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# taz.de -- Idealer Nullkandidat
> Joseph Kabila, Sohn des toten Laurent, ist der neue Präsident der
> Demokratischen Republik Kongo
von DOMINIC JOHNSON
Joseph Kabila, der neue Präsident der Demokratischen Republik Kongo,
vereint alle Eigenschaften, die ihn für dieses Amt disqualifizieren. Er
spricht weder Französisch noch Lingala – die beiden in der kongolesischen
Hauptstadt Kinshasa gebräuchlichen Amtssprachen – sondern nur Englisch und
Suaheli; wenn er eine öffentliche Rede hält, wird er also einen Übersetzer
brauchen. Und seine Mutter ist eine ruandische Tutsi, also stammt er nach
gängiger Lesart der kongolesischen Nationalisten vom Erzfeind ab, den man
am liebsten auslöschen möchte.
Geboren wurde Joseph Kabila 1969 oder 1972, in einer Zeit also, als Laurent
Kabila im Busch am Ufer des Tanganyika-Sees im Südosten des damaligen Zaire
als Guerillachef lebte und des öfteren ins Nachbarland Tansania auswich. Er
ging in Tansania und Uganda zur Schule. Als sein Vater den Kongo eroberte,
wurde der Sohn zur militärischen Ausbildung nach China geschickt. Zu Beginn
des bis heute andauernden Kongokrieges im Sommer 1998 machte sein Vater ihn
zum Armeechef. Seither hat er Kongos Regierungstruppen von Niederlage zu
Niederlage geführt. Seine Sternstunde erlebte er am 3. Dezember 2000, als
er in der bisher schwersten Schlacht des Krieges die strategisch wichtige
Stadt Pweto in der Südprovinz Katanga an Kongos Rebellen und Ruandas Armee
verlor. Es war jene Schmach, die katangische Offiziere dazu bewog, den
Sturz Laurent Kabilas zu betreiben.
Joseph Kabila rettete sich damals auf einem Boot über einen See nach
Sambia. Als seine Soldaten ihn fliehen sahen, flohen sie hinterher und
luden ein Schiff so voll mit gepanzerten Fahrzeugen, das es sank. Joseph
Kabila landete jedoch trocken am sambischen Ufer und führte dann seine
3.000 Mitflüchtlinge Anfang Januar als glorreiche Versager in den Kongo
zurück. Zwei Wochen später wurde er schon Präsident, wenngleich unklar
geblieben ist, ob bei der für Vater Kabila fatalen Sitzung mit hohen
Generälen am vergangenen Dienstag auch Sohn Kabila angeschossen wurde.
Seine Erhebung zum Staatschef könnte bedeuten, dass sich die
ideologisierten Hardliner an Kabilas Hof durchgesetzt haben. Vielleicht ist
sie aber auch das Ergebnis eines Kompromisses, wie er eben herauskommt,
wenn sich viele mächtige Generäle nicht einigen können, welcher von ihnen
befördert wird. Wenn er keine eigenen Initiativen ergreift, könnte Joseph
Kabila sich als idealer Nullkandidat für eine noch zu definierende
Übergangszeit im Kongo erweisen, der niemandes Ambitionen stört.
20 Jan 2001
## AUTOREN
DOMINIC JOHNSON
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