# taz.de -- Die „Neue Blume“ blüht nicht | |
> Weniger als ein Jahr nach der Befreiung von der Mengistu-Herrschaft | |
> flackern in Äthiopien neue Regionalkriege auf: Das einstige Kaiserreich | |
> zerfällt in seine ethnischen Bestandteile. Vor allem das Volk der Oromo | |
> sucht nach einer eigenen Staatlichkeit. Ein Reisetagebuch ■ VON GUNNAR | |
> HASSELBLATT | |
Anflug auf Addis Abeba, vom Süden her. In der Ebene vor der äthiopischen | |
Hauptstadt unzählige Wellblechdächer: Die Neudörfer des gestürzten | |
Herrschers Mengistu. Daneben die Wunden der abgerissenen und zerstörten | |
Höfe, von Horizont zu Horizont. Ein Lager neben dem anderen. Abgezirkelte, | |
silberblinkende Rechtecke. Ein Diktator hatte sein Land geordnet, die | |
Bevölkerung in Reih' und Glied kommandiert. Nun ist der Diktator Farmer im | |
simbabwischen Exil. Auf einem großen Einzelhof. | |
Ziehen die Bauern nun zurück in ihre Einzelhöfe, bauen sie sie wieder auf? | |
Die Antwort: Wellblech kann man zweimal auf ein Dach nageln; beim dritten | |
Mal aber hält es nicht mehr. Es sind zu viele Löcher drin, und es rostet. | |
Außerdem ist die Energie der Leute verbraucht. In einer Generation das | |
ganze Wirtschaftssystem zweimal abreißen und neuaufbauen und dabei noch | |
Abgaben an den Staat zu leisten — das ist zuviel. Die jetzige Regierung | |
stellt es der ländlichen Bevölkerung frei, die alten Höfe wieder | |
aufzubauen, gibt aber keine finanzielle Hilfe. | |
Ein erster Eindruck bei der Autofahrt vom Flughafen in die Innenstadt | |
bestätigt: Addis Abeba ist nicht schöner geworden. Die „Neue Blume“ (das | |
bedeutet der Name Addis Abeba) ist arg verwelkt. Wohin ist all der Reichtum | |
des Landes gegangen? Was haben Mengistus sozialistische | |
Paradiesversprechungen gebracht? Reichtum und Hilfsgelder flossen in den | |
Krieg. Äthiopien wurde tatsächlich groß und stark und autark — in der | |
Waffenproduktion. Was sein Vorgänger Haile Selassie nicht geschafft hatte, | |
das hatte Mengistu erreicht: Panzergranaten, Maschinengewehre und alle | |
Arten von Munition und kleinen Waffen kann Äthiopien nun selber herstellen. | |
Darum sieht die Neue Blume dreckig und zerzaust aus. | |
Erste Gespräche mit Ministern und Regierungsmitarbeitern belegen: Das Volk | |
der Tigre hat im neuen Äthiopien die Macht übernommen. In der Theorie ist | |
die neue Regierung eine Koalition der Tigre (4 Millionen) mit dem | |
Oromo-Volk (25 Millionen). Die großen drei — Meles Zenawi (Staatspräsident | |
und Sprecher der Tigre), Lencho Wakayo Letta (Sprecher der Oromo und | |
Parlamentsabgeordneter) und Isayas Afeworki (Führer der Eritreer, die sich | |
selbständig machen wollen) — sind in ständigem Kontakt. Meles und Lencho | |
sprechen sich fast täglich bei den Reigerungsgeschäften, Isayas kommt bei | |
größeren Krisen aus Eritrea angereist. Die Frage, um die alles kreist: Wird | |
sich das Oromo- Volk von den Tigre, die jetzt den Staatsapparat | |
beherrschen, ausbeuten lassen? Wer diese Frage nicht stellt, mißversteht | |
die Situation in Äthiopien gründlich. | |
*** | |
Überall in Addis Abeba sieht man die kleinen, jungen Tigre-Soldaten mit | |
ihren großen Waffen. Vor jedem amtlichen Gebäude, vor den Hotels, bei | |
Straßenkreuzungen. Des Nachts patrouillieren sie auf ausgestorbenen | |
