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# taz.de -- Workshop Nr. 18: Die TeilnehmerInnen
> Die TeilnehmerInnen des Workshops "Alter"
Bild: Die Kunst zu altern
Bei der Auswahl der TeilnehmerInnen wird darauf geachtet, dass eine
interdisziplinäre Gruppe mit unterschiedlichen Vorkenntnissen im
Journalismus entsteht.
JedeR kann sich bewerben. Die je zehn Frauen und Männer pro Workshoptermin
sind zwischen 18 und 28 Jahre alt und kommen aus allen Regionen
Deutschlands und aus dem Ausland.
Aleyna Aslan, bin 18 Jahre alt und komme aus Rastatt, welches als barocke
Residenzstadt der Markgrafschaft Baden-Baden bekannt ist und am mittleren
Oberrhein liegt. Absolviere gerade mein Abitur an einem allgemeinbildenden
Gymnasium. Mein Ziel danach ist ein Studium in Berlin und teils im Ausland.
Habe schon viele Praktika in den verschiedensten Bereichen hinter mir, doch
angetan hat es mir die Rechtswissenschaft (Jura). Bin von Haus aus eher
eine Kritikerin.
Das Alter sagt weder etwas über die Reife eines Menschen aus noch über
seinen physischen Zustand. Das Alter: nur eine unbedeutende Zahl.
Unbedeutend, wenn man Erfolg hat, unbedeutend, wenn man Misserfolg hat.
Benedikt Ivanovs, 26, aus Hannover: Studiert habe ich Politik und
Geschichte in Göttingen, Colorado Springs und Frankfurt. In Südafrika bin
ich einige Zeit zur Schule gegangen – nach der Schule habe ich jeweils ein
Jahr in Irland und Russland gelebt. Meine sonstigen Reisen haben mich schon
bis nach Nordkorea geführt. Und nebenbei konserviere ich mein unnützes
Wissen über Fußball, Politik und Musik.
Richtiger Zeitpunkt, letzte Chance: Ich glaube, das Alter macht uns weniger
Sorgen als das Altern. Es passiert nebenbei und bedeutet Kontrollverlust
zwischen all unseren Plänen. Dabei ist Routine nur ein neutraler Wert.
Alter ist nicht automatisch Weisheit. Man kann seine Sache auch jahrelang
falsch machen.
Anna Maria Wladyka, 25: ich komme aus Warschau, wo ich mein Masterstudium
in Konferenzdolmetschen abgeschlossen habe. Meine Leidenschaft für Sprachen
hat mich nach Leipzig geführt, wo ich jetzt an meiner Doktorarbeit
schreibe. Schreiben hilft mir, mich selbst zu bestimmen: Bloggen zum Thema
Kino, Mitwirken bei One Europe oder auch Twittern.
Alter: Kaum ein anderes Wort wurde so oft auf so vielen Ebenen des
gesellschaftlichen oder beruflichen Lebens tabuisiert. Vielleicht ist
Journalismus das Heilmittel gegen die Tücken des Alters nach dem Motto von
Burt Lancaster: „Solange man neugierig ist, kann einem das Alter nichts
anhaben.”
Ben Mendelson, bin 19 Jahre alt, komme aus Berlin, studiere seit Oktober in
Göttingen: Wirtschafts- und Sozialgeschichte UND Jura. Ja, das geht. Ich
schreibe seit 2012 für ein paar Tageszeitungen, arbeite jetzt beim
Goettingen Journal of International Law mit und bin insgeheim Slampoet.
Wenn ich mal alt bin, dann wird sich das ganz bestimmt gelohnt haben mit
dem Riestern ab 16... Die Angst vor Altersarmut wird die Angst vor der
Islamisierung sicher bald ablösen. Pedantische Einkommensverlierer gegen
die Ausbeutungen des Alterlandes: Rollatorier aller Länder, vereinigt euch!
