# taz.de -- 25 Jahre taz Genossenschaft: Vielen Dank! | |
> ChefredakteurInnen aus 25 Jahren taz Genossenschaft gratulieren zum | |
> Jubiläum. | |
25 Jahre unterstützt die taz Genossenschaft die Arbeit der taz Redaktion, | |
in dem sie Projekte fördert und denen, die die Zeitung machen, den Rücken | |
frei hält. | |
Michael Sontheimer Bevor ich Anfang 1992 wieder bei der taz anfing, als | |
erster Chefredakteur, zischte mir Götz Aly zu, der wie die Mehrheit der | |
Redaktion die taz an einen Verlag verkaufen wollte: „Du Verräter“. Heute | |
bin ich mit Götz befreundet und er hat längst eingeräumt, dass es die taz | |
nicht mehr gäbe, wenn damals die Genossenschaft nicht gegründet worden | |
wäre. | |
Elke Schmitter Genossenschaft oder Investor? Das war das große Spiel mit | |
dem Schicksal vor 25 Jahren. Zwei Lose in der Black Box, zwei | |
unterschiedliche Arten des Vertrauens: Auf den großen Unbekannten, die | |
fantasierte gütige Vaterfigur, den mäzenatischen Verleger? Oder auf die | |
Gruppe, die sich erst bildet, indem sie einem gemeinsamen Interesse folgt | |
(das kein Profitinteresse ist)? Die taz hat sich für etwas entschieden, das | |
seit einigen Jahren den Namen „Schwarmintelligenz“ trägt. Man kann es aber | |
auch Genossenschaft nennen. Für alle Beteiligten gilt: eine gute | |
Entscheidung! | |
Jürgen Gottschlich Die Genossenschaft, sie begann für die erste | |
Chefredaktion nach Gründung, wie das Jahr zuvor aufgehört hatte: mit einer | |
Sparrunde. Doch erstmals gab es einen Silberstreif am Horizont. Statt der | |
immer neuen Rettungskampagnen keimte die Hoffnung auf ein neues Fundament. | |
Dass dieses Fundament so stark werden würde, hatte anfangs niemand auf dem | |
Schirm. Es war die wichtigste Weichenstellung nach der Gründung 1978. | |
Arno Luik Dass wir zu Weihnachten 1995 eine Genussbeilage machten, „satt | |
und selig“ hieß sie, fanden viele Genossinnen und Genossen nicht so richtig | |
gut. Für manche war es eine Provokation. Zu dekadent. Zu wenig tazig. Aber | |
dann ermöglichten die Genossen und Genossinnen doch das fast Unmögliche – | |
und genossen es. | |
Norbert Thomma Der Begriff „Genossen“ ist kontaminiert. Zu viel KPD, KBW, | |
SEW, Genosse Erich Honecker … Selbst in Reden auf dem SPD-Parteitag sagen | |
sie inzwischen „Liebe Freundinnen und Freunde“. Nur in der | |
ökonomisch-juristischen Konstruktion der Genossenschaft leben die | |
Genossinnen und Genossen fort und retten eine Zeitung. Eine hübsche Pointe | |
der linken Geschichte. | |
Klaudia Wick 1997: Die Idee zu einem Wochenend-Magazin hatten schon viele | |
vor uns gehabt. Aber mangels Finanzierung war es immer bei der Idee | |
geblieben. Das Geld fürs taz.mag kam von der Genossenschaft, so waren die | |
Mitglieder praktisch die Blattmacher. | |
Michael Rediske Als andere Zeitungen begannen, sich um Bildung einer | |
Leser-Community zu kümmern, hatte die taz das längst geschafft. An ihrem | |
Anfang stand die emotionale Identifikation mit den neuen sozialen | |
Bewegungen der siebziger Jahre. Die taz-Community wuchs dann weit darüber | |
hinaus - auch durch die Genossenschaft. Ein brauchbares Modell für andere | |
Tageszeitungen ist die Genossenschaft deshalb aber nicht. Warum? Weil keine | |
andere Tageszeitung eine solch leidenschaftliche Leserschaft hat." | |
Hermann-Josef Tenhagen Als ich vor 25 Jahren als Jungredakteur der taz über | |
die Zukunft unserer Zeitung diskutierte, war Genossenschaft nicht gerade | |
die erste Option, die mir einfiel. Genossenschaft. Ich kannte die nur von | |
den Milchbauern (ich komme vom Bauernhof) und für mich stand Genossenschaft | |
damals für ehrenamtlichen Klüngel von Bauern, die zur Sitzung mit Korn. | |