Straßen. Zwar beginnt die Ausgangssperre erst eine Stunde nach Mitternacht | |
— aber um zehn Uhr ist die Stadt tot. Nachts kommt es zu unberechenbaren | |
Schießereien. | |
Als wäre die ganze Provinz Tigre entvölkert. Hier hat die Jugend Tigres | |
Arbeit, hier haben sie eine Waffe und können Herren spielen. Und sicher ist | |
nicht ihr Traum, in den trockenen Norden zurückzukehren und staubige Äcker | |
zu pflügen. | |
Im südlichen Stadtviertel Nefas Silk boxen zwei Jungen auf der Straße. Eine | |
Patrouille kommt hinzu. Der eine Junge rennt weg. Der andere wird | |
erschossen, ohne eine Frage. Der Bruder des Toten kommt aus dem Haus und | |
fragt: Was ist geschehen? Auch er wird erschossen. Natürlich stellt keiner | |
mehr eine Frage, auch kein Gericht und keine Zeitung. | |
*** | |
Zehn große Lastwagen, beladen mit Getreide, fahren von Addis Abeba nach | |
Wollega, im Westen des Oromo-Landes. Die Wagen gehören teils dem | |
Oromo-Hilfswerk (ORA) und teils der Oromo-Befreiungsfront (OLF). Kein | |
bewaffneter Begleiter ist dabei. Die OLF-Führung, die Mitglied der | |
äthiopischen Regierung ist, hat am Vortag vorsorglich Meles Zenawi, dem | |
Verteidigungsminister und allen nur möglichen Stellen gesagt: Unser Konvoi | |
fährt morgen nach Wollega. Bitte keinen Ärger! | |
Es gab Ärger. Der Konvoi wurde attackiert, unter den Begleitern gab es | |
Tote. Hinter der Attacke soll eine die „Demokratische Organisation des | |
Oromo-Volkes“ (OPDO) stecken, ein von der Tigre-Front TPLF geschaffenes | |
Oromo-Feigenblatt, das vom Volksmund als „Kondom“ der Tigre bezeichnet | |
wird. | |
Die OPDO ist reich. Ausgehalten wird sie von den Tigre, die ihre Hand auf | |
den äthiopischen Staatsschatz legen konnte, als sie siegreich in Addis | |
Abeba einmarschierte. Als die eritreische EPLF die von ihnen | |
gefangengenommen Oromo, die in der äthiopischen Armee gedient hatten, an | |
die Tigre übergaben, wurden diese in der OPDO organisiert. | |
Die Tigre setzten die Taktik des von ihr gestürzten Mengistu fort: Sie | |
schufen allerlei Konkurrenzorganisationen gegen die OLF. Im Westen hatte | |
der Diktator die südsudanesischen Rebellenbewegung SPLA unter John Garang | |
groß und stark gemacht — nun ist Mengistu fort, und die SPLA zerfällt in | |
ihre Bestandteile des Dinka- und des Nuer-Volkes. Im Osten stärkte Mengistu | |
die nordsomalische SNM unter Abdurrahman Tur, einstmals Botschafter in Ost- | |
Berlin. Der islamische Oromo-Führer Djarra mit rigorosen, an Saudi- Arabien | |
angelehnten wahabitischen Idealen, konnte an der äthiopischen Ostgrenze | |
seine „Islamische Front zur Befreiung von Oromia“ (IFLO) etablieren. Als in | |
Somalia das Chaos ausbrach, konnte er sich mit knapper Haut retten; die | |
Tigre, der Sudan und auch Saudi-Arabien gaben ihm Geld und Waffen und in | |
Addis Abeba und Dire Dawa bekam er die allergrößten Büros, damit er weiter | |
gegen die OLF kämpfen konnte. | |
Als OPDO-Führer Negasso Gidada in Wollega eine Versammlung abhielt, | |
verflüchtigte sich die Zuhörerschaft schnell. Einer sagte: Vor hundert | |
Jahren gab es einen Oromo- General namens Gobana. Der hat damals unsere | |
Hände gebunden und uns wie Sklaven dem äthiopischen Kaiser Menelik | |
ausgeliefert. Du bist ein neuer Gobana, der uns den Tigre ausliefern will! | |