Elisa Russo, ich bin 19 Jahre alt und mache gerade mein Abitur am
sozialwissenschaftlichen Gymnasium in Nürtingen bei Stuttgart. Danach werde
ich versuchen, meine naive Weltanschauung umzustürzen, indem ich einige
Monate verreise – wohin, das weiß ich noch nicht. Allerdings weiß ich
ziemlich genau, dass ich nach dem Abitur Soziologie und Politik studieren
möchte.
Ob ich in Klatschmagazinen blättere oder den Fernseher einschalte, überall
sehe ich geliftete Wangen an alten Gesichtern und straffe Augenlider unter
dicken Brillengläsern. Ich bekomme gesagt: Altern ist ekelhaft,
bemitleidenswert, bedauerlich – und ich merke: Unsere Gesellschaft leidet
nicht nur unter Rassismus und Sexismus, sondern auch unter Alterismus.
Emil Nefzger ich bin 24 Jahre alt und komme aus München. Nach dem Abitur
2010 habe ich vier Semester Sportwissenschaften studiert, mich aber dann
für die Fächer Geschichte und Kommunikationswissenschaft an der LMU
entschieden. Neben dem Studium engagiere ich mich als Ringertrainer und
hätte gern wieder so viel Freizeit wie in der Schule.
Die Menschen werden immer älter, die Fußballnationalspieler immer jünger.
Während für manche nur noch zählt, wie alt man sich fühlt, haben andere
panische Angst vor dem Altern. Aber welche Bedeutung hat das Alter in einer
alternden Gesellschaft?
Hannah Weiner, ich bin 25 Jahre alt und arbeite als freie Journalistin in
der Rhein-Main-Region. Studiert habe ich Politik- und Filmwissenschaft in
Mainz und Istanbul. In diesem Jahr steht der Master an – wo, was, wann
genau, weiß ich noch nicht. Ich mag Müsli, trockenen Weißwein und
türkischen Kaffee.
Mit dem Rauchen aufhören wollen, Rezepte für hautglättende
Joghurt-Gesichtsmasken googeln, sich ärgern, dass man nicht wenigstens 20
Tage später geboren wurde und so jetzt erst Jahrgang 1990 wäre. Dabei immer
noch nicht genau wissen, wohin im Leben. Quarterlife-Crisis, Leute, kein
Zuckerschlecken.
Dominik Otte: Ich bin 27 Jahre alt und habe Anfang dieses Jahres mein
Lehramtsstudium in meiner Heimatstadt Paderborn abgeschlossen. Im Mai werde
ich dann vom Hörsaal ins Klassenzimmer wechseln und mein Referendariat
beginnen. Mein Interesse an der Literatur und am Schreiben hat mich zum
Journalismus geführt. Ich mag die Vorstellung, dass man Bewegung und
Erleben in journalistischen Texten ausdrücken kann.
Geboren, gelebt und alles erreicht? Ist das Alter der Rückblick auf eine
Abfolge von Ereignissen? Und welches Ziel steht dann am Ende des
Horizontes? Vielleicht löst ein langes Leben den Menschen auch aus dem
Druck der Zeit heraus und bietet Gelassenheit. Vielleicht ist aber auch im
Alter immer noch alles wieder neu. Das Alter ist ein Mythos und stellt uns
alle vor die Auseinandersetzung mit dem Tod.
Julia Grieshammer, 27, im beschaulichen Bayreuth aufgewachsen. Zum Reisen
zog es mich oft in die Welt hinaus, studiert habe ich aber in meiner
Heimatstadt, und zwar Geographie. Nach dem Bachelor ging es für einen
europäischen Freiwilligendienst nach Griechenland. Dadurch hat es mich
sozusagen nach Rumänien verschlagen, wo ich momentan bei einem
Holzexporteur arbeite.
Egal wie alt man ist, Alter ist immer eine sehr relative Sache. Was besagt
eigentlich, wie alt wir sind? Eine Zahl auf dem Papier, das Alter unseres
Körpers? Allzu oft lassen wir uns von unserem physischen Alter
vorschreiben, wie wir uns zu verhalten haben. Aber vielleicht ändert sich
das auch momentan – 70 ist schließlich das neue 50!
