# taz.de -- Wanda-lisches Gelächter | |
> ■ „Ein Fisch namens Wanda“: Der Film des aus der Versenkung geholten | |
> 78jährigen britischen Regisseurs Charles Crichton macht vor keiner | |
> Geschmacklosigkeit halt | |
„Du bist so dämlich, dich würde noch jedes Schaf austricksen. Ich habe | |
Pullover, die haben einen höheren IQ als du.“ Keine besonders nette Anrede, | |
aber Otto hat es nicht besser verdient. Der Macho-Amerikaner denkt | |
gleichsam mit seinem Revolver und purzelt ohne großes Nachdenken von einer | |
Geschmacklosigkeit in die nächste, das hat er raus. | |
Die bösartigsten Frechheiten seit Monty Python Live At The Hollywood Bowl | |
präsentiert uns Drehbuchautor und Darsteller John Cleese mit seinem | |
Regisseur Charles Crichton, und das Ganze muß ihnen diabolische Freude | |
bereitet haben. | |
Die inzwischen aufgelöste englische Komikergruppe stand auch diesmal Pate | |
für einen Film, der nur ganz peripher mit Fischen zu tun hat. Ein Fisch | |
namens Wanda berührt die Ur-Instinkte menschlichen Harmoniebedürfnisses und | |
die konsequente Schadenfreude über diejenigen, die mit dieser Einstellung | |
mal wieder rasant auf's Maul gefallen sind. | |
Da werden einem stotternden Tierfreund (Michael Palin) zwei Pommes Frites | |
in die Nase gesteckt, um das Versteck eines Safeschlüssels aus ihm zu | |
pressen, doch das nützt alles nichts. So hilft der perfide Otto ein wenig | |
nach, indem er ganz in britischer Manier den Chips etwas Fisch hinzufügt. | |
Roh und selbstverständlich lebend, aus dem Aquarium. Viel haben sie nicht | |
miteinander zu tun, die Briten und die Amerikaner, aber wenn sie schon in | |
London zusammen einen Juwe | |
lenraub begehen, dann bleiben gewisse Notwendigkeiten der Kommunikation | |
nicht aus. | |
„Ohne uns wärt ihr doch nur eine popelige Provinz im russischen Imperium“, | |
pöbelt Otto den steifen Rechtsanwalt Archie Leach (M.Palin) an, und das | |
meint er auch genau so, denn Denken ist ihm mindestens so fremd wie | |
Konventionen der alten Welt. Warum vorsichtig sein, wenn er auch mit | |
vorgehaltener Waffe zu einer verbalen Entschuldigung ansetzen kann oder die | |
Frau seiner Träume und Komplizin (Jamie Lee Curtis) immer und überall hin | |
verfolgt? Kontrolle ist besser. | |
A fish called Wanda ist eine galoppierende Klamotte ins Reich der | |
geistreichen Verarschungen, und sie will nicht anhalten. Keine Atempause, | |
slapstick wird gemacht. Immer neue Verwicklungen erfordern immer neue | |
Machenschaften der AkteurInnen, und so krachen sie mit Verleumdungen, | |
hinterhältigen Lügen und jeder Menge Beschiß mitten ins Lachzentrum des | |
Publikums. Nicht ganz fair, nicht ganz fein, aber zum in die Hose lachen. | |
Sicher, das muß nicht allen gefallen, aber das ist auch nicht der Punkt | |
eines solchen Unternehmens. Komik erschließt sich durch die Bereitschaft zu | |
lachen, und der geniale Kevin Kline alias Otto bietet dafür ausreichend | |
Gelegenheit. Die geilste Bettszene seit Adam und Eva zeigt ihn und seine | |
Angebetete im Nah-Clinch, Brunftschreie und Selbststimulanz durch | |
intensives Beschnüf | |
feln der eigenen Achselhöhle eingeschlossen. Dazwischengeschnitten ist das | |
fußnägelschneidende britische Ehepaar im Zustand größter Langeweile. Sie | |
gehen sich schlicht auf den Zeiger, während das Parallelpaar mit wüsten | |
Verrenkungen dem Höhepunkt der Nacht entgegenstrebt. | |
Auch kulturprovinzielle Schreiber der taz sind nicht unbedingt so naiv, | |
alle Gags dieser Groteske im Voraus preiszugeben (aber wie sie den | |
Yorkshire-Terrier plattfahren, das sollte doch vielleicht...). Der | |
allerbeste Scherz in diesem Brüller sei dennoch verraten: Den ganzen Film | |
über scheint in London die Sonne. | |
J.F.Sebastian | |
UT 1, 15, 17.30 und 20 Uhr. | |
31 Jan 1989 | |
## AUTOREN | |
j.f.sebastian | |
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