# taz.de -- Mit Überwachern ins Bett: Spione lieben dich nicht | |
> Keine Gruselgeschichte aus Stasi-Archiven, sondern längst wieder | |
> Realität: Sicherheitsbehörden schicken missliebigen Bürgern Agenten ins | |
> Bett. | |
Bild: Vornehmlich unauffällige Herren, auffallend auffällig postiert von Stre… | |
Das ist Gedöns total: Unspektakulär eingewickelt in schwarzes Isolierband | |
klemmte das kleine Gerät im Radschacht ihres Autos. Nicht besonders | |
hochwertig, technisch unterambitioniert. | |
Und doch hatte das kleine Ding, das jene Aktivistin da plötzlich im | |
spanischen Valencia an ihrem Gefährt vorfand, eine zentrale Funktion: Es | |
konnte stets den genauen Aufenthaltsort übermitteln. | |
Ein Peilsender, geeignet für die Überwachung der Zielperson. Diese | |
Zielperson heißt Lily und ist eine Umweltaktivistin. Sie weiß zu erzählen, | |
dass staatliche Überwachung nicht erst mit der Erfindung des | |
Datenaustauschs begann. | |
Jahrelang lebte Lily, die ihren echten Namen nicht nennen möchte, mit einem | |
Mann zusammen, den sie für ihren Lebensgefährten hielt. Es war der | |
verdeckte Ermittler Mark Kennedy, der über Jahre quer durch Europa | |
Umweltaktivisten ausgespäht hatte. | |
Dann flog er auf - und mit ihm einer der größten jüngeren Polizeiskandale | |
Europas. Lily war zwei Jahre lang mit Kennedy zusammen - ohne zu ahnen, | |
worum es wirklich ging. Noch heute kämpft sie vor Gericht gegen die | |
Maßnahme an. | |
Staatliche Überwachung und der Umgang mit ihr gehören zu den großen | |
Herausforderungen der digitalen Epoche. Digitaler Widerstand - eine | |
Nothilfeformel, seit klar ist, wie allumfassend staatliche Angriffe auf | |
Aktivisten, Künstler und Journalisten im global umkämpften Datenmarkt | |
geworden sind. | |
Beim taz.lab wollen wir mit Lily und anderen Gästen über schmerzende | |
persönliche Erfahrungen mit dem Überwachungsstaat reden, aber vor allem | |
auch über eine wichtige Zukunftsfrage: Gibt es einen Ausweg aus dem | |
Überwachungsdiskurs? Und welche Allianzen sind dazu nötig - auf der Straße, | |
im Netz, am Theater? | |
Deshalb fragen wir auf dem Gedöns-Kongress der taz, dem taz.lab 2015: | |
[1][Kämpfen, aber wo? ] | |
Darüber diskutieren die Umweltaktivistin Lily, der Wikileaks-Vertraute und | |
Buchautor Jérémie Zimmermann, die Regisseurin Angela Richter, die zuletzt | |
Edward Snowden in Russland besuchte, sowie die Schweizer Aktionskünstlerin | |
Lizvlx vom Künstlerduo Ubermorgen, die davon berichten kann, wie einmal | |
eine Reihe internationaler Behörden hinter ihr her waren - wegen eines | |
Kunstprojekts. | |
Gedöns halt. Aber Gedöns total. | |
[2][MARTIN KAUL] | |
7 Apr 2015 | |
## LINKS | |
[1] /programm/2015/Gedoens/de/events/144.html | |
[2] /Martin-Kaul/!a36/ | |
## AUTOREN | |
Martin Kaul | |
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