Leo Töpperwein, 21 Jahre alt, komme aus Hannover. War stolzer
Waldorfschüler, bis die Schulzeit 2013 mit der Abiprüfung beendet wurde,
nach 13 Jahren + Kindergarten. Eine richtig coole Schulzeit! Letztes Jahr
war ich in Ghana und habe an einer Schule viel lernen dürfen. Jetzt möchte
ich studieren ...
Als Kind wollte ich immer älter sein, so vieles durfte ich noch nicht. Bald
werde ich bei jedem Geburtstag lieber jünger werden wollen und meinen,
vieles nicht mehr zu können. Man kann wohl alle Probleme aufs Alter
schieben, doch wenn man das nicht tut, wird man glücklicher sein.
Malina Günzel, zum Master hat es mich nach Bremen verschlagen. Die Stadt
ist großartig! Mein Studium „Performance Studies“ und „Transnationale
Literaturwissenschaft“ im Übrigen auch. Schreiben gehört zu meinen
Grundbedürfnissen. Ich pflege zum Beispiel eine schon sehr lange
Brieffreundschaft, über die ich sehr glücklich bin. Marina, ich danke Dir.
Ey, Alter, schon mal an den Tod gedacht? Eben noch im Freizeitpark
gejubelt, jetzt schon stumm auf der Bahre. Weil unsere Gesellschaft das
Sterben ausschließt, kommt der Tod für viele völlig unvorbereitet. Schade
eigentlich, denn: „The acceptance of death is the source of all life“ (John
Cage).
Norman Prange, 22, aufgewachsen in Bad Bederkesa und seit vier Jahren
Wahl-Berliner. Nach zwei Semestern Journalistik in Rio de Janeiro erste
Schreiberfahrungen in der Blogosphäre. Hat bald einen Bachelor in
Publizistik und Politik in der Tasche. „Und was macht man später damit?“
Einen Master.
Alter? Hängt davon ab, wie man sich fühlt. Außer wenn man wegen des Alters
keinen Job mehr bekommt. Dann heißt das „Altersdiskriminierung“. Oder: Wenn
es immer mehr Alte als Junge gibt, ist das „demographischer Wandel“. Aber
„sozialer Zusammenhalt“ bedeutet, dass Jung und Alt füreinander da sind.
Marisa Wenzel, 25, ich habe in Berlin und Istanbul Ethnologie und
Sozialwissenschaften studiert. Nun verfolge ich meine Interessen im Umgang
mit Mobilität und Vielfalt im Master „Internationale Migration und
Interkulturelle Beziehungen“ in Osnabrück. Da Begegnungen auf Augenhöhe bei
der Sprache beginnen, lerne ich unter anderem Türkisch und Arabisch.
„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr
Leben“, soll Cicely Saunders, Mitbegründerin der modernen Hospizbewegung,
gesagt haben. Was bedeutet dann Alter? Eine Lebenszeit, ein messbarer
Zeitraum? Oder eine Ansammlung von unzähligen Erlebnissen und Geschichten?
Fabian Mrongowius, ich bin 25 Jahre alt und in Recklinghausen aufgewachsen.
Dort sammelte ich erste Erfahrung mit dem journalistischen Arbeiten in der
Lokalzeitung und beim Bürgerradio. Zur Zeit absolviere ich in Hamburg ein
Master-Studium in Medienmanagement. Mein Interesse gilt unter anderem den
Herausforderungen für unabhängigen Journalismus im digitalen Wettbewerb.
Der demografische Wandel stellt eine zentrale Herausforderung für unsere
Gesellschaft dar. Es ist zu hoffen, dass sich zukünftige Debatten nicht nur
auf die Bekämpfung der drohende Versorgungsnotlage fokussieren, sondern
auch die Chance bieten Themen wie Familienformen und Zuwanderung neu zu
verhandeln.
