# taz.de -- Die deutsche Elf steht im EM-Finale: Turniermannschaft siegt über … | |
> Das türkische Team spielte besser - und in der 86. Minute deutete sich | |
> mit dem späten Ausgleich wieder ein Wunder an. Doch in der 90. machte | |
> Lahm das entscheidende Tor. | |
Bild: Lahm hat mal wieder das entscheidende Tor erzielt.. | |
BASEL taz Eine Turniermannschaft bleibt im Turnier, das ist doch logisch. | |
Und weil auf der deutschen Mannschaft das Siegel Turniermannschaft klebt | |
wie das Chiquita-Logo auf einer Banane, ist am Mittwochabend im Basler St. | |
Jakob-Park eben passiert, was passieren musste. Die Elf des Deutschen | |
Fußball-Bundes (DFB) hat das Finale am Sonntag im Wiener | |
Ernst-Happel-Stadion erreicht - nach einem dramatischen 3:2 (1:1) gegen die | |
Türkei. | |
Doch so leicht, wie sich das fast alle Experten vor dem Match gedacht | |
hatten, war's nicht. Vor allem in der ersten Halbzeit tat sich das Team von | |
Bundestrainer Joachim Löw erstaunlich schwer gegen die ballsicheren und | |
taktisch clever eingestellten Türken. | |
Bei der deutschen Aufstellung blieb alles wie gehabt. Bundestrainer Joachim | |
Löw beließ es beim hoch gelobten 4-2-3-1-System vom Viertelfinale, das | |
Kapitän Michael Ballack mehr entgegen kommen sollte als die standardisierte | |
4-4-2-Aufstellung. | |
"Es wird schwierig, eine Elf zusammen zubekommen", hatte dagegen | |
Abwehrschrat Gökhan Zan vorm Spiel gewitzelt, aber die Türken schafften es | |
dann doch, nach kollektiver Anstrengung und unter Mobilisierung der letzten | |
Reserven eine erstaunlich dynamische Elf auf den Platz zu schicken. Ein | |
Team, das sich in einer 4-1-4-1-Formation aufstellte, mit einem | |
hochmotivierten Hamit Altintop im Mittelfeld - und nicht in der | |
Viererkette. | |
Und was die Türken zeigten, das hatte es in sich. Im Mittelfeld überzeugten | |
die kleinen Dribbelkünstler Ugur Boral und Ayhan Akman, flankiert von | |
Mehmet Aurelio, der sich rührend um Michael Ballack kümmerte und kaum von | |
ihm abließ während der 90 Minuten. | |
So entwickelte sich zu Beginn der Partie eine erstaunliche Dominanz der | |
Türken im Mittelfeld. Auch das Flügelspiel funktionierte, so dass die | |
Zuschauer nicht lange warten mussten auf türkische Chancen. Die erste ergab | |
sich durch Boral, dann war Altintop dran, wenig später Kazim Kazim. | |
Das Problem dabei: Sie trafen nicht. Viel besser machte es in der 22. | |
Minute Boral: Er durfte einen von der Querlatte abprallenden Schuss noch | |
einmal aufnehmen und Jens Lehmann unter dem Po hindurch ins Tor schummeln. | |
Danach kam ein wenig mehr Pepp ins Spiel der Deutschen, ein wenig. Sie | |
wussten dabei die Schwächen in der türkischen Abwehr bei Schnellangriffen | |
und Eins-zu-eins-Situationen zu nutzen. Der flinke Lukas Podolski schlug in | |
einem Moment türkischer Konfusion zu und überdies eine Flanke auf seinen | |
Spezl Bastian Schweinsteiger - der erzielte prompt den Ausgleich. Fast eine | |
Kopie des 1:0 gegen Portugal. | |
Frings kam in der zweiten Halbzeit doch noch zum Einsatz, weil Rolfes sich | |
bei einem Kopfballduell eine Platzwunde über der Augenbraue zugezogen | |
hatte. Das Spiel der Deutschen wurde etwas besser, nun konnten sie das | |
Spiel wenigstens ausgeglichen gestalten. | |
Und gingen in Führung, als der türkische Torhüter Recha Rüstü, der Held des | |
Viertelfinals gegen Kroatien, eine Flanke unterlief eine Flanke, die | |
Miroslav Klose einköpfen konnte. Das Rauslaufen ist eben die Schwäche des | |
sonst guten Keepers. | |
Ein 1:2 nach 79 Minuten demoralisiert manchen Gegner, doch kaum die | |
türkische Mannschaft, die in diesem Turnier schon drei Spiele gedreht hat - | |
zwei im buchstäblich letzten Moment. So kam es, wie es kommen musste: In | |
der 86. Minute glich Semih nach einem Fehler von Lahm aus. Wieder traf also | |
der Mann, der schon gegen Kroatien sein Team im Spiel gehalten hatte. | |
Doch statt der Elf der Wunder setzte sich die Turniermannschaft durch. Denn | |
nur vier Minuten später bügelte Phillip Lahm seinen Fehler wieder aus: | |
Einen von ihm selbst eingeleiteten Angriff schloss er nach Doppelpass mit | |
Hitzelsberger wunderbar zum 3:2 ab. Das wars. Das effektivere Team des | |
Abends zieht nun ein ins Finale. | |
Hinterher war selbst Jogi Löw trotz des Sieges kritisch: "Wir hatten keine | |
klare Struktur in unserem Spiel." Den Türken attestierte er "eine | |
hervorragende, fantastische Leistung" - es sei ein "Wahnsinns-Kampf auf | |
Biegen und Brechen" gewesen. Der türkische Coach Fatih Terim erklärte, er | |
sei traurig und stolz zugleich: "Wir waren so kurz vor dem Finale". | |
25 Jun 2008 | |
## AUTOREN | |
Markus Völker | |
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