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# taz.de -- DER FUSSBALL UND SEINE RHETORIK: Mit Scheiße im Haar
Der DFB-Ehrenpräsident Mayer-Vorfelder gab zu Protokoll, dass nach Tagen
der Aufregung wieder Ruhe im deutschen Fußballbund einkehrt und dass es
dann ruhiger wird. Dass er das wirklich so gesagt hat, ist gar nicht so
bemerkenswert, wenn man sich ab und zu die Mühe macht, tatsächlich
hinzuhören, was so über die deutschen Qualitätssender an sprachlichem
Irrsinn in die Öffentlichkeit geblasen wird.
Da macht es dann auch nichts mehr, dass der an Scharlach erkrankte Sohn im
Hintergrund die Episode „Conny spielt Fußball“ aus der beliebten
Kinderreihe hörte und aus fieberbedingten Gründen immer wieder auf den
Refrain zurückspulte: „Conny, Conny, mit der Scheiße im Haar“, äh – si…
wir schon bei bei Schalke 04? Kevin Kuranyi legte jedenfalls einen sauberen
Auftritt hin im Aktuellen Sportstudio und ließ den netten Paul aus
Thüringen an der Torwand klar gewinnen. Schalke wird wohl auch Meister
werden, man sieht es Magath doch an, wie er hinter seinem
mephistophelischem Lächeln ganz einfache Erkenntnisse verbirgt: Bayern
tanzt auf drei Hochzeiten, Leverkusen ist punktgenau in der Krise gelandet
und Hamburg ist vor allem mit der Frisur seines Trainers beschäftigt .
Ein Stuttgarter sagte zwar die Wahrheit, dass Schalke eigentlich gar nicht
Fußball spielt, aber mit dieser Vorgehensweise wurde Hertha letzte Saison
immerhin Vierter. Ja mei, die Hertha. Sympathisch kickten sie gegen die
Franken, locker wie ein im sicheren Mittelfeld platziertes Team, nur die
zerfurchten Gesichter von Funkel und Preetz störten die Harmonie. Die
spielen um den Abstieg? Das war nicht zu sehen. Und jetzt sind sie
erledigt, Preetz will Funkel nicht entlassen, weil die Mannschaft so
überzeugend aufgetreten sei – als ob es darum ginge!
Freiburg machte es auch nicht schlecht und wird trotzdem gehen müssen. Und
der Dritte im Bunde? Es steht zu hoffen, um mal so zu reden wie ein
DFB-Offizieller, dass sich Bochum und Hannover am letzten Spieltag ein
Endspiel liefern. Mirko Slomka wird sein Team dann mit origineller Rhetorik
nach vorne peitschen, die man kürzlich in der Sportschau sich anhören
durfte. Slomka, damals noch vereinslos, wurde bei einem Motivationsseminar
gezeigt und sagte echt innovative Sachen wie, dass es nie vorbei ist und
dass es immer wieder von vorne anfängt.
Das wird Michael Kempter nicht so gern hören. Insofern hatte
Mayer-Vorfelder eben doch den Korken in die Flasche gestoßen: Es wird
irgendwann auch wieder ruhiger werden.
15 Mar 2010
## AUTOREN
KATRIN WEBER-KLÜVER
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