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# taz.de -- P O R T R A I T Ein Mann der ersten Stunde
> ■ Joaquin Chissano ist zum Präsidenten Mosambiks gewählt worden
Maputo (ap/taz) - Am 3.11.1986 wählte das Zentralkomitee der
mosambikanischen Staatspartei FRELIMO den bisherigen Außenminister Joaquin
Chissano zum neuen Präsidenten und Nachfolger Machels. Nach der
mosambikanischen Verfassung ist er damit auch gleichzeitig Oberbefehlshaber
der Armee. Wie Machel ist Chissano ein Mann der ersten Stunde. Am 22.
Oktober 1939 in Südmosambik geboren, ging er 1960 zum Studium nach
Portugal, doch nur ein Jahr später ließ er sich in Frankreich nieder, wo er
sich dem Widerstand gegen die portugiesische Kolonialherrschaft in seiner
Heimat anschloß. 1962 gehörte Chissano zu den Mitbegründern der FRELIMO.
Sein Kampfgefährte Machel ernannte ihn 1974 zum Chef der Übergangsregierung
und machte ihn nur vier Tage nach der Unabhängigkeit Mosambiks im Jahre
1975 zum Außenminister. Wie Machel wird der neue Mann dem pragmatischen
Flügel der Partei zugerechnet, der zur Lösung der mannigfaltigen Probleme
des afrikanischen Landes eine Annäherung an den Westen und
wirtschaftspolitisch eine Liberalisierung mit Anreizen für privates
Unternehmertum anstrebt. Auch unter Chissano wird sich die FRELIMO nicht
mit den von Südafrika unterstützten rechten Guerillas der RENAMO an den
Verhandlungstisch setzen. Etwas wird sich nach Ansicht politischer
Beobachter unter Chissano allerdings ändern: Anders als sein
charismatischer Vorgänger gilt der Ex– Außenminister als ein Politiker, der
seine Arbeit gern im Stillen hinter den Kulissen verrichtet. Das „Bad in
der Menge“, von Machel immer wieder gesucht, entspricht nicht dem Stil des
neuen Mannes. In einem Gespräch mit der taz am vergangenen Donnerstag in
Maputo betonte Chissano, die Regierung Mosambiks werde auch in Zukunft
Geschlossenheit präsentieren und den Südafrikanern keine Chance lassen, sie
zu spalten. Der Tod Machels bedeute zwar einen enormen persönlichen
Verlust, seine politischen Ideen und Ziele seien würden aber auch von einer
neuen mosambikanischen Regierung fortgesetzt werden. Auf die Offensive der
MNR–Rebellen angesprochen sagte er, daß die Situation im Norden, wo die
„Banditen“ von Malawi aus operierten, sehr ernst sei, aber eine
Regierungsübernahme oder die Einnahme der Hauptstadt Maputo nicht zu
befürchten sei. Wenn die MNR wirklich so stark sei, wie sie im Westen
dargestellt wird, hätte sie doch mit Sicherheit nach dem Tod Machels eine
Großoffensive auf Maputo gestartet und versucht, die Regierung zu
übernehmen. In Maputo war es jedoch in den letzten Tagen sehr ruhig,
ruhiger als in Johannesburg, wie ein Journalist der südafrikanischen
Weekley Mail vergangene Woche berichtete.
5 Nov 1986
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