# taz.de -- Suding, Suding und Suding: Aus drei mach eins | |
> Katja Suding ist jetzt Parteichefin der Hamburger FDP, Fraktionschefin | |
> und Spitzenkandidatin für die Bürgerschaftswahl. | |
Bild: Mauer Beifall für maue Rede: Begeistern konnte Katja Suding auf dem FDP-… | |
HAMBURG taz | Sie hat es geschafft, aber ohne Glanz. Mit mäßigen 70,6 | |
Prozent (84 Ja bei 119 gültigen Stimmen gegen 28 Nein und 7 Enthaltungen) | |
wurde Katja Suding Samstag zur neuen Landesvorsitzenden der Hamburger FDP | |
gewählt. Damit ist sie das personifizierte liberale Triumvirat: Als | |
Parteichefin, Fraktionschefin und Spitzenkandidatin für die | |
Bürgerschaftswahl liegt jetzt die gesamte Verantwortung für die Partei bei | |
der dreifachen Katja. | |
Das Überleben bei der Bürgerschaftswahl am 15. Februar 2015 wird kein | |
Selbstgänger werden. Eine aktuelle Meinungsumfrage des Hamburger | |
Abendblattes sieht die FDP bei zwei Prozent. Sie sei ein bisschen | |
niedergeschlagen gewesen, als sie das gelesen habe, sagte Suding in ihrer | |
Rede vor den Delegierten. Aber nun wüssten alle, wie ernst die Lage ist. | |
Zugleich sei klar, „wo wir hinwollen: wieder in die Bürgerschaft“. Dafür | |
müsste die Partei in den nächsten drei Monaten bis zur Wahl „einen | |
fulminanten Wahlkampf hinlegen“, so Suding. Das könne nur gelingen, wenn | |
alle an einem Strang zögen. | |
Die Wahl war notwendig geworden, nachdem die vorherige Landesvorsitzende | |
Sylvia Canel, ihr Stellvertreter Najib Karim und zuletzt Dieter Lohberger | |
die Partei verlassen hatten. Canel und Karim haben die Neuen Liberalen | |
mitbegründet, die sich als linksliberale Alternative zur FDP anbieten | |
wollen. Zwischen Canel und Suding hatte ein jahrelanger Kleinkrieg | |
geherrscht, der die FDP zunehmend gelähmt und ihr Image in der | |
Öffentlichkeit schwer beschädigt hatte. | |
Von der Geschlossenheit, die Suding nun beschwor, ist die FDP allerdings | |
weit entfernt. Das beweisen ihr mäßiges Wahlergebnis und der eher maue | |
Beifall für ihre solide, aber nicht besonders kämpferische Rede. SPD, CDU | |
und Grünen nannte sie unterschiedlich lackierte Sozialdemokraten, die | |
Linken sind für Suding Sozialisten, die AfD rechtspopulistische | |
Schill-Erben und die Neuen Liberalen ein Auffangbecken gescheiterter | |
Karrieristen aus FDP, SPD und Grünen. Da bleibt, jedenfalls nach Sudings | |
Logik, „nur die FDP als Partei der liberalen Marktwirtschaft, der Bildung | |
und der Bürgerrechte“ und somit als „einzige Partei, die den Menschen über | |
Ideologien stellt“. | |
Auch Sudings schärfster verbliebener innenparteilicher Gegner will künftig | |
die Partei über Personen stellen. „Ich werde die Partei im Wahlkampf | |
vorbehaltlos unterstützen“, sagte der ehemalige Bundestagsabgeordnete | |
Burkhardt Müller-Sönksen der taz. Allerdings müsse der Wahlkampf „jetzt | |
aber bald losgehen; wir müssen jetzt durchstarten.“ | |
Zumindest einen Neustart versuchte die FDP schon auf dem Parteitag am | |
Samstag. Sudings Stellvertreter wurden zwei in der FDP bislang nicht aktive | |
Mitglieder: der Unternehmensberater Magnus Graf Lambsdorff (53), ein Neffe | |
des langjährigen FDP-Bundeswirtschaftsministers Otto Graf Lambsdorff, und | |
der erst kürzlich in die Partei eingetretene Wirtschaftsingenieur Claas | |
Voigt (40). Als Beisetzerin setzte sich die 22-jährige Jurastudentin Ria | |
Schröder gegen die 76-jährige Ex-Abgeordnete Rose Pauly durch. Und künftig | |
soll auch die Basisdemokratie bei den Liberalen einziehen: Mit 75 Prozent | |
Zustimmung beschlossen die Delegierten, sich selbst abzuschaffen. Künftig | |
gibt es bei Hamburgs FDP keine Parteitage mehr, sondern nach grünem Vorbild | |
Mitgliederversammlungen. | |
9 Nov 2014 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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