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# taz.de -- Hoeneß' geheimes Tagebuch 8: Ciao Bello!
> Der „Steuer-Strolch“ Uli Hoeneß über ein Begräbnis in seinem Garten,
> unbescholtene Bayernfans und die graue Christoph-Daum-Ödnis.
Bild: So oder so ähnlich sieht es in Ulis Garten aus.
Mein liebes Tagebuch
18. November 2014
Die Tage werden lang. Dösend liege ich über Stunden auf meiner Pritsche und
starre an die Decke. Ich habe immer schon den November gehasst wie sonst
nur den Christoph Daum. Diese graue Ödnis macht mich fertig, auch wenn ich
weiß, dass ich bald ins Freigängerhaus darf.
25. November 2014
Eines muss man dem Jürg lassen, er ist schon ein abgefeimter Hund. Über
alle sieben Hügli hat er sich davon gemacht. Und wie! Ich muss mir später
mal in aller Ruhe von ihm erzählen lassen, wie er es von Polen zweimal über
die grüne Grenze bis in die Schweiz geschafft hat. Das war ja bestimmt
filmreif. Klasse Aktion, denn die Eidgenossen liefern ihre Bürger nicht
aus, schon gar nicht nach Polen. Ich weiß, dass der Jürg einiges zu
erzählen hätte. Aber das soll mal lieber nicht auf dem Band eines
Staatsanwalts landen. Würde ganz schön Staub aufwirbeln.
28. November 2014
Ja richtig, lieber Karl Hopfner, der Beifall tat gut. Extrem gut.
Minutenlang, sagte die Susi, haben sie wegen mir auf der
Mitgliederversammlung geklatscht. Sie haben sich kaum wieder eingekriegt.
So ist’s recht. Und jetzt dürfen sogar Vorbestrafte Mitglied beim FC Bayern
werden, das haben sie beschlossen. Die Satzung haben sie entsprechend
geändert. Mitglied kann jetzt jede natürliche Person werden, welche die
Ziele des Clubs unterstützt. Man muss nicht mehr „unbescholten“ sein. Was
soll das überhaupt sein – unbescholten? Diesen Dienst habe ich den
Kriminellen also auch noch erwiesen.
5. Dezember 2014
Kuno, mein lieber Kuno. In deiner letzten Stunde konnte ich nicht bei dir
sein. Du wirst mir fehlen, treuer Kerl. Ich sehe ihn noch vor mir, den
Kuno, morgens am Frühstückstisch, wie er von mir ein Stück Leberkäse
bekommt – das ist unersetzlich. Die Susi hat ja immer gesagt: Wenn sie und
der Hund 40 Grad Fieber hätten, würde erst der Hund den Tee kriegen. Das
stimmt natürlich nicht. Der Susi hab ich jetzt aufgetragen, den Kuno
einzuäschern. Ich kann die Urne dann über Weihnachten im Garten vergraben.
Einen ordentlichen Stein soll er bekommen, feinster Marmor, mit dem Spruch
drauf: „Die kalte Schnauze eines Hundes ist erfreulich warm gegen die
Kaltschnäuzigkeit mancher Mitmenschen.“ Oder den: „Ein Leben ohne Hund ist
ein Irrtum.“ Ein neuer Labrador muss her, so viel steht fest.
7. Dezember 2014
Na bitte, hat doch geklappt. Das hat die Moni Groß, unsere JVA-Chefin, mal
ordentlich eingestielt für mich. Über Weihnachten bin ich draußen. Wäre ja
noch schöner, wenn ein Hoeneß, zumal ein trauernder, hier im Knast hocken
müsste bei all den unchristlichen Gesellen, die einem die Lichter vom Baum
pusten. Weihnachten gehört der Familie. Das hat die Moni natürlich
eingesehen. In der Handarbeitsgruppe habe ich auch ein schönes
Weihnachtsgeschenk für meine Susi gehäkelt. Die hätte ja niemals gedacht,
dass ich zu so was fähig bin. Was der Knast aus den Menschen macht, ist
unglaublich. Ich fühle mich wie neu geboren. Ich könnte Bäume ausreißen.
8. Dezember 2014
Vontobel lässt meinen alten Spezi, den Jürg Hügli, mit dem ich so manchen
Devisendeal eingefädelt habe, fallen wie eine heiße Kartoffel. Wenn ich
zocken wollte, war der Jürg stets für mich da. Ein Unding, dass sie ihn
jetzt in den Vorruhestand schicken, meinen ganz persönlichen Master of the
Universe. Er wusste noch, wie man Offshore etwas verklappt, wie man Stroh
zu Gold spinnt. Jetzt schreiben sie, der Jürg sei nur ein
„Execution-Only-Banker“ gewesen, er habe also nur auf mein Geheiß
gehandelt. Aber, um ehrlich zu sein, haben wir uns die Bälle zugespielt wie
einst im Angriff des FC Bayern. Aber davon will ich an dieser Stelle nicht
zu viel verraten. Irgendeiner liest ja immer mit.
11 Dec 2014
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Uli Hoeneß
Hund
Steuerhinterziehung
Uli Hoeneß
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