Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Lola rennt zum Gericht, Diepgen nicht über Los
> ■ Regisseur Tom Tykwer erwirkt einstweilige Verfügung gegen
> Plakat-Kampagne der CDU
„Guten Tag, ich bin der Gerichtsvollzieher.“ So oder ähnlich stellte sich
gestern abend der Beamte an einem Ort vor, an dem man ihn zuallerletzt
vermuten würde – in der Zentrale des CDU- Landesverbandes Berlin. Mit der
einstweiligen Verfügung, die der Beamte überreichte, geht der Streit um das
CDU-Plakat „Diepgen rennt für Berlin“ in die nächste Runde.
Seit dem 29. Dezember wirbt die Union für ihren Regierenden Bürgermeister
Eberhard Diepgen mit einem Motiv, das stark an das Filmplakat „Lola rennt“
angelehnt ist. Die großformatige Werbung, die in den vergangenen Tagen rund
600mal geklebt wurde, sollte einen „schwungvollen Start“ ins neue Jahr und
in den Vorwahlkampf zur Abgeordnetenhauswahl im Oktober signalisieren. Sie
solle verdeutlichen, daß Eberhard Diepgen ein „sportlich fitter
Bürgermeister“ sei, der „für die Geschicke der Stadt rennt“, hatte
CDU-Wahlkampfmanager Volker Liepelt bei der Präsentation des umstrittenen
Plakats im Dezember gesagt.
Vor lauter Elan hatten die CDU-Strategen jedoch ihre Rechnung ohne den
Regisseur Tom Tykwer und seine Produktionsfirma X-Filme gemacht. Die
erwirkten vorgestern eine einstweilige Verfügung gegen die CDU beim
Landgericht Berlin. Strafandrohung: bis zu 500.000 Mark. Auch in München,
beim Verleih Prokino, der „Lola rennt“ vermarktet, wird wohl eine
einstweilige Verfügung vorbereitet. Danach könnte der CDU noch eine
Forderung nach Schadenersatz drohen.
Diepgens sportliches Konterfei wird in jedem Fall schnell von der
Bildfläche verschwinden, denn die CDU hat die Plakatwände ohnehin nur bis
zum 12. Januar gemietet. Was aber bleibt, sind die Internetseite des
Regierenden Bürgermeisters und Tausende Postkarten, die unters Volk
gebracht wurden, ebenfalls im kultigen „Lola“- Design.
Die Berliner CDU zeigte sich am Freitag zu einer außergerichtlichen
Einigung bereit. „Juristische Spagatübungen sind überflüssig“, sagte ihr
Sprecher Matthias Wambach gegenüber der dpa, „wir wollen und nicht
streiten, das war von vornherein nicht unsere Absicht.“
Der Streit hätte früher geklärt werden können: „Von der CDU hat bisher
niemand bei mir angerufen“, sagt Andro Steinborn, X-Filme-Justitiar, der
taz. Schließlich sei es an der Partei, das Gespräch zu suchen. Gänzlich
unversöhnlich scheint die Produktionsfirma von „Lola rennt“ nicht zu sein.
„Wenn wir Schadenersatz verlangen sollten, dann am besten für einen
gemeinnützigen Zweck“, sagte Steinborn. Ilja Weitzel
9 Jan 1999
## AUTOREN
Ilja Weitzel
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.