
| „Ballonpaten“. Von ihnen erhielt Wegworth keine Antwort. | |
| Lichtkünstler Christopher Bauder hatte seine Installation schon im Vorfeld | |
| gegen Öko-Kritik verteidigt: Weil sie aus Naturkautschuk bestünden, seien | |
| die Ballons „zu 100 Prozent biologisch abbaubar“, sagte er in einem | |
| Interview auf der Website thecreatorsproject. Sie zersetzten sich durch | |
| UV-Licht und Regen innerhalb von acht Monaten. Und da es keine | |
| kompostierbaren Verschlüsse auf dem Markt gegeben habe, habe man an der Uni | |
| Hannover welche entwickeln lassen. | |
| Hier wird’s kompliziert: Auch Naturkautschuk ist laut Umweltexperten nicht | |
| ohne Weiteres abbaubar, wenn er vulkanisiert ist – für Ballons unabdingbar. | |
| Aber nicht umsonst kommt Künstler Bauder zu dem Schluss, Kunst sei eben | |
| „schon immer auch ein wenig Verschwendung“ gewesen. | |
| Die Senatsumweltverwaltung beschränkte sich gegenüber der taz auf den | |
| Kommentar, „angesichts der Bedeutung des Ereignisses“ halte man die | |
| vorhersehbare Umweltbelastung für „vertretbar“. | |
| 7 Nov 2014 | |
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