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In einer Zeit, da sich Handlungsreisende aus dem Westen in Teheran die
Klinke in die Hand geben, sorgt Ajatollah Chomeini zwar nicht mit
Hinrichtungen im eigenen Land, aber mit seiner Aufforderung zum Mord am
Schriftsteller Salman Rushdie für Schlagzeilen. Wir hören von
Killerkommandos, die schon unterwegs sein sollen, von der Reaktion der
Moslems, von Aufforderungen an die Moslems auch, sich von dem blutrünstigen
Greis zu distanzieren. Das Anliegen ist sicher aufrecht. Doch die Reaktion
im Westen darf keine Formen annehmen, die latenten Vorurteilen gegenüber
einer anderen Glaubensgemeinschaft Vorschub leisten. Im Falle Chomeinis und
seiner Mitstreiter bleibt festzustellen, daß sie erst nach den Ereignissen
in Pakistan, wo demonstrierende Fundamentalisten von Polizeikugeln getötet
wurden, auf den fahrenden Zug aufsprangen. Das Buch Rushdies, der Aufruf
zum Mord wurden im Iran Mittel einer erbitterten Auseinandersetzung über
die Öffnung zum Westen.
Zehn Jahre nach dem Sturz des Schahs wird diese Entwicklung von einem Teil
der Regimeanhänger als Ausverkauf der Revolution an die großen und kleinen
Satane dieser Welt empfunden. Diese Fraktion griff die Gelegenheit beim
Schopfe, nicht nur die Politik der Öffnung mit jedem Mittel zu torpedieren,
sondern auch wenigstens punktuell den revolutionären Eifer von 1979 neu zu
entfachen.
Die Intervention des Revolutionsführers selbst muß dabei vor dem
Hintergrund gesehen werden, daß sein Image nach dem überraschenden
Einschwenken auf die UN-Waffenruheresolution im Golfkrieg auch unter seinen
Anhängern angeschlagen ist. Daher tritt Chomeini derzeit weniger als
Politiker in Erscheinung, sondern versucht, seine Rolle als religiöser
Führer stärker zu betonen. Es war Staatspräsident Ali Chamenei, der vorigen
Freitag den Rückzug einleitete. Doch es ist die Frage, ob Chomeini die
mörderischen Geister, die er rief, auch wieder loswird.
Beate Seel, taz vom 20. 2. 1989
21 Feb 2007
## AUTOREN
Beate Seel
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