# taz.de -- roberto bolaño | |
> Schreiben über Diktatur und Sprache | |
Steht eine Erneuerung des politischen Romans bevor? Wer die Bücher des 1953 | |
in Santiago de Chile geborenen, bei Barcelona lebenden Schriftstellers | |
Roberto Bolaño liest, kann diesen Eindruck gewinnen. Wer platte Anklagen | |
erwartet, wird allerdings enttäuscht werden. Einem oberflächlichen | |
Realismus ist Bolaño weit voraus. In seinen Büchern beleuchtet er sehr | |
genau die Durchdringung von Grausamkeit und Kunst sowie von Diktatur und | |
Sprache. | |
Bislang liegen zwei Romane auf Deutsch vor. 1999 erschien „Die | |
Naziliteratur in Amerika“, ein Roman, der wie ein Lexikon aussieht: In | |
kurzen Artikeln werden faschistische Schriftsteller vorgestellt, und bald | |
verwischen sich beim Lesen die Grenzen von Fiktion und Realität. Das ist so | |
genau ineinander gefügt, dass es auch wahr sein könnte. In diesem Frühjahr | |
folgte „Stern in der Ferne“ (beide Verlag Antje Kunstmann) über den | |
Piloten, Lyriker und Folterknecht Carlos Wieder. | |
Sein bisheriges Hauptwerk „Los detectivos salvajes“, etwa 900 Seiten dick, | |
wird zurzeit ins Deutsche übersetzt. Vergangenes Jahr erhielt er dafür den | |
„Rómulo Gallegos“, den wichtigsten südamerikanischen Literaturpreis. Es | |
wird beim Hanser Verlag erscheinen. | |
27 May 2000 | |
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