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# taz.de -- Hosen runter in Miesbach
> SPEZLN Ein Ex-Sparkassenchef und ein Ex-Landrat verteilten Geld an
> Freunde. Der jetzige grüne Landrat soll aufklären, doch auch sein Haus
> wurde bei einer Razzia durchsucht
AUS MIESBACH LISA SCHNELL
Um 7 Uhr am Dienstag voriger Woche klopften zwei Beamte an die Wohnungstür
des Oberbayern Michael Pelzer im Landkreis Miesbach. Nach zwei Stunden
Hausdurchsuchung nahmen sie nicht mehr mit als einen Regenschirm. „Das
find’ ich nicht nachvollziehbar“, sagt Pelzer.
Pelzer war von 2008 bis 2013 Mitglied des Verwaltungsrats der Sparkasse
Miesbach-Tegernsee. Er ist einer von 16 Beschuldigten, bei denen die
Staatsanwaltschaft letzte Woche bei einer Großrazzia im Landkreis Miesbach
vorbeischaute. Zu dick ist der Filz zwischen Kommunalpolitik und
Sparkassen, den die Affäre um den Ex-Landrat Jakob Kreidl ans Licht
brachte. Der hatte an seinem Geburtstag ausgiebig gefeiert, auch dank eines
kleinen Zuschusses von 77.000 Euro von seinem Sparkassen-Spezl, dem
Vorstandschef Georg Bromme.
Das teure Festchen ist nicht Gegenstand der derzeitigen Ermittlungen, doch
was im Zuge der Affäre herauskam, reicht auch schon. Insgesamt soll über
eine Million Euro veruntreut worden seien. Mit Sparkasseneuros wurden
Ausflüge von Bürgermeister und Kreistag von insgesamt über 130.000 Euro
finanziert oder Jagdkumpel von Sparkassen-Chef Bromme mit großzügigen
Spenden um die 60.000 Euro bedacht. Der ist Hauptverdächtiger, doch die 75
Beamte und 13 Staatsanwälte klopften auch an die Tür des jetzigen Landrats,
dem Grünen Wolfgang Rzehak.
Von 2008 bis 2014 war Rzehak im Verwaltungsrat der Sparkasse. Was wusste
er? Vorgeworfen wird ihm wohl Untreue und Vorteilsnahme in vier Fällen. Die
vier Fälle sind wohl die gleichen wie bei seinem damaligen Kollegen Pelzer:
das Halstuch – mit Jagdmotiven, der Sparkassenchef jagte ja so gerne –, ein
Regenschirm mit Hirschhornknauf, ein Flaschenhalter und ein Brotzeitbrett.
Die Weihnachtsgeschenke sollen zwischen 90 und 270 Euro gekostet haben.
Seltsam, denn das Brett ist nicht mehr als eine Spanplatte, das Halstuch
für 40 Euro im Laden zu kaufen. Sehr teuer sähen die Geschenke nicht aus,
meinten auch die Beamten. Landrat Rzehak müsse kein schlechtes Gewissen
haben, wenn er sie angenommen hat, so Pelzer.
Zusätzlich wird Rzehak wohl vorgeworfen, den Beschluss des Vorstands, ein
Besprechungszimmer im Landratsamt für 110.000 Euro auszustatten,
„zustimmend zur Kenntnis genommen“ zu haben. In den Augen der Ermittler ist
die Aufhübschung des Landratsamts eher nicht die Aufgabe einer Sparkasse.
Der Grünen-Landrat Rzehak meinte damals aber, dass die „Ausstattung eines
öffentlichen Raums“ durchaus unterstützt werden könne, so Pelzer.
Rzehak teilte schriftlich mit, es sei „völlig in Ordnung“, dass auch bei
ihm „hingeschaut“ werde. Dass „etwas hängen bleibe“, glaubt keiner sei…
Parteikollegen. Auch Pelzer, der mit Rzehak im Verwaltungsrat saß, sagt:
„Wir haben nichts gewusst.“ Trotzdem findet er, Rzehak sollte Konsequenzen
daraus ziehen, dass auch gegen ihn ermittelt wird. Bis jetzt trieb er als
Vorsitzender des jetzigen Sparkassenverwaltungsrats die Aufklärung voran.
Pelzer meint, diese Aufgabe sollte er jetzt abgeben, weil er nun „befangen“
sei.
4 Feb 2015
## AUTOREN
LISA SCHNELL
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