# taz.de -- So liefen 12 Stunden taz im Livestream: Einfache Fragen, extreme An… | |
> 12 Stunden, zwei Moderator:innen, 39 Gäste, ein linkes Medienhaus – das | |
> war der Kosmos namens „12 Stunden taz“. Versuch eines Nachberichts über | |
> den Kick-off zum Geno-Wochenende. | |
Von [1][RAOUL SPADA] und [2][JANN-LUCA KÜNßBERG] | |
Zwölf Stunden im Angesicht der Webcam, dauerlive, die ganze | |
taz-Lebendigkeit kondensiert auf einen Tag: Katrin Gottschalk, | |
stellvertretende Chefredakteurin und Digitalverantwortliche der taz, sowie | |
Jan Feddersen, Redakteur für besondere Aufgaben, taz lab- und taz | |
Talk-Kurator, saßen von morgens bis abends bis auf 39 Minuten Pause am | |
Vormittag ununterbrochen im Livestream-Marathon vor ihren Laptops und | |
empfingen 39 Gäste [3][aus allen Bereichen der taz und aus ihrem | |
Dunstkreis]. | |
Bei der Planung des dauerhaftesten taz Talks jemals mag auch dieser | |
pandemisch inspirierte Umstand eine Rolle gespielt haben: Eine | |
Rechtsverordnung aus dem April erlaubte für die Coronazeit eine | |
Arbeitszeitverlängerung für systemrelevante Jobs auf zwölf Stunden. | |
Und weil immer noch Pandemie ist und die taz mindestens relevant für | |
ökologische und soziale Fundamentalkritik, waren wir zwölf Stunden live bei | |
der Arbeit – Talks im Sinne unserer alternativen Tageszeitung. So gab es | |
massenweise Fragen von Leser:innen und Genoss:innen an die taz-internen | |
Gäste und an die taz-12-Stunden-Talk-Moderierenden. Diese, sozusagen, | |
extreme Antwort auf die Frage nach einer Übersetzung der [4][jährlichen | |
Genossenschaftsversammlung] ins Digitale ist hierbei auch Krisensymptom: Im | |
Homeoffice fehlt der Abgleich mit der Außenwelt, Menschen suchen die | |
Herausforderung mit sich selbst. | |
## Erstaunlich fresh | |
Die zwei Moderator:innen rasten die vollen zwölf Stunden mit ihren Gästen | |
irgendwo zwischen Sprint und Dauerlauf durch den Tag, keine Pause mehr als | |
nötig. Verschleißerscheinungen waren höchstens zu erahnen, aber nicht an | |
den Mienen der Moderierenden abzulesen. Ansonsten erkannte auch das | |
Publikum im Livechat auf YouTube: Die beiden sahen auch nach Stunden noch | |
wirklich fresh aus. | |
Es wurde über den Kugelblitz der Betriebssportgruppe taz Panter FC | |
gesprochen und über die [5][neue taz App], über gute Frisuren und das | |
Fitnesstraining von Jan Feddersen: „Ich gehe zu Fuß, auch in meiner | |
Wohnung.“ Katrin Gottschalk outete sich als Schlemmerin – wenn Pasta | |
[6][auf der Karte] steht, gibt es für sie meist extra Parmesan von den | |
wohlgesonnenen Kolleg:innen der taz Kantine. Zu sehen außerdem: | |
Bücherregale und Wohnungswanddeko von tazler:innen, bunte Rücken von | |
Klassikern der Weltliteratur (mutmaßlich) und nackte Gladiatorenbeine auf | |
einem Bild in der Küche von tazzwei-Redakteur Ambros Waibel. | |
Der zwölfstündige taz Geno Talk war aber nicht nur eine Rundschau durch das | |
Mobiliar der Mitarbeiter*innen, sondern auch durch den einzig tazzigen, | |
linksradikalen und schon mehr als [7][40 Jahre] währenden Journalismus vom | |
Tunix-Kongress 1978 bis in die schickere Friedrichstraße 21, wenngleich | |
immer noch nahe des Checkpoint Charlie. Einblicke in den taz-Maschinenraum, | |
neue Aufgaben in der Webmasterei, der digitalen Transformation und der | |
[8][Produktentwicklung]. Radikaler, sich selbst erneuernder Gründungsgeist, | |
immer noch mit dem Geruch nach Punk, Soul und alter Tinte. | |
## Gegen die taz | |
Oder wie Inlands-Ressortleiterin Anna Lehmann sagte: nach dem immer noch | |
waltenden „Glauben an das scheinbar Unmögliche”. Nur [9][Helmut Höge], | |
taz-Urgestein und Aushilfshausmeister nach linksradikalem Ideal, gestand, | |
seit dem ersten Tag gegen das Projekt taz gewesen zu sein – wohl weil er | |
nur zu gut wusste, dass das funktionieren kann und für ihn ein ewiger Platz | |
im alternativen Zeitungsprojekt sein würde. | |
[10][taz futurzwei]-Chefredakteur Peter Unfried erklärte nicht nur sein | |
20-jähriges Ich, sondern auch seine Genese als Ökonörgler und die folgende | |
Evolution zum Konstruktiveren. Auf der ernsten Seite des Spaßes standen | |
neben dem Klimawandel auch die Pandemie und rechter Terror im Vordergrund. | |
Was eben gerade am wichtigsten ist, oder wie die neue Chefredakteurin | |
Ulrike Winkelmann es formulierte: „Wenn eine Zeitung gerade die großen | |
Fragen der Zeit angeht, dann ist das die taz.“ | |
Am Ende sind es 39 Mitarbeiter:innen gewesen, die ganz und gar nicht | |
selbstbezogen, sondern offen und zugänglich von ihrer Arbeit und ihren | |
Anfängen, nervigen und wunderbaren Geschichten bei der taz erzählten. Ein | |
brillantes und glorioses Spektakel war das – nur zu quittieren mit einem | |
müd-fröhlichen Eingeständnis: Das war wirklich vollkommen wahnsinnig, die | |
waren alle nicht ganz dicht. Im nächsten Jahr wird es das wieder sein, mit | |
einem neuen Schwung begeisterter Kolleg:innen im Livestream. | |
In der, fussballerisch formuliert, Mixed-Zone direkt nach dem | |
Streaming-Großereignis: Erleichterung, Freude, Dankbarkeit – und bereits | |
einige Anmeldungen für’s nächste Jahr. | |
22 Sep 2020 | |
## LINKS | |
[1] /!s=&Autor=Raoul+Spada/ | |
[2] /!s=&Autor=Jann+Luca+K%25C3%25BCn%25C3%259Fberg/ | |
[3] /So-etwas-gab-es-noch-nie/!171518/ | |
[4] /!p4559/ | |
[5] /!p4791/ | |
[6] /!106584/ | |
[7] /!p5188/ | |
[8] /Zukunft-auf-der-Genoversammlung-2020/!171619/ | |
[9] /!s=&Autor=Helmut+H%25C3%25B6ge/ | |
[10] /!p5099/ | |
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