Annika Gutermuth, ich bin 24 Jahre alt und komme aus Halle. 2009 machte ich
mein Abitur und entschied mich im Anschluss für ein FSJ in einer
integrativen Kita. Von 2010-2014 studierte ich im BA
Germanistik/Skandinavistik und befinde mich jetzt im 2. Mastersemester der
Komparatistik an der Georg-August-Universität Göttingen.
Im Gespräch mit Eltern und Großeltern, auf den Verpackungen von Käse und
Wein, in Büchern und Musik: Überall werden wir dazu gezwungen, uns mit der
Thematik des Alters auseinanderzusetzen. Es stellt sich uns die Frage, ob
es besser ist alt zu sein, oder jung. Und außerdem: Ab wann bin ich
überhaupt „alt“?
Benedikt Peters, zwei Monate vor dem Mauerfall geboren im Rheinland, wat
man jut hören kann. Studiert Politik und Geschichte – gerade in Leipzig,
vorher in Havanna, Mannheim und Santiago de Chile. Freier Autor bei Zeit
und Zeit Campus, schreibt gelegentlich auch für andere.
Mit W. Herrndorf: "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich selbst einmal
so ein beiger Rentner werden würde. Dabei waren alle alten Männer, die ich
kannte, beige Rentner. Alle hatten sie die gleiche graue Haut und fette
Nasen und Ohren, und das deprimierte mich so, dass mir fast schlecht
wurde."
Oana Popa, 26, ich bin in Bukarest aufgewachsen und lebe seit 2011 in
Berlin. Ich studiere Kunstgeschichte und Politikwissenschaft an der FU und
bin Fotografin, meine Interessen gehen aber über diese Grenzen hinaus. Ich
bin an der interdisziplinären Grauzone zwischen Kunst und
Naturwissenschaften (insbesondere Neurowissenschaften) interessiert.
Das Alter verändert unsere Wahrnehmung und unser Bewusstsein. Nehmen wir
an, eine alte Person würde etwa ihrer eigenen jugendlichen Version
begegnen. Gäbe es einen Identitätskonflikt?
Korede Amojo, 20 Jahre alt, studiert Nachhaltiges Management an der TU
Berlin. Geboren und aufgewachsen in Berlin, in einem deutsch-nigerianischen
Elternhaus. Kindheit – Sommerferien und staubige Bolzplätze – „oh“ ist…
Leben schön, wenn der Preis der Zeit noch nicht begriffen ist.
Alter – ein Wort mit fünf Buchstaben und einer Tiefe, die ich in
dreihundert Zeichen nicht fassen kann. Kritischer Journalismus – schreiben
ohne Blatt vorm Mund.
Pia Ditscher, Ich bin 27 und beende gerade mein Publizistik-Studium in
Mainz. Am meisten interessieren mich philosophisch-ethische Themen und
Tier- und Umweltschutz. Bisher konnte ich nur schlecht die Füße stillhalten
und bin immer viel in der Welt unterwegs gewesen. Mal schauen, was nach der
Uni kommt!
Mit dem Älterwerden „durfte“ ich mich insbesondere in den letzten Jahren
auseinandersetzen, denn ich bin ein typisches Kind der Generation Y und
habe eine ordentliche Quarterlife Crisis hinter mir – und mich gefragt: Was
macht das Alter mit der Gesellschaft? Aber vor allem: Was macht die
Gesellschaft mit dem Alter?
Henrik Merker, 21: In Erfurt studiere ich Internationale Beziehungen sowie
Literaturwissen-schaften. Zudem engagiere ich mich in einigen Gruppen,
welche sich die Unterstützung von Refugees, den Kampf für ein
bedingungsloses Bleiberecht und gegen braune Bewegungen auf die Fahnen
geschrieben haben.
Die Floskel „Früher war alles besser“ ist wohl ein Grundpfeiler der
Abkürzungsnazis von PEGIDA & co. Die Furcht vor der dem Altern immanenten
Veränderung des Bestehenden hat derart absurde Auswüchse angenommen, dass
sie bis zu zehntausend hasserfüllte Angsthasen jeden Montag auf die Straßen
Dresdens treibt.
1 Jan 1970
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