# taz.de -- Mehr Flüchtlinge kommen: Berlin braucht Unterkünfte | |
> Rund 5.000 Flüchtlinge nimmt Berlin dieses Jahr auf. Senator Czaja (CDU) | |
> will Notunterkünfte dauerhaft herrichten lassen. | |
Bild: Auch in Hellersdorf gibt es Akzeptanz für die Unterbringung von Flüchtl… | |
Bis Jahresende muss Berlin noch rund 2.700 weitere Flüchtlinge aufnehmen. | |
Das gehe aus einer erstmals erstellten Prognose des Bundesamts für | |
Migration hervor, erläuterte Sozialsenator Mario Czaja (CDU) gestern bei | |
der Vorstellung des Jahresberichts des Landesamtes für Gesundheit und | |
Soziales. 2.300 Flüchtlinge seien dieses Jahr bereits untergebracht worden. | |
Zusätzlich zu den Asylsuchenden kämen 250 Kontingentflüchtlinge aus Syrien, | |
erläuterte Czaja. Voraussichtlich kämen die ersten gut 100 Menschen bereits | |
diesen Monat. | |
Da gleichzeitig zahlreiche Flüchtlinge Berlin wieder verlassen, geht Czaja | |
von rund 1.000 Plätzen aus, die dieses Jahr in Berlin neu geschaffen werden | |
müssen. Diese Zahl verwendet Czaja seit mehr als zwei Monaten, obwohl in | |
diesem Zeitraum mehrere hundert neue Plätze neu entstanden. De facto liegt | |
damit eine deutliche Erhöhung der Prognose vor. | |
## Notunterkünfte nutzen | |
Der Senat plant, dort, wo es möglich ist, in Notunterkünfte zu investieren, | |
um sie in dauerhafte Unterkünfte umzuwandeln. Als Beispiel nannte Czaja die | |
Karl-Bonhoefer-Nervenklinik in Wittenau, in der es derzeit 500 | |
Notunterkünfte gibt. „Wir haben mit Bezirk und Träger vereinbart, die | |
Gebäude in Ordnung zu bringen und sie dauerhaft für Asylbewerber zu | |
nutzen.“ | |
Das Problem: Der aktuelle Haushalt sieht keine Investitionen in | |
Asylunterkünfte vor. Die Gelder dafür muss also der Träger aufbringen – | |
also etwa einen Kredit aufnehmen und den durch die Tagessätze zurückzahlen, | |
die er für die Bewohner vom Land Berlin bekomme. Czaja sagte, dass seine | |
Verwaltung auch im kommenden Haushalt keine Änderungen plant. | |
Die Opposition kritisierte das. Die Grüne Canan Bayram forderte Geld für | |
die Investitionen vom Land: „Mit Geldern im Landeshaushalt könnten wir | |
Wohnraum für Aylsuchende langfristiger planen und müssten nicht immer | |
wieder kurzfristig Notunterkünfte in eigentlich ungeeigneten Gebäuden | |
einrichten.“ | |
Moderierende Töne schlug Czaja gegenüber den Bezirken an. „Das Konzept, die | |
Aylbewerber gleichmäßig auf alle Bezirke zu verteilen, greift“, sagt er. | |
„Die Bezirke werden zunehmend unsere Partner.“ Erheblicher Nachholbedarf | |
bei der Schaffung neuer Unterkünfte bestünde in Steglitz-Zehlendorf und | |
Neukölln. Auch dort jedoch gebe es „konstruktive Gespräche.“ | |
Kritik gab es allerdings für den Bezirk Marzahn-Hellersdorf, wo kürzlich | |
eine Informationsveranstaltung zu einem geplanten Flüchtlingsheim eskaliert | |
war. „Es ist wenig zielführend, wenn Bürgermeister Stefan Komoß (SPD) vor | |
den Medien erklärt, er sei über die Einrichtung der Notunterkünfte zu spät | |
informiert worden. Ich erwarte, dass wir da in Zukunft an einem Strang | |
ziehen“, sagte Czaja. | |
Aus dem Desaster von Hellersdorf habe das Land Konsequenzen gezogen: „In | |
Zukunft müssen Hinweise vom Verfassungsschutz im Vorfeld der Eröffnung | |
neuer Asylunterkünfte ernst genommen werden.“ Man müsse die Debatte über | |
Flucht und Asyl auf Landesebene führen. | |
Der Berliner Flüchtlingsrat forderte für das Asylheim in Hellersdorf | |
unterdessen ein umfassendes Sicherheitskonzept. Dazu gehört laut einer | |
Presseerklärung des Flüchtlingsrats eine Nulltoleranzstrategie durch | |
Polizei und Bezirk für flüchtlingsfeindliche Aktivitäten jeder Art. | |
MARINA MAI | |
17 Jul 2013 | |
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