| # taz.de -- „Freiheit statt Angst“-Demo in Berlin: Und Pofalla sagt, wann S… | |
| > Tausende demonstrieren in Berlin gegen Überwachung. Ein Pofalla-Double | |
| > erklärt mal wieder alles für beendet. Nur welche Partei wirklich | |
| > aufklären will, bleibt offen. | |
| Bild: Nicht Pofalla, gucken aber auch gern genau hin: Merkel und Friedrich –�… | |
| BERLIN taz | Sie stehen schön am Rand, sind aber auch dabei, die Parteien. | |
| Die Grünen haben große Luftballons, die über der Menge schweben. „Meine | |
| Freiheit ist unanzapfbar“, steht darauf. Dann kommt ein Wagen der | |
| Linkspartei. Ihre Luftballons sind kleiner und schweben etwas tiefer. Und | |
| dort die Piraten. Sie haben weniger Luftballons, aber mehr Fahnen. | |
| Bekennende Sozialdemokraten gibt es hier nur so ein paar. Und Junge | |
| Liberale eher wenige. | |
| Das war ja einmal die Streitfrage der Organisatoren: Soll die große | |
| „Freiheit statt Angst“-Demonstration 2013 wirklich noch so knapp vor den | |
| Wahlen stattfinden? Instrumentalisiert das nicht auch? | |
| Am Samstagnachmittag in Berlin ergibt sich ein ganz anderes Bild. Besonders | |
| emanzipiert sieht es im letzten Viertel des Demonstrationszuges aus: Da | |
| fährt ein Wagen der Antifaschistischen Linken Jugend – und ihre Sprecher | |
| machen sich gewillt darüber lustig, wie brav der versammelte Parteienblock | |
| direkt hinter ihnen mitmarschiert. „Wir können uns auf alles verlassen – | |
| nur nicht auf diese Fahnen schwenkenden Möchtegernpolitiker hier hinter | |
| uns.“ | |
| Politiker und Möchtegernpolitiker reagieren souverän, mit Buh-Rufen und ein | |
| paar Rettungsparolen. Schöne Stimmung also, nicht zu affirmativ. | |
| ## 10.000 plus | |
| Mindestens 7.000 Menschen beteiligen sich am Samstag nach taz-Schätzung an | |
| der Großdemonstration gegen Überwachung in Berlin, die Veranstalter | |
| sprechen großzügig von 20.000 TeilnehmerInnen. Berücksichtigt man die | |
| langen Kundgebungen vor und nach der Demo dürften sie ihr Sollziel – | |
| „10.000 plus“ – erreicht haben. | |
| Auffällig bunt und kreativ sind die Demonstranten, unter ihnen auch viele | |
| ältere Menschen, die dem Aufruf der dutzenden Organisationen gefolgt sind. | |
| Ihr Hauptanliegen: Noch vor der Bundestagswahl die vielen | |
| Überwachungsskandale zu thematisieren, die durch die Enthüllungen des | |
| Whistleblowers Edward Snowden in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen | |
| beherrschten. | |
| ## Lustiges Original, etwas pappiges Abbild | |
| Es gibt einen Gast, der unter ihnen besonders gern gesehen ist: Witzfigur | |
| Ronald Pofalla. Das lustige Original, seines Zeichens Kanzleramtsminister, | |
| bemüht sich seit Wochen, die Überwachungsaffäre offiziell für beendet zu | |
| erklären. Sein etwas pappiges Abbild ist hier in Berlin der Beender vom | |
| Dienst. „Es ist alles in Ordnung“ steht groß auf seinem Schild. Und dann | |
| ruft der Mann mit dem Pofalla-Pappgesicht immer wieder: „Ich erkläre diese | |
| Demo für beendet.“ | |
| Es gibt an diesem Samstag sogar so etwas wie eine Wahlbekundung. Kai-Uwe | |
| Steffens vom AK Vorrat steht auf der Bühne am Berliner Alexanderplatz und | |
| ruft: „Wir wollen Politiker, die diese Affäre aufklären, denen | |
| Verfassungstreue nicht immer erst vom Gericht in Karlsruhe beigebracht | |
| werden muss. Nur solche Politiker werden wir wählen. Denn“, ruft er, „wir | |
| wählen: Freiheit statt Angst.“ | |
| Das war gut gesagt, aber jetzt kommt natürlich die Entscheidung: Was heißt | |
| das denn dann? Die mit den großen Luftballons? Die mit den kleinen? Oder | |
| die mit den Fahnen? Ach, scheiße. | |
| 7 Sep 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Martin Kaul | |
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