# taz.de -- Bericht der Generalversammlung 2017: Freiheit hat einen Preis | |
> Das neue Layout der taz, die Workshops und Stipendien der Panter Stiftung | |
> – es gab viel zu besprechen. | |
Bild: Zeichen der Solidarität: Hunderte GenossInnen halten #FreeDeniz-Schilder… | |
von [1][ELISABETH KIMMERLE] | |
Freiheit hat einen Preis. Daran erinnert der Chefredakteur der taz, Georg | |
Löwisch, als er am Samstag alte und neue GenossInnen zur alljährlichen | |
Generalversammlung in der Berliner Zentrale der Heinrich-Böll-Stiftung | |
begrüßt. | |
Auf den Treppen vor dem Hauptsaal sitzen GenossInnen, die keinen Platz im | |
voll besetzten Raum gefunden haben, und hören per Liveübertragung zu, warum | |
das ausgerechnet in diesem Jahr aktueller denn je ist: Die Bedeutung der | |
Pressefreiheit werde gerade immer wieder vorgeführt, sagt Löwisch und | |
stellt klar: „Die taz ist frei, weil sie wirtschaftlich unabhängig ist.“ | |
Diese wirtschaftliche Unabhängigkeit der taz sichern die 17.181 | |
GenossInnen. Dieses Jahr ist ein besonderes Jahr für die taz. Es ist das | |
Jahr, in dem die [2][Genossenschaft 25 Jahre alt wird]. Und das Jahr, in | |
dem tragischerweise das erste Mal ein ehemaliger taz-Journalist in der | |
Türkei für seine Arbeit inhaftiert wurde. | |
## Die taz erfindet sich neu | |
Es ist aber auch das Jahr, in dem die taz als Reaktion auf die | |
eingeschränkte Pressefreiheit in der Türkei das deutsch-türkische | |
Solidaritätsprojekt [3][taz.gazete] auf den Weg brachte. Und schließlich | |
ist es das Jahr, in dem die taz sich neu erfindet – mit einer Reihe neuer | |
Projekte und mit einem neuen Erscheinungsbild. Doch der Reihe nach. | |
Kalle Ruch, Geschäftsführer der taz, bilanziert die Finanzen der taz im | |
vergangenen Jahr. Das Wochenend- und ePaper- Abo seien ertragreiche neue | |
Abonnementformen. Bei ihnen ist Ruch zuversichtlich, dass sie durchaus noch | |
ein paar Jahrzehnte überstehen. Die Abonnements der täglichen Printausgabe | |
sinken hingegen. | |
Besonders deutlich zeige sich die Zeitungskrise am Kiosk: Die dort | |
verkauften Tageszeitungen machen nur noch 6 Prozent des Umsatzerlöses aus. | |
Dennoch, schließt Ruch, sei es der taz gelungen, in den vergangenen sieben | |
Jahren einen stabilisierenden Weg einzuschlagen. | |
## Ein ambitioniertes Programm | |
„Es war ein gutes Jahr für die taz“, bestätigt der Wirtschaftsprüfer, �… | |
auch nur, weil man in der taz erfinderisch ist.“ Das, fügt er an, sei nicht | |
negativ gemeint, im Gegenteil: In der taz habe man Gestaltungsräume. Diese | |
Gestaltungsräume sind Thema, nachdem der formale Teil der Versammlung | |
abgeschlossen ist: Die Chefredaktion stellt die Blattreform vor, mit der | |
die taz neue Wege beschreiten will. „Wir sind selbst auf die Idee gekommen, | |
dass wir uns permanent verändern müssen, deshalb haben wir uns ein sehr | |
ambitioniertes Programm für dieses Jahr gegeben“, sagt die stellvertretende | |
Chefredakteurin Barbara Junge. | |
Im Wissen darum, dass man sich nicht allein auf den Printjournalismus | |
konzentrieren könne, habe man drei Entwicklungsgruppen geründet, die sich | |
mit der Blattreform, Konferenzen und Strukturen und dem Journalismus auf | |
der Bühne beschäftigten. | |
Auch bei der Printzeitung stand eine Veränderung an: Die [4][letzte | |
Neugestaltung] bekam die taz zu ihrem 30. Geburtstag im Jahr 2009. „Wir | |
drucken jetzt bis an den linken Rand“, kündigt Georg Löwisch stolz das | |
[5][neue Layout] an, in dem die taz ab dem 2. Oktober erscheinen wird. | |
Damit spielt er auf die linke Spalte auf der Titelseite an, die in Zukunft | |
entfallen wird. | |
## „Mir persönlich ist das zu viel Weißraum“ | |
Die ArtdirektorInnen Janine Sack und Christian Küpker, die das neue Layout | |
