# taz.de -- Interview zu Desinformation im Netz: Sind Fake News nur Fake News? | |
> Wie wir unsere Öffentlichkeiten stärken können und ob uns | |
> Falschinformationen wirklich beeinflussen, erklärt Kommunikationsforscher | |
> Alexander Sängerlaub. | |
Bild: Sie prägte den Begriff der „alternativen Fakten“ – Kellyanne Conway | |
Interview: [1][DOMINIK HOKAMP] | |
taz: Herr Sängerlaub, angesichts der Debatte um Fake News, welche Gefahr | |
droht uns für die Europawahl? | |
Alexander Sängerlaub: Der Einfluss oder die Zahl messbarer Desinformation | |
war sowohl zur Bundestagswahl als auch im Trump-Wahlkampf nicht so hoch wie | |
erwartet. Die größere Herausforderung ist, wie die Öffentlichkeit mit | |
Populismus umgeht, der sich an Fake News oder Desinformation bedient. | |
Gleichzeitig muss sich aber auch der Journalismus fragen, wie er | |
populistische Themen aufnimmt und verarbeitet. | |
Man streitet über Fake News, die Wissenschaft findet aber kaum Belege | |
dafür? | |
Es gibt eine Disruption im Mediensystem, und Öffentlichkeit wandelt sich. | |
Zeitgleich fragen sich Medienunternehmen, wie sie in dieser digitalen | |
Öffentlichkeit überhaupt bestehen sollen. Ihre Auflagenerlöse sinken und | |
die Anzeigenerlöse fließen zu Plattformen wie Google und Facebook. Zudem | |
befinden wir uns in einer Krise der politischen Repräsentanz. | |
Populisten liefern uns dort einfache Antworten und im Zusammenspiel wird es | |
gefährlich: wenn auf Facebook eine Nachricht von der taz genauso aussieht | |
wie eine von Russia Today, obwohl die inhaltliche Qualität jedoch eine ganz | |
andere ist. | |
Helfen da die angekündigten Werbetransparenzregister von Facebook und | |
Google? | |
Dazu müssten sie überhaupt online gestellt werden. Nach Cambridge Analytica | |
ist das Gegenteil von dem passiert, was man eigentlich gedacht hätte: Die | |
Plattformen haben wie erschrockene Austern ihre Datenschotten dicht gemacht | |
und große Teile der Öffentlichkeit und Forschung ausgeschlossen. | |
Könnten die Konzerne kooperativer sein? | |
Man wäre gut beraten, offener zu agieren und die Teile der Gesellschaft | |
miteinzubinden, die den Plattformen helfen können, Lösungen zu erarbeiten. | |
Und transparent ihre Algorithmen offenlegen? | |
Wir als Gesellschaft müssen heute verstehen, dass es nicht nur Plattformen | |
sind, sondern die wichtigsten Medienunternehmen des 21. Jahrhunderts. | |
Dieser Verantwortung müssen sie auch gerecht werden. | |
Sind also, plakativ gefragt, die sozialen Medien am Rechtsruck in Europa | |
schuld? | |
So monokausal ist es nie. Sie werden aber ihre Rolle spielen. Ich würde | |
dazu raten, sich nicht mit Angst in die Europawahl zu stürzen, sondern sich | |
darauf zu besinnen, dass es hier in Deutschland eigentlich eine große | |
Begeisterung für die Idee Europa gibt. Die gilt es mit Leben zu füllen, | |
dann wird man eine gute Antwort auf Populisten haben. | |
➡ Auf dem taz lab berichtet Alexander Sängerlaub von seinem [2][„Kampf | |
gegen Trolle und Bots“: 16.15 Uhr, taz Konferenzraum ] | |
3 Apr 2019 | |
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## AUTOREN | |
Dominik Hokamp | |
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