# taz.de -- ■ Das Portrait: Richard Nixon | |
Foto: AP | |
Als ob die Kette der Skandale des Richard Nixon nicht schon lang genug | |
wäre. Kurz vor seinem 80. Geburtstag am heutigen Samstag wurde bekannt, daß | |
Nixon im Wahlkampf 1972 seinem Gegner George McGovern geistige | |
Urheberschaft an einem Attentat anhängen wollte. Im Mai 1972 war im | |
Wahlkampf Alabamas Gouverneur George Wallace, damals erzreaktionärer | |
dritter Kandidat um das Präsidentenamt, von einem Attentäter schwer | |
verletzt worden. Nixon wollte umgehend Wahlkampfliteratur und Reden | |
McGoverns in der Wohnung des Attentäters deponieren lassen. Aber das FBI | |
hatte das Apartment bereits versiegelt. | |
Was im August 1974 mit einem der größten politischen Erdbeben der | |
US-Geschichte, dem Watergate- Skandal, endete, hatte 1946 stilgerecht mit | |
„Dirty Campaigning“, schmutzigen Wahlkampftricks, begonnen: Sein erstes | |
Rennen um einen Sitz im Repräsentantenhaus gewann Nixon unter anderem mit | |
der erlogenen Behauptung, sein Gegner habe Kontakte zu kommunistischen | |
Organisationen gehabt. Als ihn Ike Eisenhower1952 zu seinem Vizepräsidenten | |
machte, hatte sich Nixon bereits einen landesweiten Ruf durch seine Dienste | |
im „Ausschuß für Unamerikanische Aktivitäten“ des Kommunistenhassers Jos… | |
McCarthy erarbeitet. 1968, zum Höhepunkt der Anti-Vietnamkriegsbewegung und | |
der Aufstände in schwarzen Ghettos, durfte Nixon endlich selbst ins Weiße | |
Haus einziehen. | |
In seinen mittlerweile acht selbstverfaßten Büchern, darunter drei | |
Autobiographien, stellt er sich rückblickend gern als genialen | |
Außenpolitiker dar. Kaum Erwähnung findet, womit die meisten Amerikaner | |
nach wie vor seinen Namen assoziieren – dem Watergate-Skandal. Nixon, | |
inzwischen der Mitwisserschaft und der Falschaussage vor dem Kongreß | |
überführt, trat am 8.August 1974 angesichts eines drohenden Verfahrens zur | |
Amtsenthebung zurück. Sein Nachfolger Gerald Ford amnestierte ihn wenige | |
Wochen später und schützte ihn damit vor drohenden Strafverfahren. Es mag | |
die pure Arroganz der Macht oder Weltfremdheit sein – der 80jährige ist | |
sich auch heute noch keiner Schuld bewußt. „Die Geschichte wird ein | |
endültiges Urteil fällen“, hat er einmal geschrieben. „Und dieses Urteil | |
fürchte ich nicht.“ Andrea Böhm | |
9 Jan 1993 | |
## AUTOREN | |
andrea böhm | |
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