# taz.de -- Härte statt Freiwilligkeit: Alles falsch bei taz.zahl ich? | |
> Unser freiwilliges Bezahlmodell ist ein Erfolg und vielen | |
> BranchenkollegInnen unverständlich. Scheint doch eines längst Konsens: | |
> LeserInnen müssen zahlen. | |
Mit welchen Modellen funktioniert das Geldverdienen mit Journalismus im | |
Internet am besten? Die dänische Hochschule für Journalismus und Medien hat | |
Anfang Oktober VertreterInnen von zehn Medienhäusern eingeladen, auf einer | |
Konferenz in Kopenhagen ihre Erfahrungen dazu zu teilen. Unser Projekt | |
taz.zahl ich fiel dabei völlig aus der Reihe. | |
JedeR dritte InternetnutzerIn (34 Prozent) in Deutschland hat 2014 im | |
Internet für redaktionelle Inhalte bezahlt, 2013 waren es nur 25 Prozent. | |
Vielleicht kommt der Anstieg daher, dass immer weniger Verlage den | |
LeserInnen eine Wahl lassen. Die meistgenutzten Bezahlmodelle sind dabei | |
„Freemium“ und das „Metered Model“, wie sich auf der Konferenz zeigte. | |
Laut dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger BDZV nutzen mit 65 von | |
112 die meisten deutschen Zeitungen das Freemium-Modell, bei dem ein | |
Großteil des Inhalts frei zugänglich ist, besonderer Content aber bezahlt | |
werden muss. | |
Das Metered Model nutzen 39 Medienhäuser. Hier werden UserInnen | |
aufgefordert zu bezahlen, nachdem sie eine bestimmte Anzahl von Artikeln | |
umsonst gelesen haben. | |
Eine „Harte Bezahlschranke“, die sich erst nach Bezahlung öffnet, haben | |
sechs Online-Portale. Die Konferenzvorträge zeigten auch, dass die Verlage | |
ihre Inhalte verstärkt wirtschaftlichen Überlegungen unterwerfen. Obwohl | |
sich dieser Trend besonders bei Boulevardmedien zeigt, ist er bedenklich. | |
## taz macht alles falsch? | |
Denn Artikel werden nicht mehr nur nach ihrer journalistischen Qualität | |
bewertet, sondern nach Klickzahlen. Diese können OnlineredakteurInnen in | |
Echtzeit am Arbeitsplatz einsehen. Was sich nicht gut klickt, wird an den | |
Geschmack der UserInnen angepasst. | |
Eine weitere besorgniserregende Entwicklung: Häufig geht es den Verlagen | |
darum, Daten ihrer LeserInnen zu sammeln. Dafür werden bestimmte Vorteile | |
für angemeldete NutzerInnen auch ohne Bezahlung freigeschaltet. | |
Die sogenannte Conversion in zahlende UserInnen wird später auf Basis der | |
gesammelten Daten vorangetrieben. Die Ergebnisse lassen eigentlich nur | |
darauf schließen, dass „taz.zahl ich“ alles falsch macht: Kein | |
Kommerztraining für JournalistInnen, kein Tracking, kein Bezahlzwang. | |
Aber das Online-Bezahlmodell für taz.de ist [1][erfolgreich und wächst]. | |
Wie ist das möglich? Der Veranstalter kündigte die Vorstellung unseres | |
Modells unter dem Titel an „Können die LeserInnen ein Online-Angebot so | |
sehr lieben, dass sie freiwillig zahlen?“. Sieht ganz so aus. [2][Danke | |
dafür an alle UnterstützerInnen! ] | |
NICOLAI KÜHLING ist Mitarbeiter des Projekts taz.zahl ich und stellte es | |
auf dem Kongress in Kopenhagen vor. | |
2 Nov 2015 | |
## LINKS | |
[1] /Ergebnisse-im-September-2015/!161265/ | |
[2] /Jubilaeum-bei-tazzahl-ich/!161030/ | |
## AUTOREN | |
Nicolai Kühling | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |