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# taz.de -- Panter Workshop Nr. 24: Neid
> Neid hat keinen guten Ruf. Zu Recht? Der Frage gehen 20
> NachwuchsjournalistInnen beim nächsten Panter Workshop nach.
Bild: Neid – Ist manchmal auch nur der Wunsch nach gerechter Verteilung
von [1][Paul Wrusch]
[2][20 junge NachwuchsjournalistInnen] produzieren vier Tage lang vier
Sonderseiten für die taz. Sie debattieren, recherchieren, schreiben
eigenverantwortlich in der Redaktion der taz und werden dabei von
RedakteurInnen unterstützt. Ihr Thema dieses Mal: Neid
Die Kollegin hat schon wieder den Journalistenpreis gewonnen, obwohl der
Text doch gar nicht so gut war. Der Bruder hat mittlerweile das dritte Kind
und der Hauskredit ist bald abbezahlt, du sitzt in deinem WG-Zimmer und
bist Single. Die beste Freundin hat beim Italiener das eindeutig bessere
Dessert gewählt. Der alte Schulfreund ist mittlerweile Pilot und postet
ständig Fotos von den Malediven, während du deinen letzten Urlaub in
Brandenburg nach vier Tagen Regen abgebrochen hast.
## Kein guter Ruf
Manchmal will man platzen vor Neid. Wie können die alle nur so viel Glück
haben? Was habe ich falsch gemacht? ICH WILL DAS AUCH! Gefühle, die jeder
kennt, über die aber kaum jemand gerne spricht. Denn wer zugibt, neidisch
zu sein, ist raus aus der Debatte. Neidische Menschen mag niemand. Denn
Neid gilt als negativ, zählt gar zu den sieben Todsünden.
Dabei ist Neid per se nichts Negatives. Nur wenn er in Missgunst umschlägt,
man also dem Gegenüber etwas nicht gönnt, beziehungsweise der Neid
befriedigt werden kann, indem der Gegenüber das Beneidete verliert, fällt
es schwer, ihm Positives abzugewinnen.
## Neid kann treibende Kraft sein
Und ist Neid überhaupt immer Neid oder nicht vielmehr manchmal der Wunsch
nach Gerechtigkeit. Wenn ein Hartz IV-Empfänger neidisch ist auf die
Millionenboni von Spitzenmanagern, ist das dann „Sozialneid” oder
Gerechtigkeitssinn? Letztlich lässt sich kaum eine Errungenschaft von
sozialen Bewegungen, seien es Frauen, Homosexuelle oder Arme, ohne
„konstruktiven Neid” erklären. Denn dieser Neid kann treibende Kraft sein,
bestehende Verhältnisse verändern zu wollen.
Neid ist also nicht nur Privatvergnügen, sondern kann äußerst mächtig sein
und hat damit eine politische Dimension: „An Neid zerbrechen Familien, Neid
stürzt Regierungen, Neid schafft Revolutionen. Neid bringt einen Donald
Trump ins Amt, Neid kann Kunst sein und Ungerechtigkeit aufzeigen. Neid
befeuert Religion und Politik, schafft Fortschritt und behindert ihn.” Das
schrieb die Autorin Ronja von Rönne kürzlich in ihrer [3][Kolumne für Zeit
Online]. Recht hat sie. Und gerade in jüngster Zeit spielt Neid wieder eine
große Rolle in der politischen Debatte. Der Erfolg der AfD wäre kaum
denkbar, ohne dass die Partei ständig mit Neid argumentiert, um ihre
AnhängerInnen gegen Geflüchtete aufzubringen.
28 Feb 2018
## LINKS
[1] /!a95/
[2] /Panter-Workshop-Nr-24/!166162/
[3] http://www.zeit.de/kultur/2018-01/neid-gefuehl-erfolg-reichtum-inneneinrich…
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