Bier und Schinkenschnittchen begrüßt wurden, und Vorständen, die aus Milch | |
Milchpulver machten und Subventionen abgriffen. Meine Lernkurve war dann | |
steil. Ich lernte: Genossenschaften machen Kleines groß und Große klein, | |
weiter so, taz! | |
Bascha Mika Elf Jahre taz-Chefredaktion, elf Generalversammlungen der | |
Genossenschaft im September. Immer war es wichtig für die Zeitung, manchmal | |
sogar überlebensnotwendig, was die Diskussion brachte. Doch das war nicht | |
der Grund, warum mir diese Tage unvergesslich geblieben sind. Es war das | |
Vertrauen, die Wertschätzung, die mich die GenossInnen haben spüren lassen. | |
Und wenn dann wieder jemand von „meiner Chefredakteurin“ sprach, war ich | |
stolz, dass sie mich ganz selbstverständlich vereinnahmten. | |
Peter Unfried 2000: In einer Geldkrise erklären der Dalai Lama und der | |
Harald Schmidt freundlichst: „taz muss sein.“ Aber die taz Genossenschaft | |
legt 1,2 Millionen Mark auf den Tisch, damit die taz weiterhin IST. Das war | |
der Moment, in dem ich kapierte, wer wir sind und was uns stark macht. | |
Reiner Metzger Der Verteiler ist die Message: Großprojekte und die taz-Geno | |
– selbstverständlich. Aber die Geno lieferte auch viele stete Tropfen. | |
Abertausende Menschen erreicht mit einer einzigen Mail an den | |
sagenumwobenen Geno-Verteiler, und der Rücklauf kommt: Leserumfrage, | |
Spendenaufrufe, Veranstaltungen außerhalb Berlins, spezielles Know-how von | |
Atomtechnik bis Führungscoaching, alles prompt geliefert und mit Adresse. | |
Ines Pohl Zum 20. Geburtstag wurde die taz von den GenossInnen freundlich | |
übernommen. Das Blattmachen wurde ein Fest der gegenseitigen Unterstützung | |
und Wertschätzung und hat der Redaktion ganz viel Kraft und Mut geschenkt. | |
Und zur Genoversammlung haben wir in diesem Jubiläumsjahr internationale | |
genossenschaftlich organisierte MedienvertreterInnen eingeladen und ihre | |
Arbeit finanziell unterstützt. Weil wir tazler eben nicht nur gerne feiern, | |
sondern auch das Teilen dazugehört. | |
Sabine am Orde taz Genossenschaft heißt journalistische Unabhängigkeit. Und | |
auch: Menschen treffen, die deutlich machen, wie richtig und wichtig es | |
ist, was wir tun. Auch wenn sie im Detail nicht mit allem einverstanden | |
sind. Das ist eine ungeheure Motivation. | |
Georg Löwisch 2017: Die Redaktion macht nicht mehr nur eine gedruckte | |
Zeitung. Sie spielt auf vielen unterschiedlichen Kanälen von taz.de über | |
die taz.app, die taz am wochenende bis zur journalistischen Veranstaltung | |
im taz Café. Wer in derart politischen Zeiten so viele Aufgaben bewältigen | |
muss, braucht Rückhalt: die Genossenschaft. | |
Barbara Junge 2016: Pressefreiheit entwickelt sich in der Türkei zu einem | |
Wort aus der Vergangenheit. Alle beobachten es, die taz will handeln. | |
Innerhalb nur weniger Wochen dann geht ein deutschtürkisches Portal für | |
Journalisten und Journalistinnen in der Türkei und aus der Türkei online, | |
taz.gazete. Das war nur möglich, weil wir wissen, was wir an unseren | |
Genossinnen und Genossen haben, sie spenden in nur wenigen Wochen 120.000 | |
Euro. Ohne die Genossenschaft gäbe es ein großes Stück weniger | |
Pressefreiheit. | |
Katrin Gottschalk Als ich vor einem Jahr in die Chefredaktion kam, vernahm | |
ich zahlreiche Flüche in den Fluren der taz. Grund: das 2015 eingeführte | |
neue Redaktionssystem. Mittlerweile glätten sich die Wogen – dieser Schritt | |
war nötig. Ich bin den Genoss*innen dankbar, dass wir mit ihrer | |
finanziellen Unterstützung nun die technische Basis für zukünftige | |
Arbeitsabläufe haben – erst online, später gedruckt. | |
20 Apr 2017 | |
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