# taz.de -- Bezahlmodelle für Journalismus online: Premium ist das neue Gefän… | |
> Mit „Plus“-Modellen bitten Zeitungsverlage ihre LeserInnen neuerdings | |
> online zur Kasse. Kann das funktionieren? | |
Bild: Ob es sich hinter Gittern wirklich besser lesen lässt? | |
Die Bezeichnung ist so einfach wie einleuchtend: „Plus“ heißen die | |
Angebote, die LeserInnen dazu bringen sollen, im Internet Geld für | |
journalistische Inhalte auszugeben. Nach SZ und Spiegel hat nun kürzlich | |
auch die FAZ ein Digital-Bezahlangebot unter diesem Label eingeführt. | |
Etabliert hat sich die Bezeichnung, die ein wenig nach Waschmittel klingt, | |
durch Bild Plus. | |
Unter Spiegel Plus werden einzelne Artikel sowohl aus dem Heft als auch von | |
Spiegel Online verkauft. Bezahlt wird mit einer Art digitalem Bierdeckel | |
von Laterpay. Bei der SZ ist seit Einführung des Plus-Modells nur noch ein | |
bestimmtes Kontingent an Onlinetexten kostenlos abrufbar. Auch auf FAZ.net | |
gibt es neben den Gratis-Inhalten ein kostenpflichtiges Angebot. | |
Die Branche scheint sich nicht nur bei der Namensgebung geeinigt zu haben. | |
Immer mehr Medienhäuser und Zeitungen zäunen ihre Schmuckstücke ein und | |
versuchen die Menschen auf diese Weise in den eigenen Premium-Garten zu | |
locken. Plus suggeriert: Es gibt mehr Auserwähltes, das Beste vom Besten. | |
Den Produkten ist allerdings anzusehen, dass sie mehr auf Erlöse zielen. | |
Auf der Suche nach einem Geschäftsmodell wird viel ausprobiert, das ist | |
nachvollziehbar. | |
Bloß scheint es so, als wolle man Menschen nur über den Negativeffekt | |
motivieren, sonst nicht an die bewährten, markengestützten Inhalte zu | |
kommen. Die Branche krankt damit an einem Geburtsfehler ihrer digitalen | |
Produkte: Diese versuchen, Grenzen und Hürden da einzuziehen, wo sie | |
übergestülpt und künstlich erscheinen müssen. | |
## Wir sammeln Geld, um zu informieren, nicht umgekehrt | |
Doch digitale Information will verbreitet und geteilt werden. Sie schert | |
sich nicht um die Bedingungen ihrer Produktion. Darin liegt aber auch die | |
Chance, das Verhältnis zwischen Produzent und Konsument im Digitalen neu zu | |
definieren. | |
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[1][ILIJA MATUSKO], Mitarbeiter von taz.zahl ich | |
15 Nov 2016 | |
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## AUTOREN | |
Ilija Matusko | |
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