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# taz.de -- Humanitäre Hassprediger
> EXTREMISMUS Unter deutschen Salafisten spielt der umstrittene Hilfsverein
> Ansaar International eine Schlüsselrolle. Am Sonntag lädt er in
> Braunschweig zu einer Benefizveranstaltung für Syrien ein
DORTMUND taz | Nach außen leistet der in Düsseldorf ansässige Verein Ansaar
International nur humanitäre Hilfe. Die Summen, die dabei zusammenkommen,
sind beachtlich. Nach eigenen Angaben hat er im letzten Jahr 834.911 Euro
für Syrien, 363.976 Euro für Somalia und 138.298 Euro für Palästina
gesammelt. Aber werden diese Spendengelder wirklich für humanitäre Zwecke
verwendet?
2012 gegründet, unterstützt der Verein nach eigenen Angaben 27
Hilfsprojekte in 12 Ländern. Dazu gehören der Bau von Koranschulen, Brunnen
und Waisenheimen. Ansaar sammelt auch Spenden, um Hilfskonvois in
Krisenregionen zu schicken. Die Werbung dafür läuft vor allem über YouTube,
Twitter und Facebook, selbst eine eigene Ansaar-App wurde entwickelt.
Letzte Woche eröffnete der Verein in Düsseldorf auch noch den „ersten
islamischen Charityshop“ in Deutschland.
In der Salafisten-Szene spielt Ansaar damit eine Schlüsselrolle. Auf seinen
Benefizgalas treten radikale Prediger auf, die dort ihre ultraislamistische
Propaganda verbreiten. Frontmann des Vereins ist der ehemalige Rapper und
Konvertit Joel Kayser. Für Sonntag hat er auf YouTube zu einer
Benefizveranstaltung in Braunschweig aufgerufen.
Zu dieser Veranstaltung hat Ansaar zwei einschlägig bekannte Hassprediger
eingeladen. Neben Snacks und Essen werden die Predigten von Muhamed
Seyfudin Ciftci alias Shaik Abu Anas und Ahmad Armih alias Ahmahd Abul
Baraa geboten. Abu Anas war Vorsitzender des inzwischen aufgelösten Vereins
„Einladung ins Paradies“ und wird vom niedersächsischen Verfassungsschutz
beobachtet. Sein Kollege Abul Baraa predigt regelmäßig in der
As-Sahaba-Moschee in Berlin-Wedding, einem Hauptquartier der radikalen
Salafistenszene.
In einer Predigt auf dem You-Tube-Kanal des salafistischen Al-Sunna-Verlags
prophezeit Abul Baraa, dass Allah die „Kuffar“, die Ungläubigen, „wie ein
Viehherde in das Feuer treiben lassen wird“. Und auf der Website der
As-Sahaba-Moschee erklärt er, es sei einer Frau verboten, ihrem Ehemann den
Geschlechtsverkehr zu verweigern, und auch die Beschneidung von Frauen sei
Gottes Wunsch.
Bei solchen Benefizgalas wird schon mal ein iPhone für 7.000 Euro
versteigert. Uhren, Handys, Gold oder ein Auto werden ebenfalls von Gönnern
gespendet. „Man muss damit rechnen, das Spenden auch missbräuchlich genutzt
werden“, vermutet das NRW-Innenministerium. So könnte dadurch etwa die
Ausreise von Dschihadisten nach Syrien finanziert werden. Weil die Spenden
aber oft über persönliche Kontakte, Bargeldeinzahlungen oder über Kuriere
abgewickelt würden, sei es schwer, das nachzuweisen. In Niedersachsen
stellte Innenminister Boris Pistorius (SPD) auf eine CDU-Anfrage hin fest:
„Die tatsächliche Verwendung der Gelder ist nach gegenwärtig vorliegenden
Kenntnissen nicht verifizierbar.“ Im Klartext: Die Behörden wissen nicht,
wohin das Geld fließt.
Serap Güler, integrationspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion in
NRW, will das nicht hinnehmen. „Der Verfassungsschutz hat die Befugnis,
Finanzermittlungen durchzuführen“, sagt sie. Dazu zähle die Erhebung von
Auskünften über Geldbewegungen und Geldanlagen bei Zahlungsdienstleistern.
Güler fordert konsequente Anwendung solcher Mittel.
Im Januar legte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) einen Gesetzentwurf
vor, mit dem das Sammeln von Geldern zur Finanzierung von Terrorismus unter
Strafe gestellt werden soll. Selbst kleine Geldbeträge könnten dann
geahndet werden – und größere Summen mit Freiheitsstrafen bis zu zehn
Jahren. Das zielt auf Vereine wie Ansaar.
ULRIKE MÄRKEL
6 Feb 2015
## AUTOREN
ULRIKE MÄRKEL
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