# taz.de -- Hass im Netz: Where is the love? | |
> Das Internet ist voll von Hass. Was man tun kann, wenn man davon | |
> betroffen ist, erklärt „No-Hate-Speech“-Kampagnenleiterin Sina | |
> Laubenstein. | |
Bild: Demonstrationsteilnehmer*innen auf der antirassistischen „We'll come un… | |
Interview: [1][VINCENT BRUCKMANN] | |
taz lab: Was ist Hate Speech genau? | |
Sina Laubenstein: Jede*r hat den Begriff schon mal gehört, aber die | |
Definition ist politisch umkämpft. Wir von den „Neuen Deutschen | |
Medienmacher*innen“ definieren Hate Speech als sprachliche Handlungen | |
gegen Einzelpersonen und Gruppen, vor allem aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu | |
einer benachteiligten Gruppe in der Gesellschaft. Was bei unserer | |
Definition zugegebenermaßen ein bisschen verloren geht: Im Internet sind | |
es nicht nur sprachliche Handlungen, die Hass transportieren. Es können | |
natürlich auch Bilder, Videos oder Musik sein. | |
## Warum werden immer wieder Frauen wie die Klimaaktivistinnen Greta | |
Thunberg und Luisa Neubauer zur Zielscheibe? | |
Der Hass, die Kommentare, die Gruppen, die organisiert Hate Speech | |
verbreiten, sind immer die gleichen. Die betroffene Einzelperson ist eine | |
andere. Was heute Greta Thunberg oder Luisa Neubauer sind, waren in den | |
letzten Jahren z. B. die Sportmoderatorin Claudia Neumann oder [2][Kübra | |
Gümüşay]. Das Pronlem ist ein Strukturelles. Es geht nicht um die konkrete | |
Frau, die angegriffen wird. Viele Männer akzeptieren nicht, dass Frauen in | |
Bereiche vorstoßen, die bisher männerdominiert waren. | |
## Wie können sich die Betroffenen wehren? | |
Unbedingt mit Familien, Freund*innen oder Kolleg*innen darüber sprechen. | |
Das schlimmste Gefühl ist das der Isolation. Das Gefühl, dass die ganzen | |
Welt einen hasst. Wenn man sieht, dass eine andere Person angegriffen wird, | |
kann man der Person schreiben und sagen: Ich bin da, du bist nicht alleine. | |
Man kann sich in Kommentarspalten einmischen oder Accounts stummschalten | |
oder blockieren. Ich empfehle jeder*m, die Kommentare anzuzeigen, die | |
strafrechtlich relevant sind. Nur so kann sich die Strafverfolgung im Netz | |
verbessern. | |
## Was kann auf (europa)politischer Ebene getan werden? | |
Der Europarat hat 2013 das No Hate Speech Movement initiiert. Das war auch | |
eine Reaktion auf die rechtsterroristischen Anschläge von Anders Breivik in | |
Norwegen. Breivik hat schon vorher im Netz seinen rassistischen Hass | |
geäußert, darauf hat aber niemand reagiert. Das Ziel des Europarats war die | |
Ausbildung von jungen Menschenrechtsaktvist*innen im Netz. Solche Angebote | |
muss es verstärkt geben. | |
## Was noch? | |
In der Politik geht es bei Hate Speech häufig um die | |
Täter*innenperspektive: Wo kommt der Hass her? Wie können wir sie | |
zurückholen? Viel wichtiger aber ist die Frage: Wie kann man den | |
Betroffenen helfen? Sei es durch Expert*innen bei der Polizei und | |
Staatsanwaltschaft, günstiger Rechtsberatung oder regionalen Stellen, an | |
die sich die Opfer wenden können. | |
## So etwas wie Frauenhäuser für Opfer von Hate Speech? | |
Genau. Es hilft, wenn man Abstand zwischen sich und dem Hass auf dem | |
Bildschirm schafft. Aber nicht alle können sich ein Hotel leisten oder | |
haben Freund*innen, die in der Nähe leben. Wenn einem mit einer | |
Vergewaltigung gedroht-, und gesagt wird, dass die Adresse bekannt ist, | |
hilft manchmal ein Ortswechsel. Man muss sich sicher fühlen können. | |
5 Mar 2019 | |
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## AUTOREN | |
Vincent Bruckmann | |
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