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# taz.de -- Das Web-Video der Woche: Meta-Ekel übers Internet
> Auf youtube.de zirkulieren Videos von Menschen, die sich ein ekelhaftes
> Filmchen anschauen - und auch so reagieren. Sehr lehrreich!
Bild: Ekel.
Spürbar verständnislos berichtet schon Herodot in seinen "Historien", dass
die Ägypter ihre Notdurft "im Hause" verrichteten. Pfui? Wie mans nimmt -
war der edle Hellene doch von zu Hause gewohnt, dass alle Welt ihr Geschäft
einfach auf der Straße verrichtete. Dass die zivilisierten Ägypter es
vorzogen, sich dafür auf ein privates Örtchen zurückzuziehen, war für
Herodot schlechterdings unvorstellbar.
Ekel als körperlicher Widerwillen gegen Exkremente und anderes organisches
Material war schon immer ein kulturelles Konstrukt, nie eine Konstante.
Seine Faszination indes ist ungebrochen, was nicht zuletzt den Erfolg von
"Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit" (RTL II) oder des
RTL-"Dschungelcamps" gewährt. Eine wahre Zitadelle des Ekels ist
bekanntlich das Internet. Hier wird ja allerhand feilgeboten, was selbst
dem Marquis de Sade Schweißperlen auf die Stirn getrieben hätte - und der
Diskurs noch ein Stückchen weitergedreht: Wer bei der Videoplattform
Youtube den Suchbegriff "2 Girls, 1 Cup" eingibt, wird dafür mit Clips
belohnt, in denen Leute gezeigt werden, die sich ein offenbar extrem
ekelhaftes Filmchen namens "2 Girls, 1 Cup, 0 Shame" anschauen.
Ganz gleich, was darin explizit gezeigt wird: Die Reaktionen der "Opfer"
verdeutlichen auf exemplarische Weise, was der konservative Philosoph Aurel
Kolnai so beschrieb: "Im Ekel ist keine Bedrohung spürbar, nur eine
unerträgliche Belästigung." Ungläubiges Lachen. Heftiges Kopfschütteln.
Hände, die vors Gesicht gehalten werden. Krämpfe. Fluchtreflexe. Und
heftige körperliche Abwehr, die ihrerseits ziemlich ekelhaft ist. Der
Kontakt mit dem Ekelhaften führt zu ekelerregenden Reaktionen, ist also
selbst ansteckend. Wer, außer RTL, hätte das gedacht?
4 Feb 2008
## AUTOREN
Arno Frank
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