Aber dieses Mal passen wir auf! | |
*** | |
1991 war anders als 1974, als Mengistu Haile Selassie stürzte. Die | |
Oromo-Partei OLF hat jetzt als gleichwertiger Partner die neue Verfassung | |
mitgeschrieben und konnte ihre Kader ungehindert in alle Landesteile | |
schicken. Der Führer Eritreas, Isayas Afeworki, hat zu Meles Zenawi gesagt: | |
Die OLF ist seit unserem Sieg im Juli um vieles stärker geworden. | |
Im Augenblick ist den Tigre diese Einsicht noch fern. Sie haben Addis Abeba | |
eingenommen. Sie haben Mengistu verjagt. Ihnen gehört der Staat. Die OLF, | |
dachten sie, besteht aus intellektuellen Träumern. | |
Negasso Gidada, dem wir schon begegnet sind, kam nach Wollega und sagte den | |
Oromo-Ältesten: Wenn Ihr nicht mit der OPDO und der IFLO zusammenarbeitet, | |
erklären wir Euch den Krieg! Die Ältesten antworteten ihm: Dein Vater war | |
blind, aber er sah mehr als Du! Dein Vater hatte keine höhere Schule | |
besucht, aber er war klüger als Du, Doktor! Wir brauchen Deinen Rat nicht. | |
Negasso sagte: Ritzt Eure Haut ein wenig auf. Ob Oromo, Amhare oder Tigre — | |
das Blut, das Ihr seht, ist immer rot. Es gibt also keine Unterschiede | |
zwischen den Völkern. | |
Ein junger Mann erwiderte: Du bist doch ein Doktor. Weißt Du nicht, daß es | |
viele verschiedene Blutgruppen gibt, die alle ihre eigenen Namen haben? So | |
gibt es sehr wohl eine Eigenart der Völker. | |
*** | |
Kobbo, in der von Oromo bevölkerten Provinz Harer östlich von Addis Abeba. | |
Im Osten Äthiopiens gibt es große Gebiete, die nun ganz und gar von der OLF | |
verwaltet werden. Von diesen Gebieten wird berichtet, daß es keine | |
politischen und militärischen Probleme gibt. Hier aber wird unser Auto von | |
Tigre-Milizionären gestoppt. Hunderte von Oromo umringen uns: „Geht nach | |
Hause, ihr Tigre!“ Aus Richtung Deder kommt ein Toyota mit OLF-Soldaten, | |
von der Menge frenetisch begrüßt. Nach einigem Streit dürfen wir | |
weiterfahren. | |
Abends, schon etwas weiter, erfahren wir: In Chelenko, unweit Kobbo an der | |
Hauptstraße, wird geschossen. Da wir zurück nach Kobbo wollen, um als | |
normale Taxipassagiere in die Großstadt Dire Dawa zu gelangen, müssen wir | |
Umwege fahren. Kurz vor Chelenko Schlachtenlärm: Gewehrschüsse, Salven aus | |
Maschinenpistolen. Mit einem Auto, das das Narkotikum Qat transportiert, | |
fahren wir zurück nach Deder, | |
Unterwegs, auf der Höhe zwischen Kobbo und Deder, sehen wir, wie sich | |
bewaffnete Bauern Schützengräben bauen. Sie scheinen mit stärkeren | |
Kriegshandlungen zu rechnen. | |
Am nächsten Tag in Deder sehen wir viele Oromo, die aus Kobbo geflohen | |
sind. Sie haben gesehen, wie die Tigre ihre Opfer von der „Schlacht um | |
Chelenko“ — weit über hundert Tote — nach Kobbo brachten und begruben. A… | |
Seiten der Oromo gab es einen Toten und fünf Verwundete. Nun haben die | |
Oromo Angst vor Racheakten. | |
*** | |
Die Eisenbahnlinie von Dschibuti nach Addis Abeba bleibt auch in den | |
nächsten Tagen unterbrochen. Kreuz und quer fahren wir durch die Provinz | |
Harer, wo die OLF ihre stärksten Wurzeln hat. Wir nehmen fast nur Straßen, | |
die die Oromo in den Höhen angelegt haben, um von der | |
regierungskontrollierten Hauptstraße unabhängig zu sein. Hier sind die | |
