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# taz.de -- Ein subversiver Erzbischof
> ■ Desmond Tutu wurde gestern als Erzbischof von Kapstadt inthronisiert /
> Als Einführungspredigt eine politische Grundsatzerklärung / Südafrikas
> Fernsehen boykottierte die Feier
Aus Kapstadt Hans Brandt
Dreimal klopfte der kleine schwarze Mann mit der goldenen Bischofsmütze mit
seinem ehernen Stab an die schwere Holztür. Begleitet von blitzendem Licht
und dem Murmeln vieler Stimmen öffnete sich die Pforte. Desmond Tutu,
Erzbischof von Kapstadt und geistliches Oberhaupt der drei Millionen
Anglikaner im südlichen Afrika, betrat feierlich die St. Georgs Kathedrale
in Kapstadt. Wenig später wurde er als Erzbischof von Kapstadt
inthronisiert. „Wir heißen dich im Namen des Herrn willkommen“, rief ihm
die Menge zu. Dann klatschten Ro bert Runcie, der Erzbischof von Canterbury
und Weltoberhaupt der Anglikaner, Coretta Scott King, Witwe von Martin
Luther King, und Winnie Mandela zusammen mit den versammelten Bischöfen,
Pastoren und Laien aus aller Welt in die Hände. Das Staatsfernsehen
übertrug die Feier nicht, da Tutu ja etwas „subversives“ sagen könnte. Das
hatte er. Zu einer Zeit der anhaltenden Krise in Südafrika haben Tutus
Aussagen als erster schwarzer Erzbischof der anglikanischen Kirche
zusätzlich an Gewicht gewonnen. Und in seiner Predigt, die als
Grundsatzerklärung für seine Amtsführung als Erzbischof gilt, wiederholte
er seine schon oft an die Regierung gestellten Forderungen. Er forderte die
Aufhebung des Ausnahmezustandes, den Rückzug der Sicherheitskräfte aus den
Townships, die Freilassung politischer Gefangener, die Aufhebung des
Verbots der politischen Organsationen und Verhandlungen über eine
Verfassung für ein ungeteiltes Südafrika. Erst wenn diese Forderungen
erfüllt seien, würde er seinen Aufruf zur Verhängung von Sanktionen gegen
Südafrika zurücknehmen, sagte Tutu. „Ich verabscheue alle Gewalt“, erklä…
Tutu in seiner Predigt, „doch die primäre Gewalt in diesem Land ist die
Gewalt der Apartheid.“
8 Sep 1986
## AUTOREN
Hans Brandt
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