# taz.de -- Bonn erwägt Bundeswehreinsatz im Irak | |
> ■ Diskussion um den Einsatz deutscher Soldaten außerhalb der Nato neu | |
> entbrannt/ Opposition strikt gegen Hilfsleistungen deutscher Soldaten im | |
> Irak/ Bundesregierung entscheidet Anfang der Woche | |
Berlin (taz) — Nun ist die Diskussion um einen Einsatz der Bundeswehr | |
außerhalb des Nato-Gebietes erneut entbrannt. Diesmal geht es aber vorerst | |
um eine Beteiligung deutscher Soldaten an humanitären Aktionen. | |
Bundesverteidigungsminister Gerhard Stoltenberg (CDU) will „prüfen“, ob die | |
Bundeswehr im Rahmen der Flüchtlingshilfe für irakische Kurden auch | |
iranischen Boden betreten soll. Koordiniert werden soll die Hilfsaktion vor | |
Ort von rund 200 Bundeswehrsoldaten. | |
Gestern hat nun Stoltenberg öffentlich darüber nachgedacht, | |
Bundeswehrsoldaten auch direkt im Irak mit der Flüchtlingsversorgung zu | |
beauftragen. Eine Entscheidung darüber soll Anfang der Woche fallen. Sie | |
wird nach Stoltenbergs Worten davon abhängen, ob es dabei „irgendein Risiko | |
gibt“. | |
Vorerst aber soll nach den Worten von Bundesaußenminister Hans- Dietrich | |
Genscher (FDP) der Iran Schwerpunkt bundesdeutscher Hilfeleistungen sein, | |
da andere Staaten aus politischen Gründen nicht von dort aus tätig werden | |
könnten. Dem vereinten Deutschland wachse aus seinem größeren Gewicht jetzt | |
mehr Verantwortung zu. Dies gelte nicht nur für humanitäre Hilfe. | |
Mittlerweile hat Teheran offensichtlich seine Bereitschaft erklärt, | |
Versorgungshubschrauber der Bundeswehr im iranisch-irakischen Grenzgebiet | |
operieren zu lassen. Damit könnte die Bundesregierung wie geplant 20 | |
Hubschrauber dorthin verbringen, um die Hilfsgüter zu verteilen, die | |
täglich in den Iran geflogen werden. Genscher soll gestern auf einer | |
Klausurtagung der FDP dafür plädiert haben, die Zahl der Hubschrauber auf | |
weit über 20 zu erhöhen. Allerdings hat er sich gleichzeitig indirekt gegen | |
einen Einsatz der Bundeswehr auf irakischem Territorium ausgesprochen. | |
Am Samstag hatte der Außenminister in einem Zeitungsinterview erklärt, | |
Deutschland setze sich entschlossen an die Spitze der internationalen Hilfe | |
zur Rettung eines unschuldig verfolgten Volkes. Auf Dauer könne das | |
Schicksal der Kurden und anderer Minderheiten im Irak aber nur politisch | |
gelöst werden. Dabei sprach er ausdrücklich nicht von einer ethnischen, | |
sondern von der „nationalen Identität“ der Kurden, deren Wahrung ermöglic… | |
werden müsse. | |
Der außenpolitische Sprecher der SPD, Norbert Gansel, lehnte am Wochenende | |
einen Bundeswehreinsatz im Irak aus verfassungsrechtlichen Gründen ab. Zum | |
gleichen Thema meinte die Abgeordnete von Bündnis 90/Grüne, Vera | |
Wollenberger, das Elend der Kurden dürfe nicht für politische Zwecke | |
mißbraucht werden. Die Forderung nach einem Einsatz im Irak diene nur „der | |
schleichenden Herstellung einer Akzeptanz von Einsätzen der Bundeswehr im | |
Ausland“. Barbara Geier | |
22 Apr 1991 | |
## AUTOREN | |
barbara geier | |
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