Oromo selbstbewußter als im Westen, an der sudanesischen Grenze. Dort sind | |
die Oromo christlich, hier sind sie islamisch und empfanden die | |
ursprüngliche Eroberung durch den abessinischen Kaiser Menelik vor hundert | |
Jahren als unerträgliche christliche Arroganz. | |
Große Höhenunterschiede müssen überwunden werden, von 3.200 bis 1.500 | |
Meter. Die Berge und Täler sind sehr dicht bevölkert. Die Vegetation ist | |
üppig. Das fruchtbare Hararhochland fällt östlich und südlich ab in die | |
Ebenen von Somalia und Kenia. | |
Wenn man das Ramis-Tal immer tiefer hinabfährt, kommt man nach Burqaa | |
(„Quelle“). Die Landschaft wird trockener. Mensch und Vieh scheint nur noch | |
eine Tätigkeit zu kennen, nämlich Stunde um Stunde zur — in der Tat langsam | |
versiegenden — Quelle von Burqaa zu gehen. Und dann Stunde um Stunde | |
zurück. Und am nächsten Tag wieder. Durch Dürre verursacht, hat es hier in | |
der Ebene jahrelang große Hungersnot gegeben. Da das Gebiet aber unter | |
OLF-Kontrolle stand, wurde hier von keiner humanitären Organisation | |
geholfen. | |
Wir besuchen die Stelle, wo jetzt die Organisation „Care“ Lebensmittel | |
verteilt: Ein Lagerhaus und im Freien gestapelte Mehlsäcke. Völlig | |
ausgemergelte Gestalten sind versammelt und warten. Drei bis vier Tage | |
gehen sie jeden Monat, um hierherzukommen. Dann bekommen sie zehn Kilo | |
Nahrungsmittel und gehen wieder zurück zu ihren völlig ausgedörrten | |
Wohnstätten. | |
Unten im Sokatal sterben die Fische, weil der Fluß versiegt. Das Land | |
stinkt. In den Tümpeln brüten Moskitos. Auf dem Weg von den Höhen fahren | |
wir Serpentinen durch blühendes grünes Land, immer wieder von kleinen | |
Wassergräben durchquert. Der letzte grüne Ort ist bereits vom Wüstensand | |
gezeichnet und erobert. Aber die Menschen leben noch hier. | |
Rückfahrt nach oben, nach Harawatscha. Auf dem Markt bieten viele Tausende | |
von Menschen ihre Waren an — Kaffee, Getreide, Eier, Hühner, Salz, Öl, | |
Bananen, alles was hier wächst. Ferner Kleider und Stoffe. Die Läden rund | |
um den Markt verkaufen Batterien, Seife, Lampen — aus Malaysia, Singapur, | |
Indonesien. Während in den Städten Deder und Dire Dawa die Läden fast leer | |
sind, blüht hier die Wirtschaft auf. | |
Ein häufig erörtertes Thema: Der Reichtum dieses Landes — Kaffee, Qat, | |
Häute, Gemüse, Rinder, Schafe — könnte demnächst über Berbera exportiert | |
werden, den gut ausgebauten nordsomalischen Hafen unter Kontrolle der SNM, | |
die dort die „Republik Somaliland“ ausgerufen hat. Berbera wäre sozusagen | |
ein direkter Oromo-Hafen. SNM-Führer Abdurrahman Tur hat schon Kontakte zur | |
OLF-Führung gesucht. Eine direkte Straße von der nordsomalischen Stadt | |
Hargeia über Jijiga in die fruchtbaren Gebiete der Provinz Harer existiert | |
bereits oder wird noch gebaut. Einige Brücken fehlen noch. | |
Wenn der Handel aus dieser Region über Berbera liefe, würde Addis Abeba und | |
selbst Dschibuti seine zentrale Rolle verlieren. Auch wenn die | |
Provinzhauptstadt Harer in Tigre-Händen bliebe, könnten die Handelswege | |
leicht daran vorbeigeführt werden. | |
*** | |
Als wir vom Markt in Harawatscha zurückkamen, war die gesamte Generalität | |
von Deder in unserer Unterkunft versammelt. Die Schlacht um Kobbo hat | |