entworfen haben, zeigen den GenossInnen, wie sich die taz verändern wird: | |
Einige kurze Nachrichtenagentur-Meldungen fallen weg, um mehr Luft für | |
eigene Berichte zu haben. „Wir machen einen großen Schritt, aber in der | |
Tonalität gibt es eine Kontinuität, die wir aufgegriffen und | |
weiterentwickelt haben“, erklärt Janine Sack. „Die taz soll jeden Tag | |
anders ausgesehen“, fügt Christian Küpker hinzu. | |
Das Layout kommt beim Publikum gut an. Die GenossInnen zücken ihre | |
Smartphones und fotografieren die neuen Seiten, die an die Leinwand | |
geworfen werden. Nur eins wird kritisiert: Die taz hat zu viele Bilder. | |
„Kann sich die taz große Bilder leisten? Ich finde es schade, dass in | |
letzter Zeit zu große Bilder für das kleine Format gedruckt wurden, weil | |
das ein Minus für gute Texte bedeutet“, merkt eine Genossin an und bekommt | |
dafür Applaus. | |
„Mir persönlich ist das zu viel Weißraum“, sagt eine andere. „Es gibt | |
Leute, die brauchen ganz viel Weißraum: Menschen, die Texte in leichter | |
Sprache lesen“, leitet die stellvertretende Chefredakteurin Katrin | |
Gottschalk die Diskussion zu den inhaltlichen Neuzugängen in der taz ein. | |
## Jeder hat das Recht, sich informieren zu können | |
Die taz-Redakteurinnen Christine Stöckel und Juliane Fiegler haben mit | |
Unterstützung der taz und der taz Panter Stiftung das Projekt | |
[6][taz.leicht] gestartet. „Wir finden, dass jeder das Recht hat, sich | |
informieren zu können. Wir wollen nicht nur über Inklusion schreiben, | |
sondern verständlich für alle sein“, sagt Christine Stöckel. Damit sei die | |
taz die erste überregionale Zeitung, die meinungsstark in leichter Sprache | |
berichtet. | |
Neben taz.leicht stellt sich die taz Panter Stiftung in ihrer Solidarität | |
international auf: Sie fördert verschiedene Workshops für JournalistInnen | |
aus Kuba, aus afrikanischen und osteuropäischen Ländern, bietet ein | |
[7][dreimonatiges Auszeitstipendium „Refugium“] für JournalistInnen aus | |
Krisengebieten an und finanziert das deutschtürkische | |
[8][Solidaritätsprojekt taz.gazete]. | |
Für die türkischen JournalistInnen bei taz.gazete sei es nichts Neues, dass | |
ihre KollegInnen von der Regierung als TerroristInnen bezeichnet werden, | |
sagt die taz-Redakteurin Doris Akrap in ihrer Rede über Deniz Yücel. Seit | |
er inhaftiert wurde, hat Akrap kein Wochenende mehr frei. | |
## #freedeniz – #freethemall | |
Deniz’ Name stehe stellvertretend für alle, die die türkische Regierung | |
mundtot machen wolle. „Aber das schafft sie nicht, dafür steht taz.gazete, | |
dafür steht der [9][Freundeskreis Deniz Yücel]“, sagt Akrap und bedankt | |
sich bei den GenossInnen für deren Unterstützung. „Das, was Sie machen, ist | |
Solidarität. Wir können denen, die unschuldig im Gefängnis sitzen, zurufen: | |
Ihr seid nicht allein, wir stehen hinter euch.“ | |
Wenn Deniz Yücel auf der Generalversammlung wäre, da ist sich Akrap sicher, | |
würde er sich tief verneigen aus Dankbarkeit. Im Publikum wischt sich der | |
ein oder andere die Augen. Zum Schluss fordert Akrap die GenossInnen zu | |
einer „Message an alle, die glauben, dass sie uns zum Verstummen bringen | |
können“, auf: Hunderte GenossInnen halten #FreeDeniz-Schilder hoch. Weil | |
Freiheit einen Preis hat. | |
17 Sep 2017 | |
## LINKS | |
[1] /Elisabeth-Kimmerle/!a36597/ | |
[2] /Genossenschaft/25-Jahre/!p5047/ | |
[3] http://gazete.taz.de/ | |
[4] /!672692/ | |
[5] http://blogs.taz.de/hausblog/2017/06/29/blattreform-der-taz/ | |
[6] /!p5097/ | |
[7] /!p5003/ | |
[8] http://https://www.gazete.taz.de/ | |
[9] http://freedeniz.de/ | |
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