# taz.de -- Die Rückkehr des Duo infernale | |
> Saarlands Grüne vor dem Aus? Die Skandalmitglieder Ulrich und Pollak | |
> planen den Sturz des Vorstandes | |
SAARBRÜCKEN taz ■ Seit den Kommunalwahlen im Frühjahr 1999 sind die Grünen | |
des Saarlands nur noch in acht Gemeinden oder Kreisen vertreten. Und im | |
Herbst flogen sie aus dem Landtag. Zwei Namen stehen für den Absturz: | |
Hubert Ulrich und Andreas Pollak. Ulrich hatte 1998 mit Rabatten, die | |
Händler den Mandatsträgern einräumten, diverse Autos gekauft und sie dann | |
mit Gewinn weiterveräußert. Und Andreas Pollak, ehemaliger | |
Landtagsabgeordneter, wurde beim Ladendiebstahl erwischt. | |
Ulrich und Pollak planen nun ihr Comeback. Seit vergangener Woche | |
mobilisiert Ulrich in seinem Heimatbezirk Saarlouis alte Seilschaften, um | |
am Sonntag auf der Landesdelegiertenversammlung (LDV) den amtierenden | |
Vorstand zu stürzen. | |
Sollten Ulrich und Pollak tatsächlich wieder den Landesverband beherrschen, | |
würden die Grünen endgültig zur Lachnummer verkommen, warnt der Sprecher | |
des Bezirksverbandes Saarbrücken-Mitte, Christian Bersin. Und die | |
Noch-Vorstandsfrau Simone Peter meint, mit Ulrich und Pollak kehre „das | |
Grauen“ in die Politik zurück. | |
Die Arbeit des nach dem Landtagswahldesaster neu formierten | |
Landesvorstandes, der die Strukurreform der Partei in Angriff genommen und | |
die programmatische Erneuerung organisiert habe, werde so sabotiert, | |
schimpft Landesvorstandssprecherin Irmgard Jochum. | |
Doch alles Klagen wird wenig helfen, denn die meisten Delegierten kommen | |
aus Ortsvereinen, die Ulrich (Saarlouis) und Pollak (Homburg) treu ergeben | |
sind. Saarlouis alleine stellt 45 Delegierte von landesweit 157. Das | |
Erfolgsrezept: Auf den Mitgliederlisten stehen ehemalige Parteigänger von | |
Ulrich und Pollak, die längst nicht mehr im Saarland wohnen und keine | |
Beiträge bezahlen. Darüber hinaus seien Verwandte und Bekannte der beiden | |
in die Partei eingetreten, beklagt Jochum. | |
Als der Landesvorstand im Rahmen einer Mitgliederbefragung die Verhältnisse | |
klären wollte, intervenierte Ulrich. „Parteischädigend“ sei die Aktion, | |
kritisierte er. Denn auf einer Postkarte an den Landesvorstand hätten etwa | |
in Paris lebende „Mitglieder“ auch ihren Austritt aus der Partei erklären | |
können. | |
Die Postkartenaktion ist für Ulrich auch der Anlass für den geplanten Sturz | |
des Vorstands. Was sagt die Bundespartei dazu? Bundesgeschäftsführer | |
Reinhard Bütikofer meinte auf Anfrage: Eine Mehrheit ist eben eine | |
Mehrheit. Deshalb wird Ulrich am Sonntag wohl gewinnen und die Partei alles | |
verlieren. | |
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT | |
16 Jun 2000 | |
## AUTOREN | |
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT | |
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