solche Ausmaße angenommen, daß die Verlegung des Hauptquartiers von Deder | |
nach Harawatscha angezeigt schien. Die Tigre haben Panzer aus Dire Dawa und | |
Harar nach Kobbo gebracht. | |
Drei Tage später hören wir: In Addis Abeba ist eine Waffenruhe ausgehandelt | |
worden. Die Tigre wurden schwer geschlagen und haben auch viele Fahrzeuge | |
an die OLF verloren. | |
Schon im August 1991 gab es einen solchen Krieg. Zwischen zwei- und | |
dreitausend Tote forderte er bei den Tigre, etwa ein Zehntel dieser Zahl | |
bei den Oromo, so hören wir. Der Frieden damals wurde in Harar | |
ausgehandelt. In den Monaten davor hatten die Tigre OLF-Büros in Dire Dawa | |
und Harar mehrfach überfallen und zivile Mitarbeiter erschossen. Nach dem | |
August-Krieg wurde die politische Arbeit nicht mehr behindert, Bürgerrechte | |
wurden mehr respektiert als früher. Der jetzige Krieg hat fünfzehn Tage | |
gedauert und mehr Opfer gefordert als der August-Krieg und ist, so die | |
Einschätzung der OLF-Führung, noch eindeutiger zugunsten der Oromo | |
ausgegangen. | |
Was hat zum jetzigen Krieg geführt? Vereinbarungswidrige Behinderungen der | |
Bewegungen der OLF auf der Hauptstraße. Der nächste Schritt wäre | |
möglicherweise die Verhaftung von OLF-Führern gewesen. Darüber wird | |
gesprochen. Das ist der Anlaß. Aber der eigentliche Grund des Krieges, den | |
jeder kennt — nämlich die Anwesenheit der Tigre im Oromo-Land als | |
Nachfolgerin der Besatzungsmacht — wird zur Sprache kommen. | |
Die Regionalwahlen, die nach der vorläufigen Verfassung von Juli 1991 | |
innerhalb von drei Monaten nach Zustandekommen der Übergangsregierung | |
hätten zustandekommen sollen, werden weiterhin vorbereitet. Auf Beschluß | |
der zuständigen Organe der Übergangsregierung sind Nationalitätengrenzen | |
festgelegt worden. Es müssen aber, nach Vereinbarung der Koalitionspartner, | |
vor den Regionalwahlen alle Kriege aufgehört und alle Truppen sich in ihre | |
Kasernen zurückgezogen haben, und es muß eine lokale vorläufige | |
Ordnungspolizei und Verwaltung von der Bevölkerung bestimmt worden sein. Es | |
herrscht aber in vielen Landesteilen Krieg, und man kann immer deutlicher | |
die Befürchtung hören: Zu Wahlen wird es wohl nicht kommen. Der Krieg — | |
vielmehr: die vielen lokalen Kriege — werden die Zukunft des Landes | |
entscheiden. Wenn die OLF die Koalitionsregierung in Addis Abeba verläßt — | |
und das kann jeden Augenblick geschehen — wird es einen landesweiten Krieg | |
geben mit sehr großen Opfern. | |
*** | |
Ein sehr lebendiger Abend im Gästehaus der Oromo in Addis Abeba. Einige | |
Teilnehmer kommen spät, weil sie am Revolutionsplatz von einer wilden | |
Schießerei aufgehalten wurden. Eine gute halbe Stunde stand der Verkehr | |
still. | |
Gegen Ende des Abends stelle ich die Frage: Wie wird Addis Abeba in einem | |
Jahr aussehen? Die prompteste Antwort: Mogadischu! Das andere Extrem: Es | |
wird die Hauptstadt des freien Oromo-Landes sein. | |
Der vollständige Reisebericht ist unter dem Titel Ein Wellblechdach kann | |
man nicht dreimal verwenden beim Berliner Missionswerk erhältlich: | |
Handjerystr. 19, 1 Berlin 41. | |
16 Mar 1992 | |
## AUTOREN | |
gunnar hasselblatt | |
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