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# taz.de -- hamburger szene: Abgezählt
Dass ich mich ausgerechnet am bisher sonnigsten Sonnag des Jahres in der
Penny-Filiale auf der Reeperbahn befunden habe – ja, jenem Supermarkt, der
normalerweise den Leuten von Spiegel TV“ als Voyeurismus-Doku-Soap-Kulisse
dient – darüber würde ich eigentlich möglichst wenig Worte verlieren
wollen. Hätte es da nicht den Mandelblättchenmann gegeben.
Ich selbst stellte gerade fest, dass der Laden doch keine Kokosflocken
führt, da schob sich dieser große, dicke, junge Mann im lauten Hemd an mir
vorbei, hockte sich vor die Mandelblättchen auf den Fußboden, zog
zielsicher den ersten Karton aus dem Regal, um dann den zweiten zu greifen
und seinen Inhalt auf dem Fußboden zu verteilen. Ich war fasziniert,
wartete auf schüttelnde, wiegende Bewegungen, auf mögliche Aussuch- und
Ausschlussrituale, war bereit, ihn zurechtweisen oder ihm zu helfen. Nach
gefühlten fünf Minuten begriff ich, dass er die Mandelblättchentüten zurück
legte, dabei zählte und, im glücklichen Besitz von 100 oder 200 Tüten, den
Karton griff und ihn wegtrug.
Verborgen hinter Cornflakespackungen konnte ich beobachten, wie der Mann
seine Mandelblättchen und vier Kartons Eistee im Wagen an die Kasse schob.
Eine Diät aus Mandelblättchen und Eistee kam mir in den Sinn, ich dachte an
Trennkost und an Menschen, die Pappkartons essen. Dass er vielleicht
Forelle in Mandelblättchen und danach Florentiner für ein ganzes
Kreuzfahrtschiff zu bereiten habe, kam mir in den Sinn, aber für Hinweise
bleibe ich dankbar.REBECCA CLARE SANGER
21 Apr 2007
## AUTOREN
REBECCA CLARE SANGER
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