| # taz.de -- 25 Jahre taz Genossenschaft: Anders bleiben | |
| > Die taz Genossenschaft hält den RedakteurInnen den Rücken frei – Macht | |
| > mal, wird schon. | |
| von [1][Margarete Stokowski] | |
| Ich mag den Satz „Bleib so, wie du bist“ nicht besonders. Sagen Leute ja | |
| manchmal so, und sie meinen es immer gut. Einerseits klingt es schön, | |
| andererseits: Warum? Das Beste, was einem in der Liebe und in der | |
| Freundschaft und im Leben generell passieren kann, ist dass man jemanden | |
| trifft, der einen einerseits so lässt, wie man ist, und andererseits | |
| wachsen lässt. Wenn man dabei mit der Zeit jemand anders wird und der | |
| andere immer noch da ist, ist es entweder, na ja, Gewöhnung oder Faulheit, | |
| oder: Liebe. | |
| Klingt vielleicht ein bisschen pathetisch, aber beim Arbeiten ist es so | |
| ähnlich: Wenn man dabei Leute um sich herum hat, die einen einerseits | |
| unterstützen und andererseits einfach machen lassen, ist es perfekt. Ich | |
| wollte gerade schreiben, dass ich, seit ich angefangen habe, Texte für | |
| Zeitungen zu schreiben, viel Glück dabei gehabt habe, aber „Glück“ ist das | |
| falsche Wort. Glück war es, bei der taz zu landen, der Rest war Prinzip. | |
| ## Keine Philosophie aber Prinzipien | |
| Es gibt Firmen, auf deren Webseite steht ihre „Philosophie“, was meistens | |
| mit „Gelaber“ besser beschrieben wäre. „Unser Brot ist aus ausgewählten | |
| Zutaten“ steht dann da, und man denkt: Ja, aus was denn sonst? Die taz hat, | |
| so weit ich weiß, keine „Philosophie“. Aber sie hat ein paar Prinzipien, | |
| und eines besteht darin, dass man als Autorin hier Freiheiten haben kann, | |
| die man bei anderen Medien lange suchen muss und meistens nicht finden | |
| wird. | |
| Mir war gar nicht klar, wie wenig selbstverständlich es ist, einer | |
| 25-Jährigen ohne journalistische Ausbildung [2][eine Kolumne] in einer | |
| Tageszeitung zu geben. Eigentlich fällt mir das jetzt erst auf, fünf Jahre | |
| später: Wie verrückt das war. Und wie mutig, also nicht unbedingt von mir, | |
| aber von der taz. Andererseits aber auch notwendig und genau richtig, denn | |
| man sieht ja, was dabei rauskommt, wenn zu viele mittelalte Männer Kolumnen | |
| schreiben. | |
| ## Wir können jeden Tag verkacken | |
| Die taz Genossenschaft ist in dem Sinne auch mutig. Der Witz an einer | |
| Tageszeitung ist ja, dass sie jeden Tag rauskommt und demnach auch jeden | |
| Tag theoretisch völlig verkacken kann. Aber genau wie die taz ihre | |
| Autor_innen machen lässt und unterstützt, braucht sie Leute, die ihr sagen: | |
| Macht mal, wird schon. Ohne Zweifel braucht man ein gewisses | |
| Grundvertrauen, um eine Zeitung zu unterstützen – mit Geld, Wohlwollen und | |
| Freiheit –, aber das ist in jeder Beziehung so: Es kommt wenig bei rum, | |
| wenn keiner sich was traut. | |
| 19 Jan 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Margarete Stokowski | |
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