# taz.de -- Berlin: Trauerzug für Ufuk Sahin | |
> ■ Vor der Beerdigung des in Berlin ermordeten Türken Gewerkschafter: „… | |
> Opfer von Ausländerhaß“ | |
Berlin (taz) - Mit einem Trauerkorso durch die Berliner Innenstadt haben | |
sich gestern Familienangehörige, Freunde und verschiedene türkische | |
Gruppierungen von Ufuk Sahin verabschiedet. Der 24jährige war am Freitag | |
letzter Woche auf offener Straße von einem Deutschen erstochen worden. Der | |
Mann hatte den ihm unbekannten Türken nach einem kurzen Wortwechsel | |
getötet. | |
Eskortiert von der Polizei zog der Konvoi mit dem Sarg Sahins vom | |
türkischen Friedhof im Stadtteil Neukölln vorbei am Rathaus Schöneberg zum | |
Flughafen Tegel. Sahin soll in der Türkei beigesetzt werden. Vor der | |
Abfahrt des Leichenzuges warnte ein türkischer Gewerkschafter davor, den | |
gewaltsamen Tod seines Landsmannes als „banalen Kriminalfall“ zu behandeln. | |
Sahin sei vielmehr dem Ausländerhaß zum Opfer gefallen. | |
Am Nachmittag fand im Märkischen Viertel, dem Ort der Tat, eine Kundgebung | |
gegen Ausländerfeindlichkeit statt, zu der die Alternative Liste, die GEW, | |
Bezirksgruppen der SPD, Stadtteilinitiativen und türkische Gruppen | |
aufgerufen haben. Für heute ist eine Demonstration durch die Innenstadt | |
geplant. | |
Im Märkischen Viertel, der zweitstärksten Hochburg der Republikaner in | |
Berlin, sucht man derweil nach allen möglichen Gründen für den Tod Sahins. | |
An puren Ausländerhaß als Tatmotiv will hier niemand glauben. Außerhalb des | |
Märkischen Viertels gibt es derweil die Befürchtung, daß sich nach dem Tod | |
Ufuk Sahins eine Spirale der Gewalt hochschrauben könnte, vor allem junge | |
Türken kein Vertrauen in die Berliner Polizei haben. Eine Reportage über | |
den Tatort | |
auf Seite 5 | |
20 May 1989 | |
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