# taz.de -- Workshop Nr. 17: Boulevard | |
> Wie berechtigt ist die Trennung zwischen Boulevard- und Qualitätsmedien? | |
Bild: Linker Boulevard? | |
Boulevard, das ist igitt und bäh und pfui. Boulevard, das sind doch die mit | |
den meterhohen Überschriften, die den Stars und Sternchen unter die | |
Bettdecke schauen und rücksichtsloses „Witwenschütteln“ betreiben. Der | |
Boulevard, das sind die, die mit ihren Kampagnen Leute hoch- oder | |
niederschreiben und in deren Berichterstattung nichts stimmt – außer den | |
Fußballergebnissen und den zwanghaften Altersangaben. Boulevardjournalisten | |
mangelt es nicht an Fachkenntnissen, aber umso mehr an moralischem | |
Empfinden. | |
Zynische, gewissenlose Figuren, die das hohe Gut des Journalismus in den | |
Dienst einer bösen Sache gestellt haben. Denn Boulevardjournalismus ist das | |
Gegenteil von Qualitätsjournalismus. Boulevard aber ist in Deutschland | |
hauptsächlich die Bild – und über die haben Günther Wallraff und Max Goldt | |
alles Notwendige gesagt. Ungefähr so denken zumindest in Deutschland die | |
meisten Menschen mit Abitur über den Boulevardjournalismus. Ganz ähnlich | |
sehen es auch die meisten Journalisten – abgesehen von denen natürlich, die | |
beim Boulevard arbeiten. | |
Aber wie berechtigt ist diese Trennung zwischen Boulevard- und | |
Qualitätsmedien? Wie ist Rudolf Augsteins Devise zu verstehen, jeder | |
Spiegel-Artikel müsse so verfasst sein, dass man ihm noch nach dem dritten | |
Bier mühelos folgen kann? Bloße Leserfreundlichkeit? Und warum spricht Kai | |
Diekmann gerne von der „größten und kleinsten Boulevardzeitung | |
Deutschlands“, wenn er die Bild und die taz meint? Nur Provokation? | |
Leidet der Boulevard bloß unter Vorurteilen? Sind Boulevardjournalisten gar | |
eine verfolgte Minderheit, wie jüngst Bild-Redakteur Matthias Bannert | |
klagte, wofür er sich den Spott von Bildblog-Gründer Stefan Niggemeier | |
anhören musste? Und was ist das eigentlich genau, der Boulevard? Erfüllt | |
der Boulevard nicht auch eine öffentliche Aufgabe? Ist gar so etwas wie | |
aufgeklärter Boulevard möglich? Und wie könnte der aussehen? Wir sind sehr | |
gespannt. | |
Seminar I mit Elisabeth Schmidt-Landenberger: | |
Sprache im Journalismus Und wo bitte geht`s hier zum Thema? Wie man Leser | |
in drei Sekunden loswerden – oder gewinnen kann. Elisabeth | |
Schmidt-Landenberger, Jahrgang 1955, arbeitet als Textcoach, Dozentin und | |
freie Textchefin bei großen Verlagen, Journalistenschulen, | |
Fortbildungsakademien und diversen Publikationen. In den vergangenen zwei | |
Jahren war sie zudem in Irak und hat dort Journalisten trainiert und ein | |
Curriculum für eine irakische Medienakademie mitentwickelt derzeit | |
erscheint ein Handbuch „Shortcuts to Journalism“ für arabische Journalisten | |
mit ihr als Autorin. | |
Nach dem Zweiten Staatsexamen in Germanistik und Geschichte hat Elisabeth | |
Schmidt-Landenberger in Tages- und Wochenzeitungen und Magazinen als | |
Reporterin, Ressortleiterin, Textchefin und Chefredakteurin gearbeitet. | |
Zudem hat sie einen Lehrauftrag an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. | |
Seminar II mit Barbara Bollwahn: | |
Dadaismus in der Rudi-Dutschke-Straße: Von wegen, nichts sei älter als die | |
Zeitung von gestern! Bereits erschienene taz-Ausgaben sind nicht nur zum | |
Einwickeln von Fisch oder zum Basteln von Papierschiffchen zu gebrauchen. | |
Es gab bereits Kugelschreiber, deren Aufdruck stolz verkündete: "Ich war | |
eine taz". Doch der Inhalt bereits erschienener tazzen lässt sich auf ganz | |
wunderbare und einzigartige Weise noch ganz anders wieder verwerten und zu | |
neuem Leben erwecken. Aus bereits gedruckten Wörtern entstehen Collagen - | |
absurde, lustige, nachdenkliche, traurige kleine Geschichten - deren Inhalt | |
von schon gedruckten Wörtern und der eigenen Phantasie bestimmt wird. | |
Nachdem die langjährige ehemalige taz-Reporterin Barbara Bollwahn bereits | |
mit Schülern in Berlin und im Schwarzwald Collagenprojekte gemacht hat, | |
gibt es jetzt auch bei der taz diese künstlerische und unterhaltsame | |
Mehrfachverwertung. | |
Barbara Bollwahn, Jahrgang 1964, studierte Spanisch und Englisch an der | |
Universität Leipzig. Nach dem Mauerfall ging sie als Quereinsteigerin in | |
den Journalismus und begann 1991 als Redaktionsassistentin im Berlinteil | |
der taz. Als sie 2007 bei der taz aufhörte, um sich nach zwei Jugendromanen | |
dem Bücherschreiben zu widmen, war sie viele Jahre Reporterin und | |
Kolumnistin. Sie lebt als freie Autorin und Journalistin in Berlin. | |
Seminar mit Sebastian Erb: „Googlen wie die NSA“ | |
Wie recherchiere ich bei Facebook, wenn alles verborgen ist? Wie komme ich | |
an Inhalte von Webseiten, die verschwunden sind? Und wie finde ich mit | |
einer Suchmaschine Dinge, die ich gar nicht finden soll? Sebastian Erb, | |
Redakteur der taz.am wochenende, zeigt im Seminar, dass Online-Recherche | |
viel mehr ist, als schnell ein paar Begriffe bei Google eingeben. Mit den | |
richtigen Tricks kann man oft überraschend viel über Personen und | |
Ereignisse herausfinden. Die TeilnehmerInnen bearbeiten konkrete | |
Recherchefälle und lernen dabei Werkzeuge und Strategien der | |
Online-Recherche kennen. | |
Sebastian Erb, Jahrgang 1984, hat Sozialwissenschaften in Düsseldorf und | |
Brüssel studiert und danach die Deutsche Journalistenschule in München | |
absolviert. Er hat vor allem in den Themenbereichen Protest, | |
Rechtsextremismus und innere Sicherheit recherchiert. Als Reporter ist er | |
regelmäßig auch für Magazine und den öffentlich-rechtlichen Hörfunk im | |
Ausland unterwegs, vor allem in Lateinamerika. | |
[1][Zu den TeilnehmerInnen des 17. taz Panter Workshops. ] | |
22 Oct 2014 | |
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