# taz.de -- Debatte um Flughafen BER: Mehdorn fasst sich an die Nase | |
> Der Flughafenchef spricht vor Wirtschaftsvertretern, sagt nichts Neues | |
> und weckt trotzdem Begeisterung. Etwa, weil er wieder die Tegel-Debatte | |
> befeuert. | |
Berlin, Flughafen und Applaus – wenn diese drei Dinge plötzlich wieder | |
zusammengehen, dann lässt das aufhorchen. Am Montagmorgen war es so weit: | |
Flughafenchef Hartmut Mehdorn musste seine Rede beim wirtschaftspolitischen | |
Frühstück der Industrie- und Handelskammer (IHK) mehrmals kurz | |
unterbrechen, weil etliche der 300 Zuhörer spontan klatschten. Seit 106 | |
Tagen amtiert Mehdorn nun, und offenbar kehrt zumindest bei den | |
Wirtschaftsvertretern der Stadt allmählich die Hoffnung zurück, mit ihm | |
könne es doch noch etwas werden mit dem neuen Großflughafen BER. | |
Dabei sagte Mehdorn nichts Neues. Viele seiner Sätze entsprachen mitunter | |
wörtlich den schon seit Sonntag nachzulesenden Antworten in einem Interview | |
mit dem Spiegel. Gefühlt in jedem dritten Satz ließ Mehdorn am Montag die | |
Hauptbotschaft seiner Öffentlichkeitsoffensive fallen: „Unsere oberste | |
Priorität ist es, den Flughafen in Betrieb zu nehmen.“ Dieses Mantra | |
wiederholte er auf Publikumsfragen, etwa nach Entschädigungen, auf die | |
Mittelständler hoffen, weil sie durch die abgesagte BER-Eröffnung Schaden | |
erlitten haben. | |
Einen neuen Termin- und Kostenplan wird es erst im Herbst geben, doch schon | |
seit seinem Amtsantritt muss sich alles dem Ziel einer baldigen Eröffnung | |
unterordnen – diese Botschaft packte Mehdorn in gütige und mahnende Worte | |
zu Vergangenheit und Zukunft des Großflughafens. „Die drei Gesellschafter | |
Berlin, Brandenburg und Bund können sich nicht ganz frei von den | |
Entwicklungen der vergangenen Jahre sprechen“, sagte er etwa. | |
Gleichwohl griffen Schuldzuweisungen an die Politik zu kurz. „Wir Manager | |
müssen uns an die eigene Nase fassen.“ Entscheidend für die Endkosten eines | |
Projekts seien die ersten fünf Prozent der Planungs- und Bauzeit, hier | |
müssten Ingenieure ihre Fehler reduzieren. Und wenn die Wirtschaft nicht | |
lerne, die einer Demokratie geschuldeten Fristen und Kosten für die | |
Beteiligung von Betroffenen einzukalkulieren, dann werde es in Deutschland | |
keine Großprojekte mehr geben. „Das ist der Aufpreis unserer Demokratie, | |
und wir können froh sein, ihn zu bezahlen.“ | |
Einen Aufpreis hätten in Berlin aber bald auch andere zu zahlen: die | |
Anwohner des Flughafens Tegel. Denn die Schließung Tegels sechs Monate nach | |
der BER-Eröffnung, wie es 1996 festgelegt wurde, müsse auf den Prüfstand, | |
wolle die Region ein internationales Drehkreuz haben, das bekräftigte | |
Mehdorn erneut: „Keine Hauptstadt der Welt hat nur zwei Landebahnen wie der | |
BER.“ Entscheiden werde darüber die Politik, er wolle nur nicht, dass es | |
später heiße: „Dieser Mehdorn, die Pfeife, hätte ja auch mal was sagen | |
können." | |
24 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Puschner | |
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